Michael und Nicola Busch - Unser Redakteur, Vater einer 14-jährigen Tochter, schreibt seine Erfahrungen in einer wöchentlichen Kolumne auf.
Liebe Leser, vielleicht können Sie mir aus einem Dilemma helfen. Es kommt, was kommen musste, was mir eigentlich klar war, ich aber nie wahrhaben wollte. Eine Sache, die ich ohne Nicola zu bewältigen habe, aber bei der sie dann doch eine wichtige Rolle einnimmt. Es geht um, wie sage ich es, naja um die Blümchen und die Bienchen.
Zwei Kinder - ich bin Experte
Ja, Herrschaftszeiten, es ist halt nicht einfach. Sie wissen schon, worüber ich mit ihr reden will. Vor allem deswegen, weil ich beweisen will, dass das nicht nur Sache der Mütter oder gar der Schule ist. Ich kenne mich ja auch aus. Ich habe zwei Kinder - und damit bin ich ja im Grunde schon Experte für Na-Sie-wissen-schon-was!
Und ich bin im Grunde ein lockerer Typ. Sie sollten mich mal am Stammtisch erleben, wenn es um dieses Thema geht. Aber wenn ich mit Nicola reden will, dann wird es schwierig. "Der Kopf ist rot, die Hände nass, das ist kein Vergnügen, das ist kein Spaß!" Nicola steht dann auch noch herausfordernd vor mir: "Um was geht es, ich muss gleich zum Klettern?" Und statt die Initiative zu ergreifen, stelle ich erst einmal halblaut fest: "Ach die Kletterhalle hat wieder auf?" Der zweite Gedankengang widmet sich der Zeit, und ich stelle fest, dass die Dreiviertelstunde bis zur Kletterstunde sicher nicht ausreicht, um das Thema Dings anzusprechen.
Dabei wäre das alles so wichtig, habe ich natürlich in einer Fachbroschüre gelesen. "Nach einer Studie über Jugendsexualität der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung bekommt die Hälfte aller 14- bis 17-jährigen Jungen zu Hause keine konkrete Verhütungsberatung. Gleichwohl halten sich vier Fünftel der gleichen Altersgruppe nach eigener Aussage für bestens informiert. Mit wichtigen Detailkenntnissen hapert es aber. Nur 22 Prozent der Jungen und 43 Prozent der Mädchen wussten beispielsweise, an welchen Zyklustagen eine Frau besonders fruchtbar ist."
Der Text stammt nicht von mir, den habe ich aus der Broschüre abgeschrieben. Aber in eigenen Worten? Na super! Weder Klapperstorch noch Bienchen halte ich für zeitgemäß. Die Bravo? Bedingt tauglich, das weiß ich noch aus eigener Jugendzeit. Komische Fragen, komische Antworten. "Kann ich vom Küssen schwanger werden?" Darum geht es doch gar nicht!
Erst mal üben mit dem Sohn
Vielleicht widme ich mich doch erst meinem Sohn. Der ist zwar jünger, aber er wird irgendwann einmal ein Mann. Das ist mir etwas näher, daher übe ich vielleicht mit ihm. Und dann spreche ich mit Nicola über das Na-Sie-wissen-schon. Vielleicht kurz nach der Pubertät, oder so. Oder doch besser die Mutter? Ich weiß es nicht. Scheiß Pubertät!
Und was sagt Nicola?Rote Ohren, starrer Blick und dann Gestammel - was ist das? Exakt! Papa, wenn er mit mir über Aufklärung reden will. Das kann ja noch heiter werden!