McFit-Kunden "unangemessen benachteiligt": Kette lenkt nach Urteil aus Bamberg ein

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McFit-Kunden "unangemessen benachteiligt": Kette lenkt nach Urteil aus Bamberg ein
McFit hätte die Drehkreuz-Regel nie einführen dürfen. Das ist jetzt klar.
McFit-Kunden "unangemessen benachteiligt": Kette lenkt nach Urteil aus Bamberg ein
Christoph Reichwein/dpa/Archivbild

Die fränkische Fitnesskette McFit hatte 2022 die Preise erhöht - Kunden stimmten mit dem Betreten des Studios automatisch zu. Nach einem langen Rechtsstreit ist die Sachlage nun eindeutig.

Die bekannte Fitnessstudio-Kette McFit aus Schlüsselfeld (Landkreis Bamberg) hatte Anfang April 2022 mit einer plötzlichen Preiserhöhung für mächtig Ärger bei vielen Mitgliedern gesorgt. Nur wenige Tage zuvor, in der letzten März-Woche 2022, hatte McFit angekündigt, die Tarife für Neu- und Bestandskunden von 19,90 Euro auf 24,90 Euro zu erhöhen.

Grund seien "die Pandemie und deren Auswirkungen auf die Wirtschaft", hieß es damals. Im Anschluss sorgte eine neue Drehkreuz-Regel zur Zustimmung für weitere Kritik an der Kette. Verbraucherschützer hatten daraufhin Klage eingereicht. Zwei Jahre später war ein Urteil am Landgericht Bamberg gefallen. Dagegen hatte McFit Berufung eingereicht. Nun ist der Rechtsstreit beigelegt, wie das Landgericht Bamberg am 28. Februar 2025 mitteilt.

Update vom 25.02.2025: McFit unterzeichnet Unterlassungserklärung - "unlautere Handlung"

Im Februar 2025 entschied das Landgericht Bamberg in einem aufsehenerregenden Fall über die Preiserhöhung bei der Fitnessstudiokette McFit. Die Kette hatte die monatlichen Beiträge ab April 2022 um 25 Prozent erhöht. Die Zustimmung der Mitglieder zu dieser Erhöhung wurde durch das Passieren der Drehkreuze im Studioeingang als gegeben angesehen. 

Ein Dachverband von Verbraucherzentralen klagte gegen diese Geschäftspolitik. Das Gericht stellte im Frühjahr 2024 fest, dass die einseitige Erhöhung der Beiträge die Mitglieder "unangemessen benachteiligt" und als "unlautere Handlung" gemäß dem Gesetz gegen unlauteren Wettbewerb (UWG) einzustufen sei. Die Betreiberin wurde verurteilt, solche Klauseln in ihren Allgemeinen Geschäftsbedingungen zu unterlassen.

Die Mitglieder standen vor der Wahl, die Erhöhung zu akzeptieren oder auf das Training zu verzichten. Trotz der Möglichkeit, der Erhöhung nachträglich zu widersprechen, sah das Gericht hierin eine unzulässige Druckausübung. Zunächst legte McFit Berufung ein, gab jedoch während des Verfahrens eine Unterlassungserklärung ab. Die Parteien hätten "den Rechtsstreit übereinstimmend für erledigt" erklärt, so das Landgericht. Eine Drehkreuz-Zustimmung wird es bei McFit künftig also nicht mehr geben. 

Update vom 23.04.2024: Drehkreuz-Zustimmung bei McFit war "unzulässig" - Urteil am Landgericht Bamberg

Wer das Drehkreuz am Eingang passierte, stimmte automatisch einer Preiserhöhung zu: Diese Geschäftspraxis habe das Landgericht Bamberg der RSG Group GmbH untersagt, die Fitnessstudios der Marke McFit betreibt. Das Gericht sehe darin eine "aggressive geschäftliche Handlung", teilt der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) mit, der gegen das Vorgehen des Unternehmens geklagt hatte.

"Mitgliedern mit dem Betreten des Fitnessstudios die Zustimmung zu einer Preiserhöhung aufzuzwingen, geht gar nicht. Mitglieder müssen sicher sein, dass sie beim Passieren des Drehkreuzes keinen Vertragsänderungen zustimmen. Das Gericht bestätigt die Auffassung des Vzbv, dass der Anbieter wettbewerbswidrig gehandelt hat", so Ramona Pop, Vzbv-Vorstand. McFit informierte 2022 unter anderem per Aufsteller im Eingangsbereich der Studios zur neuen Zustimmungsregel. 

Das Landgericht Bamberg sei der Auffassung, dass hiermit "die Entscheidungsfreiheit der Verbraucher:innen unzulässig beeinflusst wurde", so der Verband. Mitglieder konnten die Studios demnach nur über die Drehkreuze betreten. "Indem das Passieren des Drehkreuzes aber als Zustimmung gewertet wurde, standen die Mitglieder vor der Entscheidung, die Preiserhöhung mit dem Betreten des Studios zu akzeptieren oder nicht trainieren zu können", heißt es. Auch seien viele Mitglieder "überrumpelt" gewesen, weil sie erstmals im Studio von der Erhöhung erfahren hätten. Das Urteil sei noch nichts rechtskräftig. 

Erstmeldung vom 22.04.2022: McFit holt sich Zustimmung zu Preiserhöhung per Drehkreuz - "ganz unkompliziert"

Mitglieder erhielten diese Woche eine weitere Mail von McFit: "Schon jetzt danken wir dir von Herzen für deine Treue, denn dieser Schritt ermöglicht uns für die größte Fitnesscommunity Deutschlands weiterhin eine sportliche Heimat zu bieten", heißt es dort.

"Für die geplante Beitragsanpassung benötigen wir jedoch deine Zustimmung", so McFit weiter. "Dafür kannst du dich einfach an unseren Kundenservice wenden oder ganz unkompliziert bei deinem nächsten Studiobesuch unser Drehkreuz passieren. Beachte bitte dazu auch die Hinweise vor Ort in deinem Studio", schreibt die Kette.

Sofern das Mitglied nicht einverstanden sein sollte, "wende dich bitte vor deinem nächsten Studiobesuch an unseren Kundenservice auch zu Fragen einer etwaigen Rückerstattung", heißt es. Bei der Verbraucherzentrale Bayern wirft diese Methode einige Fragen auf, wie eine Sprecherin gegenüber inFranken.de erklärt. 

Drastische Preiserhöhung bei McFit - Verbraucherschützer mit klarem Urteil

Das fange bereits bei der Preiserhöhung selbst an. "Die Allgemeinen Geschäftsbedingungen bei McFit sehen nur eine Preiserhöhung vor, wenn die Mehrwertsteuer erhöht wird", sagt die Sprecherin. Zusätzlich gebe es laut eines Paragrafen aus dem Bürgerlichen Gesetzbuch (BGB) eine "Anpassungsmöglichkeit, doch es ist fraglich, ob die hier vorliegenden Argumente die Preiserhöhungen rechtfertigen", erklärt die Sprecherin. 

Sollte dies der Fall sein, benötige McFit auf jeden Fall die Zustimmung der Mitglieder, denn dann handle es sich "nicht um eine einseitige Erhöhung". Die Zustimmung per Drehkreuz "halten wir für kritisch", so die Verbraucherzentrale. "Es ist schwierig, ob das so stillschweigend möglich ist. Denn es kann auch sein, dass die E-Mail dem Mitglied vielleicht gar nicht zugeht oder es sie übersieht." 

Daran ändere auch die Tatsache nichts, dass McFit die Hinweise direkt an den Drehkreuzen angebracht hat. "Da werden zwei Dinge miteinander verbunden, die eigentlich nichts miteinander zu tun haben, nämlich der Eintritt ins Fitnessstudio und die Zustimmung zur Vertragsänderung", sagt die Sprecherin. Man müsse "aktiv werden, um nicht zuzustimmen", so die Kritik der Verbraucherschutz-Beauftragten. 

"Fader Beigeschmack": Das können McFit-Mitglieder jetzt noch tun - ein Risiko bleibt

Bei der Verbraucherzentrale glaubt man, "das landet sicher vor Gericht". Diese müssten dann entscheiden, ob McFit rechtmäßig gehandelt hat. "Es ist auf jeden Fall zu empfehlen, dem Kundenservice mitzuteilen, dass man nicht zustimmt", so die Sprecherin. 

Damit gehe man aber auch das Risiko ein, "dass McFit als Reaktion den Vertrag kündigt". Auch hier blieben "offene rechtliche Fragen", wie etwa die, ob eine derartige außerordentliche Kündigung in einer Laufzeit juristisch zu begründen sei. "Das alles müssen letztlich Gerichte entscheiden", erklärt die Sprecherin. Wer also seinen Vertrag vorerst auf jeden Fall behalten möchte, hat letztlich nur wenig Spielraum, um den Ursprungspreis weiterzuzahlen. 

Die Methode von McFit habe einen "faden Beigeschmack", findet man in der Verbraucherzentrale Bayern. "Man versucht ein bisschen, das Ganze unterzuschieben und verlagert es auf Nebenschauplätze."