Keine Begeisterung für Olympia

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Konrad Körner mit Erzbischof Ludwig Schick beim Treffen der Urlaubermissionare im Bistumshaus St. Otto. Foto: Marion Krüger-Hundrup
Konrad Körner mit Erzbischof Ludwig Schick beim Treffen der Urlaubermissionare im Bistumshaus St. Otto. Foto: Marion Krüger-Hundrup

Seit 47 Jahren lebt der Bamberger Priester Konrad Körner in Brasilien. Derzeit ist er im Heimaturlaub und traf sich mit Erzbischof Ludwig Schick.

Konrad Körner wählt seine Worte mit Bedacht. Der 75-jährige Priester aus dem Erzbistum Bamberg liebt sein Gastland Brasilien, in dem er seit 47 Jahren im seelsorglichen Einsatz ist. Doch die Liebe macht den gebürtigen Ampferbacher (Landkreis Bamberg) nicht blind: "Es gibt große Probleme in Brasilien, wo die Olympischen Sommerspiele vor der Tür stehen", erklärt Körner bei einem Treffen mit Erzbischof Ludwig Schick und weiteren Missionaren aus dem Erzbistum, die wie er derzeit im Heimaturlaub sind.

Rechtzeitig zur XXXI. Olympiade (5. bis 21. August) wird Konrad Körner wieder in Brasilien sein, in der Millionenstadt Sao Paulo, wo er sich in seinem kürzlich begonnenen "Un-Ruhestand" einrichten will. "Ich werde mir die Wettkämpfe im Fernsehen anschauen und nicht nach Rio de Janeiro fahren", erzählt der agile Mann und wiegt wieder den Kopf.
Werden die Sportstätten überhaupt rechtzeitig fertig? Diese Frage beschäftige die Brasilianer jedoch weit weniger als die explodierenden Ausgaben für das Ereignis. Der Schock über die immensen Kosten der Fußball-Weltmeisterschaft 2014 im Land sitze zudem noch tief. "Von Begeisterung für Olympia ist nichts zu spüren", sagt Körner.

Soziale Konflikte, fehlende Gelder für Bildung und Gesundheitsfürsorge, hohe Arbeitslosigkeit, marode wirtschaftliche Lage, Umweltkatastrophen, Müllberge, enorme Kriminalität, Zwangsumsiedlung von Tausenden Familien für den Bau der Olympia-Stadien: Konrad Körner beschönigt den Zustand Brasiliens vor dem Megasportevent in keinster Weise.


Vertrauen in Politik fehlt

Der Priester beklagt besonders das "totale Fehlen von Vertrauen der Bevölkerung in die Politik". Die Regierungskoalition aus elf Parteien sei zerplatzt, Präsidentin Dilma Rousseff zunächst für 180 Tage vom Amt suspendiert. Der einstige große Hoffnungsträger der Basisgemeinden, die "Partei der Arbeiter", spiele keine Rolle mehr, allerorten blühe Korruption und Bestechung.

"Brasilien ist ein so reiches Land an Bodenschätzen und Möglichkeiten für die 205 Millionen Einwohner", so Körner. Wenn die Reichtümer gerechter verteilt wären, bräuchte es keine Armen in den Favelas zu geben. Diese notleidenden Menschen seien eine stete Aufgabe für die Kirche: "Wir müssen uns ihnen zuwenden und mit ihnen Gemeinschaft leben", betont Körner, der auch Psychotherapeut ist. Papst Franziskus zeige, dass "Kirche menschlich sein kann, das kommt in Brasilien an", erhöhe jedoch nicht den Gottesdienstbesuch.

Überhaupt nehme die Zahl der A-Religiösen zu. Evangelikale hätten Zulauf, "und unsere Bischöfe können denen nichts entgegen setzen", bedauert Körner. Er zitiert ein "böses Wort", das im Umlauf sei: "Die Kirche entscheidet für die Armen, die Armen entscheiden sich für die Evangelikalen." Der heftige Kampf der kirchlichen Hierarchen gegen die Befreiungstheologie trage nun verdorbene Früchte.

In seiner Jahrzehnte langen Arbeit betreute Konrad Körner Pfarreien mit bis zu 80 000 Katholiken. Zu seiner letzten Gemeinde gehörten etwa 30 000 Seelen. Das hierzulande so gern gebrauchte Wort vom "Priestermangel" hat für Körner jedenfalls einen ganz anderen Beiklang. Und auch der Begriff von der "Verantwortung der Laien": "Ohne meine Katechisten hätte ich nichts bewirkt."

Einige Urlaubstage verbringt Konrad Körner bei seiner Nichte Regina Burgis in Bamberg. Auch seine weiteren fünf Nichten in Ampferbach will er besuchen. Fest steht für ihn auch, dass er seinen Lebensabend in seiner Wahlheimat Brasilien verbringen wird. Trocken sagt er: "Meine Pension würde für Deutschland nicht reichen ..."