Heinz Jung will Landrat im Kreis Bamberg werden

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Fängt er den roten Würfel? Heinz Jung (Mitte) ist es geglückt. Er tritt bei der Landratswahl aller Voraussicht nach für die SPD an. Unterstützt wird er von den Bürgermeistern Markus Zirkel, Jonas Merzbacher und Carsten Joneitis (von links) und seiner Frau Anette. Foto: Ronald Rinklef
Fängt er den roten Würfel? Heinz Jung (Mitte) ist es geglückt. Er tritt bei der Landratswahl aller Voraussicht nach für die SPD an. Unterstützt wird er von den Bürgermeistern Markus Zirkel, Jonas Merzbacher und Carsten Joneitis (von links) und seiner Frau Anette. Foto: Ronald Rinklef
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

Beim "Bürgerkonvent" der SPD wird der 56-jährige Hallstadter als Kandidat für die Landratswahl auf den Schild gehoben. Damit ist das Experiment der Partei für eine neuartige Kandidatensuche geglückt. Die endgültige Nominierung erfolgt zwar erst am 11. Januar, dürfte aber eine Formsache sein.

Der große deutsche Sozialdemokrat Willy Brandt hätte vielleicht seine Freude an diesem Tag gehabt, wäre er im Saal des Frensdorfer Bauernmuseums gewesen. Denn zum einen wäre er gerade 100 Jahre alt geworden, zum anderen hätte er erleben dürfen, wie seine Partei seinen Leitspruch "Mehr Demokratie wagen" in die Tat umsetzt. Ein "einzigartiges Verfahren, um einen Kandidaten zu küren" nannte die stellvertretende Kreisvorsitzende Yasmin Birk den erstmals durchgeführten "Bürgerkonvent" zur Nominierung eines Landrats-Bewerbers. Übertrieben hat sie damit wohl nicht. Der Versuch ist gelungen. Mit einem sehr großen Vertrauensbeweis von 48 von 52 Stimmen wurde der Hallstadter Schulrektor Heinz Jung auf den Schild gehoben.
Jung ist kein Parteimitglied.

Um die Kandidatur zur Nachfolge von Landrat Günther Denzler (CSU) einem möglichst großen Personenkreis zu öffnen, hatte die SPD die Bevölkerung des Landkreises zur Teilnahme aufgerufen. Wer kandidieren wollte, musste nicht unbedingt Genosse sein - es reichte aus, 30 Unterstützer-Unterschriften aus drei Kommunen des Landkreises mitzubringen. Für den Kreisvorsitzenden des Bund Naturschutz (BN) kein Problem. Und so durfte sich der 56-jährige Familienvater beim Bürgerkonvent der SPD vorstellen.

Was er dann auch in bester sozialdemokratischer Manier tat. Ohne Sonntagskleidung, hatte er bewusst die Ärmel hochgekrempelt, um von Anfang an zu zeigen, dass er bereit sei "anzupacken". Aber nicht nur das: Jung besitzt ganz offenbar auch das Gen dafür, unbeirrt voran zu gehen. Das zeigte sich auch schon bei der Schaffung eines ersten "Bürgersolardaches" in Hallstadt, für das er unter Einsatz seines eigenen Vermögens die Finanzierung sicherte, wie er sich in seiner einstündigen Rede erinnerte. Der gebürtige Bamberger war aber auch schon Bezirksvorsitzender der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft, kämpfte mit an der Spitze des Volksbegehrens für bessere Schulen, leitete die Jugendgruppe und ist seit 2010 Kreisvorsitzender des BN.

"Ich war immer parteilos", betonte Jung. Die ersten "prägenden Erfahrungen" habe er, aufgewachsen im Bamberger Gärtnerviertel, als Zivildienstleistender im Rettungsdienst gesammelt. Als Schulfreund von Wolfgang Heyder sei er natürlich "basketballverrückt", ließ Jung wissen. Das "Öffnungsangebot" der SPD nannte er einen "mutigen und intelligenten Schritt". Vom ersten Augenblick an habe er sich - nicht unbemerkt von seiner Frau - sehr dafür interessiert. Was offenbar auf Gegenseitigkeit beruhte: "Insgesamt hatten wir drei Bewerber, die die Voraussetzungen erfüllten" , ließ SPD-Unterbezirksvorsitzender Jonas Merzbacher nach der Nominierung wissen. "Die anderen haben aber nicht das nötige Charisma mitgebracht, auch nicht in den Wertekompass der SPD gepasst". Namen nennt der SPD-Unterbezirksvorsitzende nicht, das sei so abgesprochen.

Politisch nennt Heinz Jung die Chancengleichheit als "zentrales Thema der SPD". Nachholbedarf gebe es vor allem in der Bildungspolitik, wo "vielerorts Flickschusterei" betrieben werde. Für eine Besserung solle man regionale Konzepte zulassen, "Schulen mit Kompetenzen" schaffen. "Bittere Realität" sei die Verdrängung von Familien mit mehreren Kindern aufs Land, weil das Wohnen in den Zentren für sie nicht bezahlbar sei.
Energiepolitisch nennt der SPD-Bewerber "energieautarke Gemeinden" als Ziel. Dafür unterstütze er das Konzept der Regionalwerke Bamberg. "Eine dezentrale Versorgung bringt eine Vielzahl von Arbeitsplätzen, nicht nur eine Wachmannschaft für ein Atomkraftwerk".

Politik für die Region

Mit einer Politik für die Region will Heinz Jung die Vielfalt und hohe Lebensqualität für die Menschen im Bamberger Land erhalten. "Die Wirtschaft braucht die Großbetriebe, aber sie braucht auch die vielen kleinen Unternehmen als Rückgrat einer stabilen Ordnung", sagt er. Eine "Herausforderung" stelle der demografische Wandel dar, der Zukunftskonzepte für die Sozialsysteme nötig mache. "Wir müssen die Lage begreifen und neue Wege finden, an den Aufgaben mitzuwirken".

Richtiger Mann

Als "richtigen Mann" empfahl Unterbezirksvorsitzender Jonas Merzbacher - während Kreisvorsitzender Andreas Schwarz MdB in Berlin unabkömmlich war - anschließend der Versammlung Heinz Jung. Unter der Leitung von Bürgermeister und Kreisrat Carsten Joneitis erfolgte die anschließende Abstimmung. Von 52 Teilnehmern gab es 48 Ja-Stimmen, zwei Nein und zwei Enthaltungen. Damit war Heinz Jung zum einzigen Bewerber für die Kandidaten-Kür der Landkreis-SPD am 11. Januar gewählt. "Hätte er keine Mehrheit erhalten, hätte es keinen Kandidaten gegeben", betonte zum Abschluss Jonas Merzbacher. Und Heinz Jung selbst sah in dem Resultat "ein überwältigendes Ergebnis, das ich so nicht erwarten konnte".