Die Flüchtlingshilfeorganisation "Freund statt fremd" hatte indirekt Kontakt zu dem mutmaßlichen Islamisten. Sie warnt vor Pauschalurteilen.
Christiane Laaser betreut viele syrische Familien. Deshalb hat sie bereits am Dienstag von der Verhaftung eines Mannes gehört, der möglicherweise einer militanten islamistischen Organisation angehört. Die Festnahme mitten in Bamberg ist für die Vorsitzende der Flüchtlingshilfeorganisation "Freund statt fremd" eine schlimme Nachricht. Dies nicht nur wegen der Bedrohung, die möglicherweise von solchen Männern ausgeht. Laaser fürchtet, dass die Verhaftung die Arbeit der Helfer erschweren und ohnehin vorhandene Vorurteile verschärfen könnte. "Ich möchte nicht, dass nun wieder alle über einen Kamm geschoren werden." Ohne den Vorfall herunterzuspielen, betont die Flüchtlingshelferin, dass man nüchtern und mit der gebotenen Sachlichkeit auf die Erkenntnisse reagieren müsse.
Auch durch die Tatsache einer Verhaftung dürfe man sich nicht zu Vorverurteilungen hinreißen lassen, sondern müsse abwarten, ob sich der Verdacht erhärtet. Fakt sei, dass die meisten Syrer in Bamberg genau vor jenen Bedrohungen geflohen sind, die durch Terrororganisationen wie den IS, Al-Nusra oder auch die Fassbomben des Assad-Regimes ausgelöst werden. Schon die Übergriffe in Köln und die Terroranschläge in Brüssel hätten unter den in Bamberg lebenden Syrern Entsetzen ausgelöst.
Für Laaser, die über Betreuungspersonen indirekt Kontakt zu dem jungen Mann hatte, war nicht erkennbar, dass ein islamistischer Hintergrund vorliegt oder dass es sich sogar um einen Angehörigen einer militanten islamistischen Organisation handeln könnte, der in Syrien gekämpft haben soll, um dort einen Gottesstaat zu errichten. Gleichwohl gibt es Gerüchte, wonach der Mann behauptet habe, dem Islamischen Staat anzugehören.
Dies ist bislang aber nicht bestätigt. Die Staatsanwaltschaft in Bamberg geht bisher davon aus, dass der festgenommene Mann zwar einer militanten islamistischen Organisation angehört, aber nicht dem IS.
Vor voreiligen Schlussfolgerungen warnte am Mittwochnachmittag auch der CSU-Kreisvorsitzende Bürgermeister Christian Lange (CSU). Wie Lange sagte, ist die Verhaftung bei aller Dramatik auch ein gutes Zeichen. Durch die gute Arbeit der Sicherheitsbehörden, der Staatsanwaltschaft und der Polizei, sei es gelungen, den Fall aufzudecken. "Sollte sich der Verdacht als berechtigt erweisen, muss die Justiz hart reagieren", sagte Lange. Dennoch solle man sich davor hüten, aus einem bisherigen Einzelfall allgemeine Aussagen abzuleiten und alle Asylbewerber unter einen Generalverdacht zu stellen.
Zu einer nüchternen Betrachtungsweise riet auch der langjährige Bamberger SPD-Stadtrat Heinz Kuntke. Es sei angesichts der Vielzahl der Einreisen nicht auszuschließen gewesen, dass auch Menschen nach Deutschland kommen, die böse Absichten im Schilde führen.