Jugendliche wollen mit Image des Faulenzers aufräumen

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Tamara und Michelle haben am Medienprojekt des Kolping Technologiezentrums Bamberg mitgearbeitet. Darin befassen sich arbeitslose Jugendlichen mit ihrer Situation. Foto: Sebastian Martin
Tamara und Michelle haben am Medienprojekt des Kolping Technologiezentrums Bamberg mitgearbeitet. Darin befassen sich arbeitslose Jugendlichen mit ihrer Situation.  Foto: Sebastian Martin
Foto: Sebastian Martin
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Foto: Sebastian Martin
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Niklas Foto: Sebastian Martin
Niklas  Foto: Sebastian Martin
 
Fabian Foto: Sebastian Martin
Fabian  Foto: Sebastian Martin
 
Foto: Sebastian Martin
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Foto: Sebastian Martin
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Jugendliche wissen oft nicht, was sie nach der Schule machen sollen. Sie hängen dann in der Luft. Oft ist daran auch das schlechte Bild in der Öffentlichkeit schuld. Die Betroffenen wehren sich dagegen.

Die Arbeitslosigkeit unter Jugendlichen ist in Bamberg im Vergleich zu den gebeutelten EU-Ländern Spanien oder Griechenland (beide über 50 Prozent) mit unter drei Prozent gering. Dennoch gibt es Jugendliche in Bamberg, die nach der Schule zunächst keine Arbeit finden. Und es ist schwer, in so jungen Jahren damit klar zu kommen. Es gehen die Freunde auf weiterführende Schulen oder direkt in eine Ausbildung. Man selber hat nichts. Und weiß auch nicht genau, was man machen soll. Das haben auch Niklas (21), Fabian (18) und Anna (18) aus eigener Erfahrung festgestellt. Es ist nicht leicht, arbeitslos zu sein. Es ist noch weniger leicht, es den Freunden zu sagen: So ist das bei Anna, sie glaubt, dass ihre Freunde nicht verstehen, wenn sie ihnen erzählen würde, dass sie eine Berufsvorbereitende Maßnahme im Bildungswerk Kolping macht. Das ist peinlich.


Unterstützung bei Jobsuche

Doch eigentlich gibt es keinen Grund, sich dafür zu schämen. "Es gibt Jugendliche, die mehr Zeit brauchen, um in der Gesellschaft Fuß zu fassen", sagt Achim Dietl, Leiter des Kolping Technologiezentrums Bamberg. Das Technologiezentrum bietet solche Berufsvorbereitenden Maßnahmen im Auftrag der Bundesagentur für Arbeit an. Jugendliche können hier ihren Hauptschulabschluss nachholen. Oder auch Unterstützung für Bewerbungen bekommen, Praktika und Kontakte sammeln. Und an ihrem Sozialverhalten arbeiten. Jugendliche sollen lernen, im Team zu arbeiten, schließlich verlange das der Arbeitgeber. Jugendliche sollen in Ausbildung gebracht werden: der wichtigste Schritt.

Das Bild des Faulenzers nervt

65 Jugendliche werden bei Kolping betreut. "Wir haben auch viele, die haben Realschule oder Abitur", sagt Dietl. Doch auch für die schulisch besser Gebildeten ist es manchmal schwer, einen Job zu finden. So ergeht es auch Fabian, der Mittlere Reife hat. Am Anfang kam er ohne Plan zur Maßnahme. "Inzwischen habe ich eine Ausbildung gefunden", sagt der 18-Jährige aus Bamberg. Erleichtert sicherlich. Aber ein bisschen nervt ihn das Bild, das Jugendliche in der Öffentlichkeit haben. Fabian, Anna und Niklas haben gemeinsam mit zehn anderen Jugendlichen aus Bamberg und Forchheim, die an der Maßnahme bei Kolping teilnehmen, an einem Medienprojekt gearbeitet. In einem Radiofeature haben sie Menschen auf der Straße in Bamberg gefragt, woran es denn ihrer Ansicht liegt, dass manche Jugendliche keine Arbeit finden. Das Ergebnis war unterschiedlich. Viele meinten jedoch, dass es wohl an der Faulheit der Jugend liegt.




Eigene Situation einschätzen

Natürlich liegt es an der Einstellung, die jemand hat, weiß auch Fabian. "Wenn einer eine Null-Bock-Einstellung hat, wird das auch nichts." Doch Fabian sieht sich als das beste Beispiel, dass es eben falsch ist, die Jugendlichen pauschal an den Pranger zu stellen. "Ich arbeite hier anstatt rumzuhängen. Das ist doch was", meint er. Und Niklas ergänzt: "Ich finde, dass man im Leben ein Ziel braucht, wenn man weiß, wo man hin will, weiß man auch, was man dafür tun will", sagt der 21-Jährige jetzt nach seinen Erfahrungen in der Maßnahme und im Medienprojekt.

"Die Jugendlichen wollen dabei Hilfe, und die bekommen sie hier", sagt Florian Michel, eine der Lehrkräfte. Michel hat das Medienprojekt gemeinsam mit Sozialpädagoge Markus Flieder und einer Medienpädagogin gestemmt. "Die Jugendlichen sollen darin lernen, sich auszudrücken", erklärt Michel das Prinzip solcher Projekte. Und: Die Jugendlichen sollen hier auch lernen, ihre eigene Situation richtig einzuschätzen. Weg von dem Gefühl, dass es eine Schande ist, in einer Maßnahme zu sein: "Wenn meine Freunde es nicht gut finden, dann sind es auch nicht meine Freunde", sagt Fabian. So einfach ist das. Denn: "Wenn man arbeiten will, dann wird man Mittel und Wege finden, dahin zu kommen."

Der Weg von Niklas, Fabian und Anna hat über die Berufsorientierung geführt. Fabian wird eine Ausbildung als Bürokaufmann anfangen. Auch für Anna soll es in den kaufmännischen Bereich gehen. Ebenso hat Niklas das vor, der ganz klar weiß, was er nicht mehr will: "Der größte Albtraum ist für mich, Hartz 4 zu bekommen, daheim zu hocken und nichts zu machen." Das soll nicht mehr so sein. Niklas wirkt überzeugt, als er das sagt. Er will sich auch vom öffentlichen Bild des faulen Jugendlichen nicht aus der Ruhe bringen lassen.