Am Samstagabend gibt es eine seltene Form der Bußfeier im Dom mit Weihbischof Herwig Gössl und weiteren Priestern.
Die farbig angestrahlte Marienpforte des Domes ist sicher noch vielen Bambergern in Erinnerung: Am 12. Dezember 2015 hatte Erzbischof Ludwig Schick dieses Portal als "Heilige Pforte" symbolisch geöffnet und damit das von Papst Franziskus ausgerufene "Heilige Jahr der Barmherzigkeit" auch im Erzbistum
Bamberg eingeläutet. Die Marienpforte wird seit Jahrhunderten Gnadenpforte genannt. So mag jeder, der am Samstag, 5. März, zur "Nacht der Versöhnung" um 18 Uhr zum Dom eilt, diesen auch durch die "Heilige Pforte" betreten.
Zumal jeden halbwegs Gläubigen Gnade erwartet in einer selten angebotenen Form der Bußfeier als Höhepunkt im Jahr der Barmherzigkeit. "Sie ist eine Möglichkeit, ganz persönlich eigene Schuld auszusprechen und Vergebung zu bekommen", erklärt Domkapitular Peter Wünsche, Leiter der Hauptabteilung Seelsorge im Ordinariat und bischöflicher Beauftragter für das Heilige Jahr im Erzbistum Bamberg.
Liturgiewissenschaftler Wünsche hat den Wortgottesdienst organisiert, dem Weihbischof Herwig Gössl vorsteht.
Diese Form der Bußliturgie ist seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil möglich, so der Domkapitular. Dazu gehöre neben Lesung und Predigt eine gemeinsame Bußbesinnung: Besinnungsfragen helfen bei der Gewissenserforschung. Derart eingestimmt kann der Einzelne dann einen Priester in einem der drei Beichtstühle im Dom (einschließlich Nagelkapelle) oder im Chorgestühl aufsuchen: zum Bekenntnis der Sünden und für die Lossprechung - allerdings ohne weiteren Zuspruch durch den Beichtvater.
Domkapitular Wünsche macht klar, dass diese Kurzform der Beichte jetzt kein "Sakrament light" ist, sondern eine "vollwertige Beichte". Sie könne deutlich machen, dass Schuld und Versöhnung nicht allein Sache des Einzelnen seien, sondern in einem sozialen Zusammenhang stünden.
"Die Beichte macht aber auch ernst mit der ureigenen Verantwortung jedes Menschen, dem dann auch die sakramentale Vergebung ganz persönlich zugesagt wird", betont Wünsche.
Für die Einzelbeichten ist etwa eine halbe Stunde Zeit anberaumt. Mit einer gemeinsamen Danksagung endet die Feier: "Der Dank soll erfahren lassen, dass Vergebung und Versöhnung ein Grund zum freudigen Feiern sind." Für weitergehende Gespräche stehen bei Bedarf einige Priester auch noch danach zur Verfügung.
Beichtväter sind Weihbischof Gössl, Generalvikar Georg Kestel und die beiden Domkapitulare Hans Schieber und Peter Wünsche. "Diese Nacht der Versöhnung ist ein Experiment", räumt Organisator Wünsche die fehlenden Erfahrungswerte ein. Wenn diese im Bamberger Dom erste Bußfeier mit Einzelbeichte angenommen werde, könne so etwas durchaus wiederholt werden.