Der Marktgemeinderat Hirschaid lässt sich durch die insgesamt negative demografische Entwicklung nicht vom Kurs abbringen: Der Ort strebt weiterhin die Einstufung als Mittelzentrum an.
                           
          
           
   
          Eine Sonderschicht legte der Marktgemeinderat ein, um sich mit dem Entwurf der Orientierungswerte 2030 des in Auftrag gegebenen "Städtebaulichen Entwicklungskonzepts" zu beschäftigen. Dabei zeigte sich, dass die Fachplaner nicht ganz verstanden hatten, worum es den Kommunalpolitikern geht: Hirschaid will an Einwohnern und Wirtschaftskraft zunehmen.
 Mit einer Stagnation, die von den Experten für die nächsten 17 Jahre angepeilt wird, gibt sich der Marktgemeinderat nicht zufrieden. Dabei zeichnet die Prognose der Planungsbüros unter Berücksichtigung des kürzlich veröffentlichten Zensus 2011 bereits ein rosiges Bild: Von Bund und Ländern wird aufgrund des demografischen Wandels allgemein das Sinken der Einwohnerzahlen prophezeit. Und daraus leiteten die Städte-, Verkehrs-, Wirtschafts- und Grünordnungsplaner Grundsätze für Hirschaid ab. 
Fazit der Diskussion des Marktgemeinderats: Bis zu einem gewissen Grad gibt es Verständnis dafür, dass auch die größte Gemeinde des Landkreises Bamberg nicht mehr ungebremst wachsen kann und soll. Eine Hauptaufgabe wird folglich auch darin gesehen, die Lebensverhältnisse in der Gemeinde zu verbessern. Das soll zum Beispiel durch die Stärkung des vorhandenen Einzelhandels im Ortskern oder die Verringerung des motorisierten Ziel- und Quellverkehrs erreicht werden. 
  
  Ambitionierte Ziele Das Streben nach der Aufstufung zu einem Mittelzentrum zwingt aber zu ambitionierten Zielen. Für Hirschaid müssten andere Maßstäbe gelten als für so manche Gegend im Steigerwald oder auf dem Jura, sagte Bürgermeister Andreas Schlund (CSU). 
Den Fachplanern wurde aufgetragen, in den maßgeblichen Passagen des Programms die Intentionen des Marktes Hirschaid 
stärker zu berücksichtigen. Der Stadtplaner Klaus J. Schulz (München) sicherte zu, die Wünsche und Vorschläge mit seinen Kollegen zu besprechen und den Entwurf zu überarbeiten. Allerdings gab er auch zu bedenken, dass das Entwicklungskonzept in der Regel nur bei staatlicher Bezuschussung umzusetzen sein wird. 
Uneingeschränkten Beifall für das zur Beratung in den Fraktionen vorbereitete Papier erntete Schulz allein vom einzigen SPD-Marktgemeinderat, Josef Haas. Für ihn ist es fraglich, warum Hirschaid unbedingt von einem Bevölkerungswachstum ausgehen soll. Statt neue Baugebiete auszuweisen und noch mehr Böden zu versiegeln, empfahl Haas, sich "endlich und tatsächlich" Gedanken zu machen, wie es weitergehen solle und diese Erkenntnisse festzuschreiben. 
  
  Keine Verallgemeinerungen  Zweite Bürgermeisterin Romana Gensel (WG Regnitzau) und Albert Deml von der Ökologischen Liste verwahrten sich gegen Verallgemeinerungen und die Unterstellung einer Täuschung der wahren Absichten des Gemeinderats, die aus den Worten des SPD-Rats klangen. 
Als Dreh- und Angelpunkt erwies sich die Prognose der Bevölkerungsentwicklung. Die Fachplaner formulierten dazu: "Bis 2030 ist die Einwohnerzahl durch Wanderungsgewinne zu halten." Gleichzeitig sollen alle Standorte der Hirschaider Unternehmen gesichert, das Angebot an Arbeitsplätzen gehalten oder verbessert werden. 
Das greift nach Meinung der Freien Wähler und der CSU-Fraktion zu kurz. "Wir wollen doch einen Aufbruch!" mahnte Heinrich Dorn (CSU). Einen Zuzug wird man dann nicht erreichen, wenn kein Gewerbegebiet hinzukommt, stellte Heribert Rittmaier (FWG Röbersdorf) fest. 
Georg Kestler machte klar, dass die Freien Wähler dem Ziel: "Bis 2030 wird die Ausweisung neuer Baugebiete ausgesetzt" nicht zustimmen werden. Es sei nicht zu schaffen, den sich abzeichnenden Bevölkerungsschwund allein durch die Besiedlung ungenutzter Innenflächen auszugleichen. 
  
  Mischlösung anstreben Kestler sprach sich für eine Mischlösung aus. Auch Dorn möchte beides verfolgen, Neubauten auf der grünen Wiese und Verdichtung der Altbestände. Für letzteres könne man sich sogar ein Förderprogramm ausdenken. Bis 2030 sollen 50 leer stehende Wohneinheiten saniert oder modernisiert und 50 innerörtliche Baulücken neu bebaut sein.
An anderer Stelle heißt es jedoch: "2030 soll der Anteil an versiegelten Flächen in Hirschaid um 25 Prozent reduziert sein... Die Siedlungs- und Verkehrsfläche soll jährlich um 1,6 Hektar verringert 
werden." Gegen diese Planungsziele erhob sich prompt Widerspruch, denn in der Zwischenzeit wird allein für den Bau der ICE-Trasse und der Ost-Umfahrung des Hauptortes zwangsläufig viel Land benötigt werden. "Da brauchen wir ja gar nichts mehr zu machen", zürnte Dorn. 
Total daneben lagen die Fachplaner mit der Vorgabe: "Der Status als Unterzentrum bleibt erhalten." Denn Hirschaid fühlt sich schon bei der vom Staat geplanten Einstufung als "Grundzentrum" benachteiligt; der Markt steuert die Stufe "Mittelzentrum" an. Dafür müssen freilich im Städtebaulichen Entwicklungskonzept einige Weichen anders gestellt werden. Und dies soll bis zum nächsten Beratungsschritt nach der Sommerpause geschehen. 
Bürgermeister Andreas Schlund möchte erreichen, dass das Programm noch in diesem Jahr verabschiedet wird. Umsetzen darf es dann die nächste Generation Kommunalpolitiker, die sich im März 2014 zur Wahl stellt.