Am Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten startet im Herbst wieder ein Studiengang Hauswirtschaft. Absolventinnen früherer Jahre sind in einer Branche mit vielerlei Perspektiven "durchgestartet".
Es müssen wohl höhere Mächte gewesen sein, die beim ersten Treffen der Teilnehmer des dreisemestrigen Studienganges Hauswirtschaft am - heutigen - Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Bamberg im Herbst 2003 Regie führten. Denn weil beide ohne Begleitung gekommen waren, saßen Margit Hofmann-Schmidt aus Litzendorf und Claudia Gräf aus Untersteinach im Hörsaal gleich nebeneinander. Zehn Jahre danach ist daraus eine unverbrüchliche Partnerschaft geworden, von der drei Bamberger Gymnasien respektive deren Schüler profitieren. Man könnte heuer Jubiläum feiern.
Denn die vormalige Bürokauffrau (heute 54) und die frühere Arzthelferin (52) haben den Studiengang Hauswirtschaft genutzt, um sich beruflich völlig neu zu orientieren.
Heute betreiben sie nämlich "E.T.A.'s Pausentreff", wobei die berühmten drei Buchstaben keineswegs für einen in Bamberg halb verhungerten Dichter stehen, sondern mit "Essen - Trinken - Ausspannen", dem Geschäftsmotto der beiden unternehmungslustigen Frauen, eine neue Interpretation gefunden haben.
Jeden Tag verköstigen sie aus jeweils eigener Küche die insgesamt rund 2500 Schüler/innen an KHG, E.T.A.-Hoffmann- und Dientzenhofer-Gymnasium. Täglich etwa 1000 Kinder und Jugendliche erhalten bei "E.T.A.'s Pausentreff" ein Frühstück, ein belegtes Brötchen zwischendurch oder ein Mittagessen.
Schon während der gemeinsamen "Schulzeit" war man respektive "frau" auf der Suche nach einem hauswirtschaftlichen Projekt, das man zusammen und eigenständig würde verwirklichen können. Anno 2006, vor sieben Jahren also, war es dann soweit.
Über eine Schulkollegin erfuhr man, dass für die Schulkantine am E.T.A.-Hoffmann- Gymnasium ein Betreiber gesucht wurde.
Man bewarb sich in Konkurrenz zu Mitbewerbern aus Gastronomie und Caterern und ist bis heute stolz darauf, mit einem selbst entwickelten Konzept angetreten zu sein, das die Schulleitung überzeugte: Täglich frische Produkte, die Brötchen selber belegt, das Essen selber gekocht mit regionalen und saisonalen Komponenten, so, wie man es in der Hauswirtschaftsschule gelernt hatte. Zum Essen gehört immer ein Glas Mineralwasser und es gibt immer etwas für unter einen Euro - die Kundschaft ist schließlich (noch) nicht reich. War man anfangs zu viert, zählt die Belegschaft von E.T.A.'s Pausentreff GbR heute 22 Mitarbeiterinnen, darunter drei Auszubildende.
Auch Behinderte sind darin integriert.
Erfolgreich "nachgerückt" Aber Margit Hofmann-Schmidt und Claudia Gräf sind nur zwei von vielen Absolventinnen der Hauswirtschaftsschule am Landwirtschaftsamt am Schillerplatz in Bamberg.
Ein anderes Beispiel für die Perspektiven und Möglichkeiten einer hauswirtschaftlichen Ausbildung ist Carmen Felber. Auch die 35-Jährige hat sich als Dienstleisterin selbstständig gemacht, nachdem sie aus Darmstadt, wo sie einen kaufmännischen Beruf ausübte, in das Bamberger Land zurückkam. "Ich durfte damals sogar in das schon laufende Semester nachrücken", erinnert sie sich. Eine gute Freundin half ihr dabei, im Februar einzusteigen, obwohl das erste Semester schon im Oktober begonnen hatte.
2011 absolvierte sie die Prüfung und hat seit einigen Monaten den hauswirtschaftlichen Fachservice "AUXCarmina" gegründet.
Neben privaten Stammkunden ist das siebenköpfige Team auch für Kranken- und Pflegekassen tätig. Da die hauswirtschaftlichen und pflegerischen Elemente Hand in Hand greifen, arbeitet Carmen Felber in diesem Bereich sehr eng mit der sozialen Pflegestation "Chrisana" zusammen.
Ein weiterer großer Bereich ist die Unterstützung von Familien. Hier profitiert das "AUXCarmina" Team von der hervorragenden Zusammenarbeit mit dem Familienpflegewerk, das von Barbara Schramm geleitet wird.
"Wir suchen noch nach Verstärkung" sagt Carmen Felber.
Dann könnte die Zahl der aktuell etwa 50 Stammkunden noch erhöht werden.
Acht Stunden reichen nicht Wie Claudia Gräf und Margit Hofmann-Schmidt kennt auch Carmen Felber keinen Acht-Stunden-Tag. "Von nichts kommt nichts", lautet ihre Erkenntnis, und sie hoffen, dass ein neuer Kurs an der Landwirtschaftsschule auch anderen Frauen neue Möglichkeiten eröffnet.
"Ich hätte nie geglaubt, dass ich einmal zu einem solchen Berufsweg kommen würde", gibt Carmen Felber allen potenziellen Mitstreiterinnen mit auf den Weg.
Im Herbst soll wieder ein neuer Lehrgang beginnen. Die Schulleitung lädt alle männlichen und weiblichen Interessenten schon jetzt zu einem "Schnupperschultag" ein. Er findet am kommenden Mittwoch, 8.
Mai, in den Schulräumen statt und alle Frauen und Männer, die sich im Bereich Hauswirtschaft weiterbilden möchten, eventuell eine zweite Ausbildung anstreben, sind dazu eingeladen. Wer mehr darüber erfahren will, kann am Mittwoch ab 11.30 Uhr in den Praxisunterricht "hineinschnuppern" und mit den Studierenden des aktuellen Semesters beim Mittagessen Erfahrungen austauschen.
Hauswirtschaftliches Know-how gilt es in Teilzeit zu erlernen, die Unterrichtszeiten werden von den Studierenden selbst festgelegt. Unterricht ist an zwei Tagen pro Woche (zwölf Wochenstunden) in Theorie und Praxis und endet je nach Aufteilung um 14.20 Uhr oder 15.40 Uhr. Beim Schnupper-Schultag runden Vorführungen der Studierenden von 13 bis 14 Uhr das Bild vom Unterrichtsgeschehen ab.