Am Freitag startet das "Medical Valley Bamberg" als Teil eines "europäischen Spitzenclusters". Was hat es mit dem Medizin-Tal auf sich? Wo liegt es? Und was hat der Bamberger davon? Eine Spurensuche.
Im Büro von Ralph Brückner haben Bakterien keine lange Lebenserwartung. Denn der Chemiker hat sich darauf spezialisiert, Oberflächen mit einer transparenten Beschichtung zu besprühen, die ihnen den Garaus macht. Und nicht nur den Bakterien. "Geringe Mengen unseres Mittels Titano reichen aus, um dauerhaft auch Schimmel, Hefepilze und sogar Viren wie den Noro-Virus zu reduzieren", erklärt Brückner, der sich im zweieinhalb Mitarbeiter starken Bamberger Start-Up-Unternehmen Hecosol "Leiter Forschung und Entwicklung" nennt. Sein Schreibtisch steht im Zentrum für Innovation und neue Unternehmen (IGZ) an der Kronacher Straße und ist ebenfalls mit einer Titano-Schicht besprüht.
Ein noch größeres Anwendungsfeld sieht der Chemiker für seine Erfindung mit dem Wirkstoff Nano-Titandioxid aber in Lebensmittelbetrieben oder auch Krankenhäusern. Überall dort, wo Reinigungspersonal gegen Keime anputzt, wo Hygienevorschriften streng und Bakterienkulturen hartnäckig sind, könne das Bamberger Spray hilfreich sein.
Innovation in der Praxis
Frei verkäuflich ist es nicht. Die Hecosol-Mitarbeiter bringen die Beschichtung selbst aus, nutzen dabei die elektrostatische Aufladung der feinen Tröpfchen und bieten im Vorfeld auch eine Analyse der Hygiene-Prozesse im Betrieb ihrer Kunden an.
Brückner arbeitet also an der Realisierung einer innovativen Idee im Bereich der Hygiene. Kein leichtes Betätigungsfeld für kleine Unternehmen. Als Teil eines großen Forschungs- und Anwendungszentrums tut man sich da schon leichter - und das Medical Valley mit Sitz in Erlangen ist ein eben solches, noch dazu von europäischem Rang.
Pläne auf dem Lagarde-Gelände
"Das Medical Valley Europäische Metropolregion Nürnberg ist ein Zusammenschluss hochspezialisierter Forschungseinrichtungen, international führender Unternehmen sowie Start-Ups aus dem Großraum Nürnberg, die im Bereich der Gesundheitsforschung, E-Health und Medizintechnik tätig sind", erklärt ein Sprecher des bayerischen Staatsministeriums für Gesundheit.
"Wir arbeiten von Seiten der Wirtschaftsförderung seit 2014 daran, das Dach des Medical Valleys bis nach Bamberg zu ziehen. Ab Freitag ist das geschafft", erklärt Ruth Vollmar, die Leiterin der städtischen Wirtschaftsförderung. Das Dach existiert bisher nur metaphorisch. Mittelfristig aber soll in der Lagarde-Kaserne auch architektonisch ein Gebäude für das vom bayerischen Wirtschaftsministerium geförderte Medical Valley wachsen, neben dem neuen Digitalen Gründerzentrum.
Vier Institute machen den Anfang
Wachsen soll auch das Netzwerk und die Zahl der beteiligten Einrichtungen. Den Anfang machen heute vier Institute: Das renommierte Fraunhofer beteiligt sich gleich zweifach: Die Frage "Wie kann ich schon heute von der digitalen Medizin profitieren?", beantworten laut Gesundheitsministerium die Projekte "Mobile Health Lab, Bamberg des Fraunhofer IIS" und die "Medical Valley Digital Health Application Center GmbH". Letztere widmet sich laut Vollmar der Entwicklung für Anwendungen von digitalen Lauf-Sensoren, die Parkinson-Patienten helfen sollen.