Mit einem Klick die Zeit anhalten

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Gerd Müller in Aktion Foto: pr
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Geschichte und Geschichten lässt Gerd Müller aufleben. Seine Fotoausstellung ist noch bis Januar beim Bamberger Jazzclub zu sehen. Kreativ zeigt sich der Gundelsheimer auch im Musikbereich auf seiner Homepage, die eine wahre Fundgrube für Pop-, Rock-, Folk- und Klassikfans ist.

In seinen Aufnahmen steht die Zeit still. Historische Momente leben auf, Perspektiven, die Bamberg verloren gingen. Seit über einem halben Jahrhundert betrachtet Gerd Müller die Welt nun schon durch den Sucher der Kamera und bewahrt damit Geschichte und Geschichten. Davon erzählt auch die Ausstellung, die der 68-jährige Gundelsheimer noch bis Ende Januar in der Galerie des Jazzkellers zeigt.

"Mit 14 bekam ich meine erste Kamera, die den Krieg überlebt hatte - Baujahr 1938", berichtet der Hobbyfotograf. Mit ihr ging der Franke auf Motivsuche und experimentierte. Brenzlig waren Anfang der 60er-Jahre noch Aufnahmen bei Dunkelheit, an die sich Müller besonders gut zurückerinnert: "Es gab den Beutelblitz, bei dem Blitzlichtpulver über eine Lunte in einer Art Teebeutel gezündet wurde.
Das hatte mich schon als Kind fasziniert."

Ein Sautrog als Brücke

Im Zuge der Moderne schwang in den Sixties auch in Bamberg die Abrissbirne. Man setzte umstrittene Maßnahmen um, die Müller zur Kamera greifen ließen: "Ich hielt fest, was ein für allemal verschwinden sollte": Angefangen vom Haus "Zum Marienbild" am Kaulbergfuß über das Leisthaus am Obstmarkt bis hin zur Unteren Brücke, deren mittlerer Bogen kurz vor Kriegsende gesprengt worden war. "Notdürftig hatte man die Brücke instand gesetzt, um nun eine Art ,Sautrog' zu schaffen, wie viele Bamberger lästerten." Eine Diareihe entstand aus der Ruine und anderen verlorenen Motiven und Perspektiven, die mittlerweile im Stadtarchiv zu finden sind.

Ja, Gerd Müller weiß den Finger in die Wunde zu legen. So prangerte er erst im Juni während der WM auch die Ansammlung blauer Häuschen im Herzen der Stadt über ein Leserfoto im FT an. Um den Maximiliansbrunnen drängten sich die Klos, die "Public Viewern" die nötige Erleichterung verschafften, dem Gundelsheimer aber gehörig stanken: "Selbst die Fronleichnamsprozession zog an den Toiletten vorbei."

Um König Max Toiletten

Wie sich König Max wohl inmitten der stillen Örtchen fühlte, über denen er thronte? Die Brunnenfigur erwacht auf einem der Bilder, die im Jazzkeller zu sehen sind, zum Leben und greift nach einem leuchtend roten Luftballon: Ein Motiv, das Müller während des Weltkulturerbelaufs sah, als sich die meisten anderen Kameras vor dem Rathaus auf die Sportler richteten. Das Domjubiläum lebt in einer weiteren Aufnahme auf: "Dem Himmel entgegen" schwebt Volker März' "Bamberger Engel" - mit blutroten Haaren, vorbei an der versteinerten Maria. Welch schaurig-schöner Kontrast.

Dabei ist das "Malen mit Licht" nicht die einzige Leidenschaft Müllers, der 43 Jahre lang bei der Stadtverwaltung tätig war und sich zuletzt für die VHS engagierte, deren Pantomimengruppe ebenfalls bei der Jazzclub-Ausstellung zu bewundern ist. Schon mal von "Gerds Musicpage" gehört, die eine wahre Fundgrube für Fans unterschiedlichster Stilrichtungen ist? "Alles begann im Grunde mit der Orgelmusik, die ich als Kind in der Lichtenfelser Pfarrkirche lieben lernte", sagt der Gundelsheimer. Bald sammelte Müller Platten, begeisterte sich für Größen wie Olivier Latry, der in der Bamberger Konzerthalle gastierte - und entdeckte andere Genres, die ihn bis heute ebenfalls faszinieren: Klassik, Folk, Rock und Pop, "schließlich wuchs ich auch mit den Beatles auf".

Über 3000 CDs, LPs, DVDs und Blu-rays umfasst mittlerweile Müllers Sammlung: Werke von Künstlern, deren Geschichte und Geschichten auf seiner "etwas anderen Musikseite" nachzulesen sind. So stellt der 68-Jährige kreative Köpfe vor, die sein Leben begleiten - "über 150 Interpreten aus verschiedensten Bereichen". Darunter Mark Knopflers Bruder David, den der Dire-Straits-Fan bei einem Exklusivinterview kennenlernte. "Bald darauf gestaltete ich seine deutschsprachige Seite". Aber sehen Sie sich einfach selbst im Netz unter www.gerds-musicpage.de um und beim Jazzclub, wo Müllers Fotoausstellung an Konzerttagen von 18 bis 21 Uhr zu sehen ist.