Vor der Sondersitzung zum Bahnausbau am 21. Juni positionieren sich die Stadtratsfraktionen. Norbert Tscherner vom Bürger-Block wirbt für den Tunnel.
Nachdem jegliche Form der Ostumfahrung beim Bahnausbau vom Stadtrat ausgeschlossen wurde, wird nun über die beiden letzten verbliebenen Varianten debattiert: den Ausbau im Bestand und die Tunnellösung. Dazu hat sich Stadtrat Norbert Tscherner (Bamberger Bürger-Block) extra beim Zapfendorfer Altbürgermeister Josef Martin erkundigt. Dieser habe sein volles Engagement in die Verhandlungen beim Bahnausbau gesteckt. "In vier Jahren hartnäckiger Arbeit mit allen beteiligten Behörden und der Bahn" habe Martin so Erfolge erzielt und mehrere Über- und Unterführungen entlang der Gleise für Zapfendorf erkämpft. In diesem Maße müsse sich Oberbürgermeister Andreas Starke (SPD) auch einsetzen, um das Beste für
Bamberg zu erreichen.
Status als Welterbestadt
"Es war und ist in anderen Städten immer möglich, mit der DB die beste Lösung zugunsten der Kommune zu finden", schreibt Tscherner in einem Brief an Starke. Das schreibt er nicht ohne Grund: Denn es braucht viel Anstrengungen, wenn die Variante, die Tscherner vorschwebt, realisiert werden soll. Die beste Lösung aus seiner Sicht ist der Tunnel. "Es muss mit allem Nachdruck daran gearbeitet werden, eine Tunnellösung vom Tännig, außerhalb des Stadtwaldes, bis zur Coburger Straße zu erreichen." Er sieht ansonsten den Status als Welterbestadt gefährdet und schließt damit den Ausbau im Bestand komplett aus.
"Nicht ganz redlich"
Dieter Weinsheimer von den Freien Wählern/Bamberger Allianz hält Tscherners Forderung für "nicht ganz redlich". "Natürlich hätten wir gerne eine Untertunnelung der Stadt, wir wissen aber, dass es die unwahrscheinlichste Variante ist", betont der Fraktionschef. Der Tunnel würde schließlich über 800 Millionen Euro kosten.
Weinsheimer hatte in der Vollsitzung Ende April die Prüfung eines zwei- und dreigleisigen Ausbaus gefordert, nachdem jegliche Ostumfahrung ausgeschlossen worden war.
Auch die SPD rückt von einem viergleisigen Ausbau ab. Nachdem die unabhängige Gutachten der Büros KCW und VWI belegten, dass die vorhandenen Kapazitäten im Bereich Bamberg für Güter- und Personenverkehr mindestens bis 2030 ausreichend sind, fordern die Sozialdemokraten die Verwaltung auf, sich für einen "bedarfsgerechten und
konditionierten Ausbau" einzusetzen.
"Dies bedeutet, dass die schon bestehende Zweigleisigkeit belassen wird oder maximal eine Erweiterung auf drei Gleise notwendig wäre", schreibt die Fraktion in einer Mitteilung. Maximaler Lärmschutz, der Erhalt des ICE-Halts und die Schaffung einer S-Bahn-Haltestelle im Süden mit vorgezogenen Lärmschutzmaßnahmen sind laut Fraktionschef Klaus Stieringer die Forderungen.
Auch die CSU will einen S-Bahn-Halt im Süden der Stadt - unabhängig von der Trassenvariante. Wichtig sei, so die Haltung der CSU, der Schutz der Gärtnerflur, ebenso wie der vorgezogene Lärmschutz für die Anrainer der Bahnlinie.
Die GAL liebäugelt schon lange mit einer vorübergehenden "Nulllösung" mit vorgezogenem Lärmschutz in kleinen Teilstücken.
Vor- und Nachteile abwägen
Der Favorit der Verwaltung ist ohnehin kein sofortiger Vollausbau, sondern ein bedarfsorientierter abschnittsweiser Ausbau mit vorgezogenem Lärmschutz, das hatte Baureferatssprecher Claus Reinhardt bereits gegenüber unserer Zeitung erklärt.
Oberbürgermeister Andreas Starke (SPD) war vor wenigen Wochen in Berlin im Bundesverkehrsministerium, um die Bamberger Forderungen deutlich zu machen: "Ganz wichtig ist mir der garantierte ICE-Halt, damit sich unsere Stadt als Wirtschaftsstandort und Verkehrsknotenpunkt zukunftsorientiert weiter entwickeln kann. Außerdem wollen wir für die Bürger den bestmöglichen Lärmschutz erreichen.
Dabei gilt es darauf zu achten, dass die Besonderheiten der Welterbestadt respektiert werden." Mit Blick auf die weiteren Verhandlungen mit der Bahn und als Reaktion auf Norbert Tscherners Forderungen betont der OB: "Wir müssen sorgfältig die Vor- und Nachteile einer Tunnellösung abwägen und eine richtige Entscheidungsgrundlage schaffen."
In der Sondersitzung des Stadtrats am 21. Juni wird das Baureferat über die Untersuchung der verbliebenen Varianten berichten. Bis zum Frühjahr 2017 soll eine Trassen-Entscheidung getroffen sein.
Die Forderungen nach einer "Nulllösung" oder einem 3-gleisigen Ausbau, statt einem 4-gleisigen kann ich nicht nachvollziehen. Die Gutachten besagen ja lediglich, dass es sein kann, dass bis 2030 kein Ausbau notwendig ist. Das ist aber enorm von den politischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen abhängig. Aktuell demontiert sich die Bahn quasi selbst. Da zu sei die SWR Reportage "betrifft.. - Falsches Signal: Wie die Bahn beim Gütertransport versagt" empfohlen. Betrachtet man die aktuelle Diskussion um Dieselmotoren und die Entwicklung auf den Autobahnen, dann kann es sehr schnell gehen, dass die Schiene wieder gestärkt wird. Wenn es die Bahn nicht macht, dann immer zahlreicher werdenden privaten Anbieter.
Ich halte es für absolut verfrüht die Schiene für tot zu erklären.
Aber lässt man einmal alle Gutachten außen vor ergibt sich noch ein ganz einfacher Grund, der für den 4-gleisigen Ausbau spricht. Die Bahn baut im Rahmen des Verkehrsprojekt Deutsche Einheit Nr.8 über 500 km 4-spurige Bahngleise mit Brücken und Tunneln. Nur in Bamberg verzichtet sie auf den umfangreichen Ausbau, weil es nicht notwendig ist? Damit würden Bahn und Politik das gesamte Projekt in Frage stellen und sich unglaubwürdig machen. Weder Herr Dobrindt noch Herr Grube werden sich die Blöße geben Milliarden von Steuergeldern möglicherweise sinnlos verschwendet zu haben, schon gar nicht weil einige Bamberger Politiker versuchen den Kopf in den Sand zu stecken. Meine Meinung ist der Tunnel muss unabhängig unter Berücksichtigung aller Aspekte wie z.B. auch Bauzeit und Baubelastung geprüft werden. Sollte er sich als die bessere Variante erweisen, darf das Geld nicht entscheidende Faktor sein, denn Gesundheit und Umwelt haben Vorrang.
tscherner will, starke will, stadtrat will, bahnsinn will, alle wollen jeder will, alle werden bekommen, was die bahn will und das ist davon abhängig, was machbar und bezahlbar ist und schon hat es mit will und wollen sein ende und das ist vlt gut so
Was bezahlbar und machbar ist, weiß man wenn es kalkuliert und geprüft hat. Was die Bahn will bzw. was der Bahn das meiste Geld bringt und was das beste für die Bamberger Bevölkerung ist, muss nicht das gleiche sein.
Die Unterwürfigkeit und Gutgläubigkeit mit der man hier der Bahn begegnet gehört in die Zeiten des Kaiserreichs, aber nicht ins 21. Jahrhundert.
diese Aussage entspricht genau meinem Standpunkt!
Ich habe gestern noch eine E-Mail an Herrn Martin, den Autor dieses Beitrags verfasst und habe ihn gebeten, doch einmal "großes Theater" zu veranstalten. Investigativen Journalismus nennt man das wohl. Im Wortlaut u.a.:
"Haken Sie nach, niemand ist unantastbar! Ich würde diese Fragen an alle genannten Politiker richten. Fragen Sie nach deren Interesse an einer Wiederwahl! Sie werden erstaunt sein, wie schnell Sie Antworten erhalten werden. Fragen Sie nicht den Referatsleiter bei der DB! Der Vorstand ist der richtige Ansprechpartner!"
eine politisch vollkommen unkorrekte Aussage wäre:
1.) Wenn in Deutschland für 70.000 unbegleitete minderjährige Flüchtlinge pro Jahr ca. 50.000 Euro pro Person zur Eingliederung, Fort- und Ausbildung, für Sprachkurse etc. insgesamt 3,5 Mrd. Euro bereit gestellt werden können,
2.) wenn Herr Dobrindt (CSU) für seinen Wahlkreis ca. 500 Mio. Euro für Untertunnelungen und Umgehungen "locker" gemacht hat,
3.) wenn Bamberg nicht den Weltkulturerbestatus aufs Spiel setzen will,
4.) wenn den Anwohnern der größtmögliche Lärmschutz zu Teil werden soll,
dann sollte es doch wohl auch möglich sein, eine einmalige Investition in Höhe von ca. 750 Mio. Euro für die bestmögliche Variante - die Untertunnelung Bambergs - bereit zu stellen!
Wo ist die Bamberger Lobby in Bund und Land?? Wo und wann werden die Ministerin Huml und der Staatssekretär Silberhorn aktiv? Wo bleibt die Unterstützung der "kleineren" Variante mit den MdB's und MdL's der SPD und CSU? OB Starke ist da allein auf weiter Flur, wenn die notwendige Unterstützung fehlt. Hier geht es nicht um Parteipolitik!
Warum wird keine Petition aufgelegt? Nur rumplärren und jeden Vorschlag niedermachen bringt ja nun gar nichts!
Wenn 70.000 Bürger ihre Rechte auf Einspruch und Widerspruch wahrnehmen würden und die notwendige Unterstützung von Politik und WIrtschaft hätten, was wäre dann möglich?