Für die Einrichtung der Hallstadter Artothek haben 44 Künstler aus der Region ihre Werke in der Schulturnhalle angeliefert.
Noch bevor er überhaupt ausgepackt hat, sorgen Gerhard Schlötzers Mitbringsel für Entzücken: Durch fünf Verpackungen schimmert
Hallstadt in diversen Facetten ein Stückchen durch. Der Bamberger Künstler wird sich wohl zu Recht Hoffnungen machen, in der Hallstadter Artothek vertreten zu sein. Schlötzer hat mit weiteren Kollegen ein 200-teiliges Angebot für die Erstausstattung der Kunstausleihe erstellt. Aus der Auswahl in der Schulturnhalle sucht eine Jury am Samstag rund 40 bis 50 Werke aus, die von der Stadt für ein Gesamtbudget von 20 000 Euro erworben werden.
Regionale Kunst sozusagen am laufenden Meter, wer in den letzten Tagen die Sporthalle betrat, konnte nur so schwelgen. Die Hallstadter Künstlerin Waltraud Scheidel tat das in vollen Zügen. Sie hatte nicht nur die Idee zu einer Artothek, also einer Einrichtung, in der man Kunstwerke - zunächst einmal Bilder - ausleihen und für eine Zeit mit nach Hause nehmen kann. Bevor die Artothek 2019 in der Bachgasse in Betrieb geht, erfolgt jetzt der Erwerb der Grundausstattung. Das erfolgt in einem Wettbewerb für Künstler aus der Region. Eine neunköpfige Jury mit fünf Fachleuten sowie Bürgermeister Thomas Söder und drei Stadträten trifft am heutigen Samstag (nichtöffentlich) die Auswahl.
Waltraud Scheidel stand nicht nur für die Fachberatung zur Verfügung, sie half auch persönlich bei der Abwicklung der Anlieferung mit. Für sie "wie Weihnachten und Ostern zusammen", weil sie jedes Kunstwerk mit auspackte.
"Hervorragend organisiert," lobt der Bamberger Künstler Gerhard Schlötzer. Auch die Idee der Artothek an sich. Das eröffne für die heimischen Künstler weitere Verkaufsmöglichkeiten. Und helfe insgesamt, Kunst weiter zu verbreiten.
Eine kleine Vorahnung darauf, dass das wirklich funktionieren kann, bekommt der Betrachter der Anlieferungstage. Seitens der Stadt sind etliche Beschäftigte in die Abwicklung eingebunden. "Jeder hat schon seine Favoriten", weiß Geschäftsleiter Uwe Schardt. Freilich verrät er seine nicht. Vom Bauhof ist Frank Groh mit zu Gange. "Mal etwas ganz anderes", mit Kunst hatte er bislang nicht so viel Berührung. Aber angesichts der Auswahl an Bildern, die da so auf weißen Papierbahnen in der Halle liegen, hat er schon das eine oder andere gesehen, das er sich daheim vorstellen könnte. Auch weil man es ja nicht kaufen muss, sondern schlicht leihen kann.
Freilich, so sagt Gerhard Schlötzer, wäre es dann schon schön, wenn lieb gewonnene Leihstücke gekauft würden. Denn dann erwirbt die Stadt "Ersatz".
Bei einer Flut von gut 200 Bildern muss alles genauestens sortiert und dokumentiert werden, erklärt Kämmerer Markus Pflaum. Deswegen wird jedes Werk digital erfasst und fotografiert, zur Sicherheit obendrein mit einem Aufkleber versehen. Jeder Künstler liefert zudem seine Vita und zu jedem seiner Werke - maximal fünf pro Künstler - eine Beschreibung mit. Ach ja, und weil es sich nicht um irgendwelche verpackten Gegenstände, sondern um Werke professioneller Künstler vom Berufsverband handelt, sind hier alle nicht nur mit der nötigen Vorsicht und Respekt, sondern auch mit weißen Handschuhen zu Gange.
Waltraud Scheidel, die selbst Werke beigesteuert hat, strahlt ob der Vielzahl und Bandbreite des Angebotenen. Es finden sich die unterschiedlichsten Techniken - Acryl- und Ölgemälde, Collagen, Radierungen, Zeichnungen, Fotos, Materialbilder.
"Vollkommen unterschiedlich", kommentiert Bürgermeister Söder die Werke. Manches sei doch "sehr außergewöhnlich", findet sein Geschäftsleiter Schardt.
Montag wählt die Belegschaft aus
Die Auswahl der Jury wird die Belegschaft des Rathauses am Montag begutachten und aussuchen, welche Bilder im Rathaus hängen sollen. Dort werden sie vermutlich am Markttag im September auch den Hallstadter Bürgern vorgestellt. "Aus der Artothek dürfen selbstverständlich auch Nicht-Hallstadter entleihen", erklärt Waltraud Scheidel. Sehr zur Freude von Gerhard Schlötzer, denn je mehr Menschen mit Kunst in Kontakt kommen, umso besser, der Vermarktung kann's nur nutzen.