Kommen kostenlose Beutel für Bamberger Hundehalter?

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Hundekot-Beutel sollen in Bamberg kostenlos werden - das fordert zumindest die CSU-Stadtratsfraktion. Foto: Ronald Rinklef
Hundekot-Beutel sollen in Bamberg kostenlos werden - das fordert zumindest die CSU-Stadtratsfraktion. Foto: Ronald Rinklef
Foto: Jasmin Ziegler
Foto: Jasmin Ziegler
 

Hundekot auf öffentlichen Flächen bleibt ein Aufregerthema. Geht es nach der CSU, könnten künftig die Halter kostenlos mit entsprechenden Beuteln versorgt werden.

Wer an diesem heißen Vormittag im Hain nach Hundebesitzern sucht, wird ausschließlich im Schatten fündig. Nach Beuteln für Hundekot befragt, zischt einer: "Dass geht nur mich was an." Eine Frau wünscht sich, dass jeder so wie sie Verantwortung übernimmt. Dass dies jedoch nicht bei allen der Fall ist, zeigt sich nicht nur im Hain: Ob am Kanal, auf der Erba-Insel oder auf kleineren Grünflächen - überall finden sich tierische Hinterlassenschaften. Dem will die Bamberger CSU-Stadtratsfraktion nun mit einem von Anne Rudel und Gerhard Seitz unterzeichneten "Antrag auf kostenlose Versorgung der Bamberger Hundebesitzer mit Hundekottüten" begegnen.

"Seit Jahren ist in der öffentlichen Wahrnehmung die Verschmutzung der Gehwege, Randstreifen und anderer städtischer Flächen mit Hundekot ein wiederkehrendes Thema", heißt es in der Begründung. "Um die Beseitigung der Verschmutzung finanziell und auch vom Aufwand möglichst effizient zu halten, schlagen wir eine Ausgabe der Hundekotbeutel als Rollen über den Einzelhandel vor." Ein solches Modell werde in Hamburg seit Jahren erfolgreich umgesetzt.

Sind Beutel wirklich abbaubar?

Die Stadt erspare sich das Aufstellen von Stationen für Hundekotbeutel und das Bestücken dieser Stationen. Die verwendeten Beutel sollen"selbstverständlich biologisch abbaubar" sein. Angesichts von etwa 2300 Hunden im Stadtgebiet würden im Jahr maximal 2,23 Millionen Tüten benötigt - bei Kosten von dann 45 000 Euro. Aber auch die Unterzeichner gehen davon aus, dass "dieses Angebot sicher nicht alle Hundebesitzer nutzen, so dass die Zahl der benötigten Tüten erst nach Ablauf von circa einem halben Jahr errechnet werden kann".

Der Einzelhandelsverband, dessen Kreisvorsitzende Anne Rudel ist, würde sich an dieser Aktion beteiligen - die für den einzelnen freiwillig sei. Der Rewe Markt Rudel habe seine Beteiligung bereits zugesagt, weitere Einzelhändler sollen sich anschließen.

Auch Biggi Berner würde sich für ihren "Bully" die kostenlosen Hundekot-Beutel holen. "Die Idee find' ich genial, bisher kauf' ich die immer", sagt die 48-Jährige, die viel mit ihrem Australian Shepherd unterwegs ist. Die Tütchen sind immer mit dabei. Über Hundebesitzer, die sich nicht kümmern, regt auch Berner sich auf. Und über diejenigen, die den gefüllten Beutel einfach wegwerfen: "So bringt das natürlich nichts."

Zu den Tierfreunden, die einem im Hain begegnen, gehört auch der GAL-Stadtrat Ralf Dischinger, der mit seinem Labrador Elvis unterwegs ist: "Ich habe immer drei Beutel dabei und würde diesen Antrag auch unterstützen." Die kostenlosen Beutel würden wohl zu deren weiterer Verbreitung beitragen. Freilich stelle sich die Frage, wie gut das Material der Beutel biologisch abbaubar sei. Das Material ist aber für Hans-Peter Rahn, der seinen Hund Fido durch den Park führt, das Hauptproblem an den Beuteln: "Wir dürfen nicht für noch mehr Plastik sorgen, so geht es nicht weiter." Rahn beruft sich auf Studien, wonach auch Bio-Plastik nicht völlig abbaubar ist. "Das Zeug müsste verbrannt werden, dann wirkt es sich zumindest nur auf den Kohlenstoff-Kreislauf aus." Auch das Bundesumweltamt empfiehlt für biologisch abbaubare Kunststoffe "die energetische Verwertung unter Nutzung des Energieinhaltes" - also die Verbrennung. Rahn selbst verwende Papier für Fidos Hinterlassenschaften. Dieses Material wäre aus seiner Sicht auch das Vernünftigste für Hundekot-Tüten.

"Das Thema begleitet uns seit Jahren. Wir haben da auch schon verschiedene Ansätze verfolgt. In erster Linie kommt es auf die Hundehalter an", sagt Steffen Schützwohl aus der städtischen Pressestelle. Ein Beutelspender-Modell habe die Stadt für "mehr oder weniger für gescheitert erklärt", es gab viel Vandalismus oder die Beutel wurden sofort herausgerissen. Übers Stadtmarketing wurden dann vor allem im Hain und an den Gewässern sogenannte Dog Stations mit kostenlosen Beuteln installiert, die über Sponsoring finanziert wurden. "Das kann man aber nicht flächendeckend im gesamten Stadtgebiet umsetzen", sagt Schützwohl.

In regelmäßigen Veröffentlichungen appelliere die Stadt an die Vernunft vieler Hundehalter. "Es sind aber nicht ,die Hundebesitzer', sehr viele verhalten sich vorbildlich." Schützwohl weiß aber auch von einem "Unbelehrbaren", der schon mehrere Hundert Euro an Ordnungsgeldern bezahlt habe, weil er sich nicht um die Hinterlassenschaften seines Hundes kümmert. Im Einzelfall kostet das 35 Euro. "Aber auch hier ist keine flächendeckende Überwachung im Stadtgebiet möglich."

Auch SPD-Fraktionsvorsitzender Klaus Stieringer ist überzeugter und langjähriger Hundebesitzer. Er halte das Geld aber an anderer Stelle für sinnvoller investiert. Denn die allermeisten Hundehalter würden "mit dem Kauf ihrer vierbeinigen Begleitung, auch Verantwortung für ihre Lieblinge übernehmen". Zur Verantwortung zähle neben den Kosten für Futter und Tierarztbesuche "eben auch das Entfernen von Tretminen". Wer das nicht tue, solle zur Kasse gebeten werden wie alle anderen Umweltsünder auch.

"Dass überall Hundehaufen zu finden sind, ist schon ein Problem in Bamberg", sagt hingegen Anne Rudel, die das Geld in kostenlose Beutel für gut angelegt hielte. "Schwarze Schafe gibt es immer, aber so könnten wir zumindest die kriegen, denen es bislang zu teuer ist."

KOMMENTAR von Stefan Fößel:

Die Haltung der Halter

Es ärgert nicht nur Eltern mit kleinen Kindern, sondern auch gewissenhafte Hundehalter, wenn der Spaziergang zum Slalom um Tretminen gerät. Ein kostenloses Beutel-Angebot könnte vielleicht einige motivieren, die Nach-mir-die-Sinnflut-Mentalität abzulegen.

Ob der finanzielle Anreiz sehr viele zum Umdenken bringt, denen die Hinterlassenschaften ihrer Hunde bislang völlig egal waren, darf angezweifelt werden. Da haben auch Bußgelder nur wenig bewirkt. Ernst zu nehmen ist in jedem Fall die Frage nach dem Material der Beutel. Biologisch abbaubar heißt nicht gleich kompostierbar und auch nicht rückstandsfrei. Packen Hundebesitzer den Kot in Beutel und werfen diese einfach weg, hätten sie die ganze Aktion besser ganz gelassen. Aber auch nachhaltigeres Material und optimale Versorgung nehmen keinem die Verantwortung, sich nach dem Häufchen zu bücken und den vollen Beutel vielleicht auch mal 100 Meter zum Mülleimer zu tragen.