Kellerkommando macht sogar "Die Gaaß is gfreckt" zum Rap

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Dada Windschi mit dem Bamberger Rapper DreSoulo, der neu zum Kellerkommando stieß. Fotos: Oliver Magrande
Dada Windschi mit dem Bamberger Rapper DreSoulo, der neu zum Kellerkommando stieß. Fotos: Oliver Magrande
 
 

Auch der hohe Norden singt mittlerweile mit, wenn die Franken kommen. So rappt das Kellerkommando selbst Liedgut aus längst vergangenen Tagen bei Touren quer durch die Republik. Was Dada Windschi an Songs aus Urgroßmutters Zeiten findet, berichtete der Oberkommandant im Interview.

"Eieieiei die Gaaß is gfreckt, die Gaaß is gfreckt, die Gaaß is gfreckt", schmettern die Kellerkommandanten, um dabei von einer verstorbenen Ziege zu zickigen Frauen, die Männer abzocken, überzuleiten. Trällerte das Lied nicht schon meine Großmutter? "Berlin (wo die Verrückten sind)" reicht als weiterer Titel ihrer aktuellen EP bis ins 19. Jahrhundert zurück.

Ja, und dann mischt die Formation noch "Karpfen und Bier" als alten Kerwa-Song und neue Kreation aus der eigenen Plattenküche unters Volk. Kann verstaubtes Liedgut, neu interpretiert und zum Rap aufpoliert beim unvergreisten Publikum etwa punkten? Ja, wie die Erfolgsgeschichte der Bamberger Band belegt, die vor zwei Jahren einen Major-Deal machte, von dem die meisten anderen fränkischen Gruppen nur träumen können. Und seither mit ihrem denkbar unkonventionellen Crossover-Repertoire durch die Republik zieht.


Aus "Urgroßmuttis Liederschatz" 
"Wir lassen uns von fränkischen Perlen aus Urgroßmuttis Liederschatz inspirieren", sagt Dada Windschi alias David Saam, der als Musikethnologe über das entsprechende Hintergrundwissen verfügt. Auch die drei eingangs genannten alten Kracher punkteten bei der Band, um vom Kellerkommando natürlich gründlich überholt zu werden. "Der alte Refrain blieb, den Rest haben wir umgeschrieben und auch musikalisch einiges zeitgemäß verändert", berichtet der Sänger. Sabberlodd! Ja, genau, das ist der Titel der EP, die die Band zum Gratis-Download ins Netz stellte, "um Fans bis zum Erscheinen der neuen Single nicht hängenzulassen". Mit gebührendem Stolz auf die fränkische Heimat zeigen die Rapper auf "Sabberlodd" auch mit den Farben des Rechens Flagge.

Derzeit werkeln die Bamberger mit Ärzte-Producer Mirko  Schaffer noch im Studio an der Single, die in einigen Wochen erscheinen soll. Dann geht's auf Tour, wie im vergangenen Jahr, als das Kellerkommando auf Festivals in Sachsen-Anhalt ("Splash!"), beim "Chiemsee Reggae", beim Fusion-Festival in Mecklenburg-Vorpommern und beim Karlsruher "Fest" (mit über 30 000 Zuschauern) spielte.

Mit "Die Maus" bei Viva

"Der Vertrag mit Warner Music hat uns vorangebracht", meint Dada Windschi. So lief im vergangenen Jahr auch das Video "Maus" als erste Auskopplung aus dem aktuellen Album bei Viva rauf und runter - mit Bambergs Altstadt als Kulisse. Wobei die Sehenswürdigkeiten des Welterbes angesichts der nackten Tatsachen, die die Band publikumswirksam präsentierte, vermutlich untergingen. Nein, natürlich entblößten sich die Kommandanten nicht selbst, sondern schleppten in einer Sänfte ein nacktes Model kreuz und quer durch die Gassen der Domstadt.

Berliner singen fränkisch 
Kommt die fränkische Mundart jenseits des Bratwurstäquators denn tatsächlich an? "Offenbar. Seit wir bekannter wurden, singen die Leute unsere Songs selbst in Berlin und Hamburg mit", sagt Dada Windschi. Wobei in Berlin natürlich "Berlin" als "Re-Import" punktete, den die Formation schon auf der letztjährigen Tour spielte.
"Sabberlodd" ist übrigens die erste Produktion, an der Rapper Dre Soulo beteiligt ist: "Unser Neuzugang ebenfalls aus der Kellerkommando-Hochburg Bamberg", so der Frontmann der Truppe.