Hans Ott baut seit Jahrzehnten Spargel in Hirschaid an. Was die Corona-Einschränkungen für die Spargelbauern bedeuten und worauf es nun ankommt.
Vor Sonnenaufgang draußen auf dem Feld mit den Händen in der Erde: laufen, bücken, laufen, bücken. Stundenlang. Tag für Tag. Die Belastung von Muskelpartien, die kaum jemand im Alltag beansprucht. "Lange hält die Spargelernte niemand durch, der nicht schon mindestens zwei bis drei Jahre mitgestochen hat." So die Einschätzung von Hans Ott zu den vielfach geäußerten Vorschlägen, ungeübtes Personal auf den Spargelfeldern einzusetzen, um die fehlenden Saisonarbeiter zu kompensieren, die im Zuge der Corona-Beschränkungen nicht auf den Feldern werden stehen können.
Seit Jahrzehnten baut Ott in Hirschaid Spargel an. In den 80er Jahren gab es dort noch etwa 20 Spargelbauern, heute sind es nur noch drei. Spargelanbau bedeutet fast ausschließlich reine Handarbeit. Der Anbau ist entsprechend arbeitsaufwendig und kostenintensiv. Pro Hektar fallen allein in der Erntesaison von Anfang April bis Mitte Juni etwa 1300 Arbeitsstunden an. Mittlerweile steht der 24-jährige Sohn von Hans Ott vor der Entscheidung, den Traditionsbetrieb weiterzuführen.
In diesem Jahr sehen sich die Betriebe der Region auch noch mit Erschwernissen konfrontiert, die im Zuge der Maßnahmen zur Eindämmung des Coronavirus entstanden sind und noch entstehen könnten. 10,6 Hektar Spargelanbaufläche sind im Landkreis Bamberg betroffen. Pro Anbauer sind es im Schnitt 0,48 Hektar, wobei einige der kleinsten Betriebe der Region von dieser Statistik des Amts für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten gar nicht erfasst werden. Vor allem größere Anbauer sind dabei dringend auf Saisonarbeitskräfte angewiesen, die nun zu großen Teilen nicht einreisen können.
Ginge es nach Vorschlägen der Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU), bekämen die Bauern nun Unterstützung von Menschen, die ihrer eigentlichen Beschäftigung im Zuge von Corona nicht mehr nachgehen können: etwa Personal aus der Hotel- und Gastronomiebranche. Die Situation in und um Bamberg ist dabei jedoch eine Besondere. Spargelbauer Ott erklärt: "Die großen Probleme haben in der Regel auch die Großen. Der Spargelanbau hier ist so kleinstrukturiert, wie sonst in kaum einer Region Deutschlands. Das hat in einer solchen Krise auch Vorteile." Gegenüber pauschalen Lösungsvorschlägen aus bundespolitischer Ferne zeigt sich in dieser Situation einmal mehr, wie wichtig lokales Denken und Handeln sind. Die Ernte der Flächen im Landkreis Bamberg könne man gemäß Ott nämlich gerade so noch mit Familienarbeitskräften und dem Freundeskreis stemmen.
In all den Jahrzehnten des Anbaus hat Ott nur sehr selten Saisonarbeitskräfte aus Osteuropa hinzuziehen müssen. Außerdem unterstreicht er, wie wichtig Erfahrung und Übung im Bereich der Ernte sind: "Die Leistung von Ernteneulingen wäre im ersten Jahr zu niedrig."
Geografische Besonderheit
Die geografische Besonderheit des Spargelanbaus in der Region kennen auch Zulieferer der Branche. Hans Ott tauscht sich etwa regelmäßig mit einem großen Spargelfachversand aus, der bestätigt, dass in Franken zwar viele, aber überwiegend kleine Betriebe ansässig sind, die von den großen Umwälzungen im Zuge der Corona-Maßnahmen geringer betroffen seien als etwa norddeutsche Großbauern.
Hans-Rüdiger Schmittnägel, der Behördenleiter des zuständigen Landwirtschaftsamts merkt an, dass von dieser Besonderheit nicht nur die Landwirtschaft, sondern auch die Landschaft profitiere. Die Biodiversität sei in Regionen mit kleineren Flächenstrukturen größer. Allerdings würde das Problem massiv unterschätzen, wer lediglich den eventuellen Personalmangel bei der Spargelernte in den Blick nimmt.
na ja, Spargel ist vielleicht nicht systemrelevant, eher ein stark zeitlich begrenztes und vor allem in unserer Gegend traditionelles Gemüse. Nicht Stechen wäre nicht so gut in Hinblick auf die kommenden Jahre, braucht die Pflanze doch ein paar Jahre bis sie so weit kultiviert ist.
Aber, was ich viel schlimmer finde ist, dass wir Franken scheinbar weder Willens noch in der Lage sind unseren Spargel, wie früher, selbst zu ernten.
Die extensive Landwirtschaft hat auch hier dazu geführt, dass es fast nur noch die ganz großen Anbauer gibt. Das geht scheinbar nur noch im großen Stil und mit entsprechendem Einsatz an Chemie und mit Billig-Erntehelfer aus dem Ausland. Aber daran sind wir leider auch wieder selbst schuld, will doch keiner mehr einen reelen Preis für sein Gemüse bezahlen.
Man fragt sich, ob Spargel systemrelevantes Gemüse ist??? Ein Hype um das Zeug. Ganze Industrien mit tausenden Mitarbeitern sind geschlossen bzw. gefährdet, aber für den Spargel, der in der geschlossenen Gastronomie gar nicht verkocht werden kann, müssen tausende Erntehelfer aus Ländern eingflogen werden, die zu den bezüglich Corona zu den gefährlichsten gehören. So kann man das wS die einheimischen Bevölkerung mit den Shut down Maßnahmen vielleicht erreicht hat, auch mutwillig kaputt machen. Als gäbe es nichts wichtigeres für unser Land.