Im Beisein von Regierungspräsident Wilhelm Wenning begann am Donnerstag in Oberfrankens einzigem Weinbaugebiet in Oberhaid offiziell die Traubenernte. Allerdings will man den Früchten noch Zeit zur Reife geben. Im "Staffelbacher Spitzelberg" wächst aber ein guter Jahrgang heran.
Noch Zeit zum Reifen brauchen die Trauben in Oberfrankens einzigem Weinbaugebiet, dem westlichen Teil der Gemeinde Oberhaid. "Wenn der Boden mit Wasser gesättigt ist, ist das gut für den Wein. Jetzt wollen wir noch jeden Tag Sonne mitnehmen, den wir bekommen können", schilderte Weinbauer Klaus Wagner die aktuelle Situation, als gestern Oberfrankens Regierungspräsident Wilhelm Wenning aus Bayreuth zu Besuch an Main kam, dahin, wo die ersten Weinberge aufragen. Allerdings war das nur der offizielle Beginn der Weinlese im Bezirk, mit dem tatsächlichen soll wie gesagt noch gewartet werden, so lange das möglich ist.
Dabei will man allerdings genau beobachten. Denn stellt sich der Sonnenschein nicht ein, kann es sein, dass die Weinbauern schnell reagieren müssen, um ihre Ernte nicht zu gefährden.
"Bevor Nässe und Feuchtigkeit zur Fäule bei einem Teil der Trauben führen könnten, muss die Lese dann über die Bühne gebracht werden", sagt Klaus Wagner. Der Staffelbacher ist der einzige Winzer am Ort, der den Weinbau noch professionell betreibt, fünf weitere seiner Zunft gibt es in Unterhaid, außerdem etliche Feierabend-Winzer mit kleineren Revieren.
Von der Qualität der Trauben konnten sich Regierungspräsident Wenning sowie MdL Heinrich Rudrof und Oberhaids Bürgermeister Carsten Joneitis sowie Zweiter Bürgermeister Peter Deusel und Gemeinderätin Karin Weber persönlich überzeugen. Ausgestattet mit Eimern und Scheren eröffneten sie offiziell die Weinlese 2013 und "lasen" jeder einen Eimer voller Trauben der Sorte Müller-Thurgau, die in den nächsten Tagen wohl zu "Federweißem" vergoren werden.
Von den vielen gut entwickelten Trauben an den Rebstöcken erwarten sich Klaus und Susanne Wagner für den Jahrgang 2013 einen guten Ertrag. Die Früchte sind jetzt schon gut ausgebildet und lassen für die Ernte einiges erhoffen. Eine Bodenbearbeitung sei dafür nicht mehr nötig. Wegen des langen Winter sei man allerdings "eine Woche später dran", meint Klaus Wagner, der seinen "Winzerbrief" vor Jahren nebenher gemacht hat. Sein Sohn, das ist noch eine gute Nachricht, hat die reguläre Winzer-Ausbildung durchlaufen und will die 2,2 Hektar Weinberge der Familie einmal weiter bearbeiten. Etwa ein knappes Hektar davon ist mit Reben der Sorte "Acolon" bepflanzt, einer Dornfelder-Kreuzung. Heuer will man erstmals auch einen Rosé auf den Markt bringen. Der überwiegende Teil der 2,2 Hektar steile Anbaufläche gebührt allerdings dem Müller-Thurgau. "Etwa 90 Hektoliter pro Hektar dürfen wir hier erzeugen", sagt Klaus Wagner, damit die Qualität nicht leidet. Die Reben wurden in den Jahren 1984 und 2004 gepflanzt und stehen gut im Saft.
Wenn die Zeit reif ist, wird man in den nächsten Wochen mit der Weinlese beginnen. Das funktioniert allerdings nicht mehr so wie früher: "Es ist immer schwieriger, die Leute aus dem Verwandten- und Bekanntenkreis von heute auf morgen zu aktivieren", sagt der Winzer.
Auch schon Sekt erzeugt
Deshalb sei man zur Maschinenernte übergegangen. Die Lesemaschine sehe man "nicht negativ", sie ermögliche eine rasche und problemlose Ernte. Überhaupt sei ein Weinbaubetrieb ohne erhebliche Investitionen heute nicht mehr vorstellbar. Einen sechsstelligen Betrag, schätzt Klaus Wagner, hat er investiert, um pro Jahr etwa 200 Hektoliter Wein keltern zu können. Der "Staffelbacher Spitzelberg" ist ein sehr begehrter Wein geworden. Und auch Sekt hat der Staffelbacher Winzer daraus schon gemacht.
An andere Experimente wie etwa Eiswein will er sich aber nicht wagen. Dazu ist die Wetterlage zu unsicher.
Dennoch zeigte sich Oberhaids Bürgermeister Carsten Joneitis ein wenig stolz, dass seine Gemeinde über das einzige Weinbaugebiet Oberfrankens verfügt. Und Regierungspräsident Wilhelm Wenning befand den Staffelbacher Spitzelberg später bei einer kleinen Weinprobe für "besser als den Bamberger".
Froh waren alle Beteiligten, dass unten im Tal der Autobahn-Rastplatz nicht Wirklichkeit geworden ist. "Sonst wäre es mit der relativen Ruhe ganz vorbei gewesen", so Klaus Wagner. Auch die Weinberge an der Bezirksgrenze hätten unter einer solchen Anlage gelitten.