Junges Leben im alten Bamberger Combonihaus

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Von außen hat sich das ehemalige Missionshaus des Comboni-Ordens an der Karolinenstraße wenig verändert. Ganz neu ist seine Nutzung.Foto: Ronald Rinklef
Von außen hat sich das ehemalige Missionshaus des Comboni-Ordens an der Karolinenstraße wenig verändert. Ganz neu ist seine Nutzung.Foto: Ronald Rinklef
Diesen Altenburg-Blick (hier mit E. Hartmann, rechts) und M. Dietz, hat man im Dachgeschoss. Foto: Ronald Rinklef
Diesen Altenburg-Blick (hier mit E. Hartmann, rechts) und M. Dietz, hat man im Dachgeschoss. Foto: Ronald Rinklef
 
Anne Jahn (rechts) leitet die Wohngruppen, Rebecca Wirries arbeitet mit traumatisierten Kindern.Foto: Ronald Rinklef
Anne Jahn (rechts) leitet die Wohngruppen, Rebecca Wirries arbeitet mit traumatisierten Kindern.Foto: Ronald Rinklef
 
Der Essplatz für die Jüngsten, die unter dem Dach wohnen und leben Foto: Ronald Rinklef
Der Essplatz für die Jüngsten, die unter dem Dach wohnen und leben Foto: Ronald Rinklef
 
Ein Detail aus der traumatherapeutischen WG Foto: Ronald Rinklef
Ein Detail aus der traumatherapeutischen WG Foto: Ronald Rinklef
 
Blick in das Wohnzimmer der älteren Jugendlichen Foto: Ronald Rinklef
Blick in das Wohnzimmer der älteren Jugendlichen Foto: Ronald Rinklef
 
Für das Bett wurde in manchen der sehr hohen Räume eine Empore geschaffen.Foto: Ronald Rinklef
Für das Bett wurde in manchen der sehr hohen Räume eine Empore geschaffen.Foto: Ronald Rinklef
 
Der Speisesaal Foto: Ronald Rinklef
Der Speisesaal Foto: Ronald Rinklef
 
Jahn, Hartmann und Dietz stehen in der WG-Küche, die in der ehemaligen Kapelle geschaffen wurde. Foto: Ronald Rinklef
Jahn, Hartmann und Dietz stehen in der WG-Küche, die in der ehemaligen Kapelle geschaffen wurde. Foto: Ronald Rinklef
 
Zwei frühere Remisen begrenzen den Hof hinter dem Palais.Foto: Ronald Rinklef
Zwei frühere Remisen begrenzen den Hof hinter dem Palais.Foto: Ronald Rinklef
 
Hinter einer Remise ist ein lauschiges Plätzchen zum "Chillen" entstanden. Foto: Ronald Rinklef
Hinter einer Remise ist ein lauschiges Plätzchen zum "Chillen" entstanden. Foto: Ronald Rinklef
 
Wer genau hinsieht, erkennt im Hintergrund den Turm der Jakobskirche. Foto: Ronald Rinklef
Wer genau hinsieht, erkennt im Hintergrund den Turm der Jakobskirche. Foto: Ronald Rinklef
 
 
Das Relief erinnert daran, dass das Haus von 1933 bis 2013 von den Comboni-Missionaren genutzt wurde. Foto: Ronald Rinklef
Das Relief erinnert daran, dass das Haus von 1933 bis 2013 von den Comboni-Missionaren genutzt wurde. Foto: Ronald Rinklef
 
Dietz demonstriert die Innenläden an den Fenstern in der ehemaligen BibliothekFoto: Ronald Rinklef
Dietz demonstriert die Innenläden an den Fenstern in der ehemaligen BibliothekFoto: Ronald Rinklef
 

Vom Schicksal beachteiligte Kinder finden in Bamberger Barockpalais ein Zuhause auf Zeit.

So ein schönes Haus für so schwierige Kinder und Jugendliche? Die Frage bringt Emil Hartmann nicht aus der Fassung. Er ist vorbereitet auf Reaktionen wie diese. Schöne Räume würden sich positiv auf das Verhalten seiner Schützlinge auswirken, antwortet der Gesamtleiter des Don-Bosco-Jugendwerks.
Anne Jahn, die Leiterin der neuen Wohngruppen im Combonihaus, unterstreicht die Aussage ihres Chefs aus der täglichen Erfahrung.

Am kommenden Freitag wird das ehemalige Missionshaus des Comboni-Ordens in der Oberen Karolinenstraße 7 offiziell seiner neuen Nutzung übergeben: Das sanierte Barockpalais beherbergt heilpädagogische und therapeutische Wohngruppen für Sechs- bis 18-Jährige.

Der Missionsorden hätte das Einzeldenkmal von 1780, das zwischen Bischofshaus und Torschuster liegt, leicht an Investoren verkaufen können, die in der ebenso exponierten wie exklusiven Lage ein Hotel schaffen oder Antiquitäten präsentieren wollten. Stattdessen kamen die Salesianer Don Bosco zum Zug. Das Haus dient also auch in Zukunft einem sozialen Zweck.


Schlimme Schicksale

Nach der Sanierung und Umgestaltung unter der Regie von Architekt Matthias Dietz bietet es nun vom Schicksal benachteiligten Kindern und Jugendlichen eine Heimat auf Zeit.

Das Don-Bosco-Jugendwerk hat im Combonihaus neue, zusätzliche Angebote zu denen geschaffen, die es schon im Canisius- und Josefsheim unterhält. So gibt es dort jetzt eine kleine Gruppe für traumatisierte Kinder, die eine besonders geschützte Umgebung brauchen. Sozialpädagogin Rebecca Wirries erzählt von einem Schützling, der - als er zu ihnen kam - nicht geredet hat: Er habe sich nur miauend wie eine Katze artikuliert, nur geredet, wenn es ihm seine Stoffmaus "erlaubte". Wirries Erklärung für das eigentümliche Verhalten des Jungen ist: Er habe in seinem alten Zuhause erlebt, dass es den Tiere besser ging als ihm . . .

Schützlinge wie diese bräuchten besondere Räume, Strukturen und Menschen, um wieder Vertrauen in Bezugspersonen entwickeln zu können, sagen Jahn und Wirries. Weil sie Liebe, Zuneigung und Wertschätzung nicht kennen würden, hätten die Neun- bis Zwölfjährigen nicht fassen können, dass sie so schöne und liebevoll ausgestattete Räume bekamen. Die neue Umgebung soll sich schnell positiv auf die sechs Kinder ausgewirkt haben: Sie seien "ganz anders als vorher", würden pfleglich mit ihren Zimmern und Nasszellen umgehen - die sie im übrigen selbst putzen und sauber halten müssen.

Die Jüngsten leben unter dem Dach. Im Erdgeschoss und ersten Stock und in einer ehemaligen Remise befinden sich weitere Wohn- und Gemeinschaftsräume für Heranwachsende und Jugendliche. Alle Veränderungen und reversiblen Einbauten seien in enger Abstimmung mit der Denkmalpflege erfolgt, betont der Architekt. Die ehemalige Kapelle wurde zur gemütlichen Küche, in der die Jugendlichen abends und an Wochenenden selbst kochen.

In der früheren Bibliothek richten die Salesianer jetzt - hinter hohen Fenstern und unter Stuck verzierten Decken - Konferenzen und Fachtagungen für Externe aus, "um die Jugendhilfe voran zu bringen", so Hartmann. Die neue Großküche im Erdgeschoss soll in naher Zukunft auch das nahe Josefsheim mitversorgen, wenn dieses saniert wird.


2,5 Millionen Euro von Stiftung

Sein jüngstes Projekt hat das Don-Bosco-Jugendwerk mit Hilfe der Dr.-Robert-Pfleger-Stiftung verwirklicht. Sie steuerte 2,5 Millionen Euro bei, was den Sanierungskosten entspricht. Das Geld ist nach Überzeugung von Rainer Drewello, dem Vorsitzenden des Stiftungsrats und Professor an der Universität, gut angelegt. Die Gesellschaft muss nach seinen Worten froh sein, dass es Einrichtungen wie diese gibt, die sich Kindern mit schlimmen Schicksalen annehmen.

Alle Plätze waren auf Anhieb belegt. Die jungen Leute kommen aus ganz Bayern. Oft sei es besser, sie komplett aus ihrem sozialen Umfeld zu nehmen, sagen Anne Jahn und Emil Hartmann. Für die Pädagogen erscheint es daher nur konsequent, dass sie auch ein Eltern-Coaching anbieten: In einer der ehemaligen Remisen entstanden drei Selbstversorger-Appartements für Eltern, wenn diese kommen und länger bleiben, um sich für die Be- und Erziehung ihres Kindes anleiten zu lassen.