Dank Eigenleistung und unter Einhaltung aller Denkmalschutzrichtlinien wurde am Kirchplatz in Mistendorf ein lange währender Traum wahr.
Kirchplatz 2: Die Lage, nur einen Steinwurf entfernt von der Kirche und dem Pfarrhaus, gehört zum Mittelpunkt des Strullendorfer Ortsteils Mistendorf und war für Marina Schmitt, die von Kindheit an im Elternhaus gegenüber lebt, und Tobias Dremel wohl mit einer der ausschlaggebenden Faktoren, sich einer Sanierung dieses Wohnhauses zu widmen. Die Renovierung des eingeschossigen Bauernhauses wurde zu einer mehrjährigen Lebensaufgabe für die beiden.
Die Alternative, neu im Garten zu bauen, anstatt sich der Marathonaufgabe "Ruine unter Denkmalschutz" hinzugeben, war schnell verworfen. Im November 2012 erfolgte mit der Ausräumung der Scheune der Startschuss dieses vom Architekten Theodor Denzlein, einem Mistendorfer "Urgestein", geleiteten Großprojekts. Zu Jahresbeginn 2013 begannen die Schwerstarbeiten hinsichtlich Boden, Wände und Decken. Mit dieser "Knochenarbeit", dank tatkräftiger Unterstützung aus dem Verwandten- und Freundeskreis, wurden Hunderte von Tonnen bewegt, zumal die Decken und Böden bis zu 60 Zentimeter stark waren. Viel Zeit wurde auch in den Rückbau einer vor 40 Jahren errichteten Loggia investiert. Die gesamten Sanierungsmaßnahmen erfolgten nach einem Gestaltungskatalog, der mit dem Landesamt für Denkmalschutz exakt abgestimmt war.
Abwechslungsreiche Geschichte
Nachdem die statischen Konstruktionsmaßnahmen hinsichtlich der Deckenbalken, des Dachstuhls erledigt waren, wurde das Dach des um 1700 erbauten Hauses mit Bieberschwänzen eingedeckt. Dieses typisch fränkische Bauernhaus hat mit seinem ortsbildprägendem Ensemble eine abwechslungsreiche Geschichte: Schule, Gasthaus und auch Wohnhaus für den Kirchenmesner.
Als sehr arbeitsintensiv erwiesen sich auch die Natursteinarbeiten, so wurde der Sockel ausgebessert, und auch die Rekonstruktion der Fenstergewände. Die geliederten Fenster, zu Beginn des 20. Jahrhunders eingebaut, blieben erhalten und erfuhren durch Kastenfenster eine Ergänzung. Ermöglicht wurde dies alles nur aufgrund des hohen Eigenteils - Tobias Dremel und sein Vater Bernhard haben wochenlang Balken abgeschliffen und ausgebessert. Apropos Vater: Robert Schmitt, der seiner Tochter das Haus überschrieben hat, gehört auch zu den Helfern, die das Komplettprogramm seit der Scheunen-Räumung mitmachten. Auch für ihn wurde die Baustelle zum "zweiten Zuhause".
Gute Zusammenarbeit
2015 folgten dann der Innenputz, Bodengestaltung, Installationen, Trockenbau, Heizung und Estrich, um nur ein paar Meilensteine zu nennen. Bei diesem Bauabschnitt funktionierte die Zusammenarbeit der Firmen mit den "Machern vor Ort" vorzüglich. Trotz der entsprechenden Unterstützung des Landesamtes für Denkmalschutz, der Oberfrankenstiftung, der Bayerischen Landesstiftung und der Gemeinde Strullendorf sowie den beauftragten Unternehmen blieben Marina, Tobias und Bernhard sehr oft "Einzelkämpfer", die über die Jahre hinweg vom familiären Bezug angetrieben wurden.
"Obwohl alles gut gelaufen ist, möchte ich dies kein zweites Mal machen. Dass so viel Arbeit auf uns zukommt, hatte ich nicht gedacht. Natürlich bin ich über das Ergebnis sehr froh", blickt Tobias Dremel drei Jahre zurück. Letztlich sind auch Marina Schmitt und Bernhard Dremel ("ich wusste, was auf uns zukommt") glücklich über die gelungene Instandsetzung der ehemaligen Ruine. Auch die Hofanlage und die neuen Nebengebäuden wurden so gestaltet, dass sie ins Ortsbild passen.
Erster Bürgermeister Wolfgang Desel (CSU) weilte des Öfteren auf der Baustelle, um sich ein Bild zu machen. "Das ist ein Vorzeigehaus, das das Ortsbild prägt. Die Arbeitsleistung kann man nicht hoch genug schätzen. Mistendorf hat ein neues Schmuckstück bekommen, noch dazu in dieser herrlichen Lage." Der Einzug ist für Ende des Jahres geplant.