Mirco Helmreich und Jelena Rölz meisterten 21 000 Kilometer in 14 Monaten: auf Rädern. Der Lehrer aus Oberleiterbach und seine Freundin besuchten 20 Länder.
Quer durch 20 Länder, kaum vorstellbare 160 000 Höhenmeter bezwungen, mit 21 000 Kilometern mehr als eine halbe Erdumrundung zurückgelegt und dies alles in 14 Monaten: Mirco Helmreich, geboren in Oberleiterbach (Markt Zapfendorf), und seine Freundin Jelena Rölz (Hilpoltstein), haben ein asiatisch-europäisches Abenteuer auf zwei Rädern hinter sich, das sich in verschiedenen Klimazonen und Höhenlagen (mit einem Temperaturunterschied von über 50 Grad Celsius) abspielte, in dem sie auf völlig fremde Kulturen trafen und den ein oder anderen gesundheitlichen Rückschlag verkraften mussten. Letztlich sind sie wohlbehalten in der Heimat angekommen, konnten das Weihnachtsfest und den Jahreswechsel im vertrauten Kreis genießen und können nun das nächste Event, nämlich die Hochzeit im Frühjahr, planen.
Die beiden Energiebündel, die sich - wie könnte es anders sein - beim Ironman-Triathlon 2013 in Roth kennenlernten, werden dieses private Fest sicher etwas sorgfältiger planen als ihr Radabenteuer. "Das war alles relativ spontan, wir wollten was Längeres unternehmen, da die Flüge nach Bangkok günstig waren, dort auch Trockenzeit herrschte, starteten wir in Thailand", blickt der 30-Jährige, der kurz zuvor sein zweites Staatsexamen (Gymnasial-Lehramt) bestanden hatte, zurück auf den Startschuss im Oktober 2018. Von High-Tech-Ausrüstung keine Spur, er bastelte sich aus vier alten Rädern ein brauchbares Bike zusammen und für Jelena besorgte er kurzerhand das Reise-Rad seines Bruders.
Adrenalinschübe
Schon die Ankunft am Flughafen, das Wiederzusammenbauen der Räder und die Fahrt in der Rush Hour mit Helm und Warnweste durch die Millionen-Metropole verursachte höchste Adrenalinschübe. Grob war dem Triathlon-Duo (sie finishte 2018 in Roth, er 2013 auf Hawaii) die Route bekannt, mehr aber auch nicht. Nach dem Motto "jeden Tag neu entscheiden" verliefen die ersten vier Thailand-Wochen auf vielen Alternativrouten zu den Hauptstraßen relativ entspannt. Auch in Laos und Kambodscha erlebten sie viel Alltägliches, genossen die Märkte ("da wussten wir nicht immer, was in den Töpfen war, auch Schneckensuppe war dabei") und trafen viele gastfreundliche Menschen, kamen in Dörfern vorbei, in die sich noch nie ein Tourist verirrt hatte. Unvergesslich waren die "Schulbesuche" - gastfreundlicher Empfang statt Unterricht.
Nach den ersten drei Monaten mit knapp 7000 Kilometern und einer 99,9-prozentigen Zeltübernachtung, immer bepackt mit um die 40 Kilo pro Rad, war Bangkok wieder erreicht, Was tun? Die beiden Alternativen: Weiterreisen nach Australien und dort auch das notwendige Geld verdienen, oder sich Richtung fränkischer Heimat - mit den Rädern! - aufmachen. Letztgenanntes wurde in Angriff genommen.
Viele nette Menschen
Erste Station Myanmar: "Unglaublich nette Menschen, Übernachten war allerdings manchmal nicht ganz einfach", bringt es Jelena auf den Punkt. "Frei Zelten ist verboten, wir mussten uns immer schnell nachts ins Gebüsch verdrücken!" Mit der Weiterfahrt nach Indien folgte der "krasse Schock". Vorbei war es mit der Ruhe: "Uns hat fast der Schlag getroffen, laut, dreckig, heftig anstrengend, viele Inder starrten uns nur an, sprachen kaum", schildert Mirco Helmreich seine Eindrücke und berichtet auch von einer zehntägigen Pause wegen eines Magen-Darm-Virus. Die Behandlung mit Antibiotika im Krankenhaus ("mit Kühen und Ziegen") hatte die schmerzhafte Auswirkung für die nächsten drei Monate, dass auch die Darmflora in Mitleidenschaft gezogen wurde. Einige Wanderungen in Nepal sorgten für Abwechslung.
Per Flugzeug wurde Pakistan überwunden, von Almaty aus ging es 500 Kilometer nach Kirgisistan, wo Viertausender-Pässe körperlich alles abverlangten. Da die Route komplett abseits verlief, musste oft für fünf Tage Essen mitgefahren werden. Damit nicht genug: Der Gesundheitszustand des Zapfendorfers verschlechterte sich zusehends, er wurde von einem Einheimischen in ein Hostel gefahren und von dort aus nach Osch ins Krankenhaus. Was zur Folge hatte, dass Jelena Rölz 500 Kilometer alleine unterwegs war. Eine harte Prüfung für beide: ohne Internet, ohne englische Sprachkenntnisse bei den Einheimischen, erst ein russischer Dolmetscher half weiter. Eine mehr als kritische Phase 10 000 Kilometer entfernt der Heimat.
Aber auch diese Hürde meisterten beide und wurden in Tadschikistan auf spektakuläre Art und Weise belohnt. Der Pamir Highway (höchster Pass auf 4655 Metern), die zweithöchst gelegene Fernstraße der Welt, führte die Radler tagelang in eine faszinierende Mondlandschaft.