Mehr Ökologie wagen

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Steilhänge für Eisvögel, Inseln für Wasservögel und Flachwasserzonen für laichende Fische umfasst die Renaturierung der Baunach zwischen Reckendorf und Reckenneusig. Foto: Schanz
Steilhänge für Eisvögel, Inseln für Wasservögel und Flachwasserzonen für laichende Fische umfasst die Renaturierung der Baunach zwischen Reckendorf und Reckenneusig. Foto: Schanz
Der Main bei Baunach hat im Zuge der Renaturierung Mäander, Kiesbänke und Inseln bekommen. Foto: Sebastian Schanz
Der Main bei Baunach hat im Zuge der Renaturierung Mäander, Kiesbänke und Inseln bekommen. Foto: Sebastian Schanz
 
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Flüsse sollen aus ihren beengten Betten befreit werden. Dafür rollen im nördlichen Landkreis Bamberg die Bagger. Reckendorf, Baunach, Lauter, Hallstadt, Zapfendorf: Einige Maßnahmen wurden bereits umgesetzt, weitere sind geplant.

Ein neues Apartment für den Schönheitskönig der heimischen Vogelwelt haben Reiner Kalnbach und Thorsten Söllner mit ihren Maschinen zwischen Reckendorf und Reckenneusig geschaffen. "Der Eisvogel ist da", sagt Gewässerökologe Martin Weierich und blickt über die Baustelle. Eine künstlich geschaffene Naturzone: Der Bagger befreite die Baunach aus ihrem beengten Bett.

In den lehmigen Steilhängen wird der Eisvogel stabile Bruthöhlen bauen können. "Auf den kleinen Inseln können sich Bodenbrüter ansiedeln, da sind sie sicher vor dem Fuchs", sagt Weierich. In den neu geschaffenen Flachwasserzonen können Kiesbänke entstehen: ideale Laichplätze mit geringer Strömung. Totholz soll den Fischen Verstecke vor dem Kormoran und anderen Räubern bieten.

"Wo es sich anbietet und der Flusslauf gerade ist, da führen wir diese Renaturierungsmaßnahmen durch", erklärt Georg Seidl, Abteilungsleiter am federführenden Wasserwirtschaftsamt Kronach. 25 000 Euro kostet das Einzelprojekt. Grundbesitz exklusive. "Wir sind stets bemüht, Grundstücke an Gewässern zu erwerben", sagt Seidl. Im Wasserwirtschaftsamt suchen sich die Planer gezielt Flussabschnitte in schlechtem ökologischen Zustand aus: "Dort sollen Hotspots für die Wiederbesiedlung entstehen."

Angler hoffen auf Bruterfolge

Die Angler sehen das positiv, hoffen darauf, dass sich die Renaturierungen auf den Fischbestand auswirken. "Früher sind die Flüsse ja als Kanäle angelegt worden, mit den Mäandern und Flachwasserzonen könnte die Brut erfolgreicher werden", sagt Detlef Mohr. Der Vorsitzende des Anglervereins Baunach und Umgebung hat auch konkrete Fischarten im Sinn: "Allgemein hat es die Nase viel gegeben hier in der Region, die gibt es kaum mehr." Die Bachforelle müsse immer wieder eingesetzt werden, könne sich ohne Hilfe nicht halten. Die Äsche sei ein Fisch, der nur sehr schwer zu züchten sei. Auch er könnte durch Flussbette mit Mäandern und Flachwasserzonen profitieren. Ein solches ist auch bei Baunach entstanden: am Main im Seegebiet. Mehrere Inseln entstanden hier, reichlich Kiesbänke und abgeflachte Ufer, Totholz und Kurven.

Kleine und große Maßnahmen

Ein ähnliches Projekt ist auch an der Lauter bei Appendorf gelaufen. Seidl nennt außerdem die Mittelebrach bei Mönchsambach. "Es geht um Gewässeraufwertungen, wo Strömungen verlangsamt werden." Die Kosten der Baumaßnahmen allein halten sich demnach mit jeweils etwa 25 000 Euro in Grenzen. Drei bis vier solcher kleinerer Maßnahmen will das Wasserwirtschaftsamt Kronach jedes Jahr im Landkreis Bamberg umsetzen. Wo genau diese realisiert werden, ist noch nicht festgelegt. "Wenn es sich anbietet, kann das relativ schnell passieren", sagt Seidl.

Eine größere Renaturierung ist laut dem Abteilungsleiter für 2020 bei Hallstadt geplant: 500 000 Euro sind vorgesehen, um mainaufwärts der Eisenbahnbrücke auf großer Fläche Ufer abzuflachen.

Bereits gelaufen sind in den vergangenen Jahren richtig große Renaturierungen: Bei Zapfendorf wurde der Main buchstäblich verlegt, was rund fünf Millionen Euro gekostet hat. Eine weitere Renaturierung hat im Rahmen des Ausbaus der ICE-Strecke bei Ebing stattgefunden, hier war die Deutsche Bahn federführend. Ein übergeordnetes Projekt seit 2010 nennt sich Life-Natur, widmet sich dem gesamten Maintal in der Bamberger Region und hat ein Finanzvolumen von 2,2 Millionen Euro.

"Aufgrund des Siedlungsdrucks wurde den Flüssen über Jahrhunderte Platz weggenommen", sagt Seidl. Um der Landwirtschaft zu helfen, wurden Felder trockengelegt und Bäche begradigt. Nach und nach sollen diese Eingriffe zurückgenommen werden - dahinter steht die europäische Wasserrahmenrichtlinie. Den ökologischen Zustand der Flüsse und Bäche im Landkreis Bamberg bezeichnet Seidl als "gut bis mäßig, manchmal auch schlecht".

Was bisher gelaufen sei, sei vorbildlich, lobt Martin Bücker, Vorsitzender des Bundes Naturschutz Bamberg. "Die Tendenz ist positiv, denn es wird etwas gemacht." Freilich gebe es noch immer viel zu tun.