Dass so viele Lkw auf unseren Autobahnen unterwegs sind, hat auch viel mit unserem Konsumverhalten zu tun. Denn alles muss möglichst schnell verfügbar sein.
Die tragischen Unfälle der vergangenen Tage werfen wieder Fragen nach der Schuld auf. Wenn ein Fahrer am Steuer einschläft oder das Stauende an der Baustelle übersieht, ist von menschlichem Versagen die Rede, wenn ein anderer seinen Lkw einfach auf dem Standstreifen abstellt, von grober Fahrlässigkeit (und weniger von der Parkplatznot an Autobahnen).
Doch kann die tragische Häufung individueller Fehler zugleich in einen größeren Zusammenhang gebracht werden. Der Konsument von heute will immer alles verfügbar haben, immer möglichst schnell und möglichst preiswert. Das geht nicht ohne Zigtausende Lkw, die die Waren von A nach B befördern. Daraus bedingen sich immer wieder neue Baustellen, die nach Abschluss der Arbeiten unsere Autobahnen schneller und die ausgewalzten Pfade wieder befahrbarer machen sollen.
Insofern kann man nicht die Zahl der Baustellen für die Unfallhäufungen verantwortlich machen, denn auf maroden Straßen passiert sicher nicht weniger. Konzentriert man sich auf die Lkw-Fahrer, spricht man schnell über Zeit- und Kostendruck, der wiederum auch vom Konsumenten ausgeht. Weil wir unser Konsumverhalten so schnell nicht ändern werden und selbst trotz aller Staus noch gerne Auto fahren, müssen wir uns eben noch etwas mehr mit den Folgen arrangieren.
Das heißt zum Beispiel, sich über die Verkehrslage zu informieren und auch mit plötzlichen Staus zu rechnen, lieber mal zu spät zu kommen als nachher regelwidrig Zeit reinzuholen, vielleicht auch manche unnötige Fahrt zu vermeiden und dafür wieder bewusster am Steuer zu sitzen - nicht mit den Gedanken stets woanders. Was bleibt, ist das Versagen der anderen, mit dem man immer rechnen sollte. Und auf das man mit viel Glück noch reagieren kann.
Heute gilt: Je mehr Gütertransport, um so mehr Steuereinnahmen.
Und die Steuereinnahmen werden gebraucht, wenn Deutschland weiter Zahlmeister bleiben will. Und danach sieht es aus. Wird doch trotz Rekordsteuereinnahmen schon wieder der Ruf nach Steuererhöhungen laut. ( Vermögensteuer, Erbschaftssteuer, Diesel, etc.)..
Die Zeiten, in denen der Großteil der produzierten Güter gemütlich mit der Eisenbahn durch die Gegend transportiert wurde, sind vorbei.
Und mehr Verdichtung durch den Bau von mehr Lagerhallen plus einen zusätzlichen Bahnanschluß, das mag vielleicht für neue Fabriken in Polen machbar sein, aber wahrscheinlich nicht für die Gegend um Stuttgart, Frankfurt oder München.
Wo es wirtschaftlich Sinn macht, wird ja aber sowieso mit der Bahn transportiert, hauptsächlich Containertransport zu den Überseehäfen. Dafür sorgt schon der starke Wettbewerbsdruck.
Der steigende Wettbewerbsdruck unter den Speditionen und die gesunkenen Frachtpreise sorgen übrigens auch schon längst dafür, dass Leerfahrten grösstenteils der Vergangenheit angehören.
Der Wettbewerbsdruck ist aber wahrscheinlich auch dafür verantwortlich, dass LKW-Fahrer immer schlechter bezahlt werden. Lohnerhöhung ist dort ein Fremdwort. Das führt natürlich dazu, dass gute LKW-Fahrer aus Deutschland Mangelware werden. Abhilfe schaffen dann zwar LKW-Fahrer aus Polen. Aber die müssen am Montag in aller herrgottsfrüh erstmal aus Polen anreisen und haben dann, wenn sie sich für ihre 10 bis 15 Stunden Schicht hinters Steuer setzen, schon über fünf Stunden auf dem Buckel. Das erhöht dann nicht die Konzentrationsfähigkeit. Das soll natürlich nicht heißen, dass nur die polnischen LKW.Fahrer das Problem sind. Ich erinnere mich noch an den Fall, wo ein junger LKW-Fahrer, weil er eine Kräutermischung geraucht hatte, seinen Truck im Verkaufsraum der Rastanlage Würzburg geparkt hatte. Na ja, bei den Vorbildern in der Politik muss man sich nicht wundern.
Seit Jahren missbraucht unsere Industrie die LKW´s als fahrende Lager. Dank unserer Politik ist es billiger Waren von LKW´s „Just in Time“ anliefern zu lassen, als ausreichenden Vorrat vor Ort in Hallen zu lagern.
Wieso darf z.B. ein Autokonzern das Risiko eines Fließbandstillstandes auf den Zulieferer und der wieder auf den Transporteur abwälzen, der dann seine Fahrer ohne ausreichende Pausen über die Autobahn jagt?
Warum werden die Firmen nicht gezwungen Vorrat für mehrere Schichten vor Ort zu lagern?
Das würde die Straßen enorm entlasten und mit dem Zeitabstand wäre es jederzeit möglich, die Güter wieder auf Zügen quer durch Europa zu transportieren.
Die Industrielobby will das aber nicht und die Politiker machen willfährig mit!
Aber nicht nur die Industrie, die Politiker selbst steuern zu verstopften Straßen bei:
Wie kann es sein, dass es z.B. dank der EU-Subventionspolitik billiger ist, wenn Rinder und Schweine in Bulgarien gekauft, in Spanien geschlachtet, in Polen zerlegt und in Holland zu Wurst verarbeitet werden, anstatt die Lebensmittelherstellung auf wenige Orte zu konzentrieren?
Da werden Millionen von Rindern und Schweinen 4 Mal quer durch Europa auf LKW´s gefahren, ein paar Mäster und Fleischbetriebe verdienen sich eine goldene Nase bis das Billigfleisch in den Kühltruhen unserer Discounter landet und wenn wir Pech haben, ist dank der undurchsichtigen Fleischschieberei auch noch das ein oder andere Pferd dabei.
Mit Verlaub, ein paar unserer Politiker ticken offenbar schon lange nicht mehr richtig!