Kahlschlag mitten in der Bamberger Altstadt

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Die Bäume und Pflanzen vor der Bischofsmühle sind der Baustelleneinrichtung für die Sterzersmühle zum Opfer gefallen. Foto: Barbara Herbst
Die Bäume und Pflanzen vor der Bischofsmühle sind der Baustelleneinrichtung für die Sterzersmühle zum Opfer gefallen. Foto: Barbara Herbst
Mitte Oktober stand die Grünanlage vor der Bischofsmühle noch.Foto: Ronald Rinklef
Mitte Oktober stand die Grünanlage vor der Bischofsmühle noch.Foto: Ronald Rinklef
 

Die kleine Grünanlage an der Bischofsmühle ist plötzlich verschwunden. Dort stand der Lieblingsbaum vieler Bamberger.

Sie könne es schon nicht mehr hören, sagt Angelika Müller, die Pächterin der Weinschänke in der Bischofsmühle, einigermaßen genervt: "Mich fragen alle, was da los ist!"

So viel weiß die Wirtin: Die kleine Grünanlage vor dem Haus wurde entfernt, weil der Platz für die Baustelleneinrichtung an der nahen Sterzersmühle gebraucht wird. Und sie weiß, dass die Kurve später wieder bepflanzt werden soll. "Wenn's schön gestaltet wird" steht Müller dem Ganzen positiv gegenüber.

Der Kahlschlag in der Kurve zwischen Geyerswörthstraße und Bischofsmühlbrücke kam überraschend für die Öffentlichkeit. Er war nicht angekündigt. Aber er soll abgestimmt gewesen sein mit der Stadtverwaltung. So äußerte sich Ulrike Siebenhaar, die Rathaus-Sprecherin, am Freitag auf Anfrage der Lokalredaktion.


Nach ihren Worten gibt es darüber einen grundsätzlichen Konsens zwischen den städtischen Stellen und dem Bauherrn der neuen Sterzersmühle, Johannes Kraus, und seinem Bamberger Architekt Heinz Rosenberg. Nach einem langen Ringen um eine gute Lösung sei man sich einig gewesen, dass die kleine Grünanlage der Baustelleneinrichtung weichen muss. Eine Alternative gebe es angesichts der sehr beengten Verhältnisse in und an den Unteren Mühlen nicht.

"Wir müssen einen Lkw ja irgendwo hinstellen können", sagt Architekt Rosenberg. Überlegungen, den Kran an der Straße zu positionieren, habe man inzwischen verworfen. Der soll nun in die Baustelle selbst kommen. Die Untere Mühlbrücke könne nur bedingt als Standort für Container und Fahrzeuge genutzt werden, weil die Zugänge zu den bewohnten Anwesen frei gehalten werden müssten. Durch die nun zur Verfügung stehende Fläche an der Bischofsmühle würden die Arbeiten wesentlich erleichtert.

Die Grünanlage ließ der Bauherr auf eigene Kosten entfernen. Ob er sich später auch finanziell an der Neugestaltung des Plätzchens beteiligen wird, lässt Johannes Kraus offen. Er wie Siebenhaar berichten von noch laufenden Verhandlungen über einen städtebaulichen Vertrag, in dem es auch um diesen Punkt gehe.


Wer zahlt neue Grüngestaltung?

Aus Sicht des Investors ist es in erster Linie Sache der Stadt, die Freifläche vor der Bischofsmühle neu anzulegen. Kraus weiß, dass die Verwaltung schon seit Jahren vor hat, den fehlenden Gehweg entlang der Fahrbahn zu schaffen. Außerdem gibt es eine Einschätzung aus dem Garten- und Friedhofsamt, wonach die Bäume in dem Hochbeet geschädigt waren.

Ja, man hätte sie mittelfristig entfernen oder ersetzen müssen, sagt Amtsleiter Robert Neuberth. Die Gehölze seien von einem Pilz befallen gewesen, der das Holz zersetzt und so die Standsicherheit beeinträchtigt habe: "Deshalb haben wir nicht um diese Bäume gekämpft."

Einen der Bäume, ein Weißdorn, hatten viele Bamberger ins Herz geschlossen. Er blühte stets früher als andere Stadtbäume und verströmte dann auch einen zarten Duft. Dass er plötzlich aus dem Stadtbild verschwunden ist, ist seit Tagen ein Thema in sozialen Medien wie Facebook.

Die üppige Blüte, die der Baum noch Anfang 2016 gezeigt hat, dürfe nicht darüber hinweg täuschen, dass er krank war, sagt Neuberth. Eine Beobachtung der Bischofsmühl-Pächterin bestätigt seine Worte: Laut Angelika Müller warf der Weißdorn seit zwei Sommern immer wieder morsche Äste ab.

Dass die Bäume krank waren und dass der fehlende Gehsteig in naher Zukunft gebaut werden soll, sind Umstände, die es der Stadt laut Siebenhaar erleichtert haben, die Grünanlage aufzugeben.

Bischofsmühl-Wirtin Angelika Müller hat jetzt zwar einen Bauzaun vor dem Haus und in der Saison 2017 eine deutlich kleinere Freischankfläche. Mit den Plänen der Stadt zeigt sie sich aber einverstanden. Froh wäre sie um einen Gehsteig, wie sie sagt - weil manche Fußgänger den Durchgang zwischen Haus und Tischen wohl nicht fanden und sich einen Weg mittendurch gebahnt haben.