Heiligenstadt wird über Nacht zum Corona-Hotspot

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44 Neuinfektionen wurden am Wochenende in der Tabea-Diakonie in Heiligenstadt registriert. Foto: Tabea-Diakonie Heiligenstadt
44 Neuinfektionen wurden am Wochenende in der Tabea-Diakonie in Heiligenstadt registriert. Foto: Tabea-Diakonie Heiligenstadt

Schlagartig ist in Heiligenstadt die Zahl der Infizierten gestiegen. Dahinter steckt ein Ausbruch des Virus in einem Pflegeheim. 44 Menschen wurden dort zuletzt positiv getestet. Im Landkreis Bamberg sind auch zwei weitere Einrichtungen betroffen.

Das war ein Schock: Bei der zweiwöchentlich laufenden Reihentestung am vergangenen Wochenende wurden auf dem Campus der Tabea-Diakonie in Heiligenstadt 23 Bewohner und 21 Mitarbeitende verschiedener Berufsgruppen positiv auf Sars-CoV-2 getestet. Schon zuvor war dort mindestens ein Todesfall in Zusammenhang mit dem Coronavirus registriert worden. Es gibt aber auch eine gute Nachricht: "Aktuell geht es den betroffenen Personen gut, sie zeigen wenig bis keine Symptome", erklärt Kamil Borkowski, der Leiter des Pflegeheims. Er stehe mit dem Gesundheitsamt Bamberg täglich im engen Kontakt. Kein Heimbewohner musste bisher in ein Krankenhaus verlegt werden. "Derzeit sind die Verläufe mild", teilt Verena Brecht, Pressesprecherin des Diakoniewerks mit Hauptsitz in Hamburg mit.

Durch den für Heimleiter Borkowski unerklärlichen Corona-Ausbruch in seinem Seniorenhaus hat sich die Anzahl der Infizierten in Heiligenstadt schlagartig auf insgesamt über 60 erhöht. Dies ist fast eine Verdoppelung zur Vorwoche und macht Heiligenstadt quasi über Nacht zum Corona-Hotspot des Landkreises Bamberg. Bereits Ende Oktober traten vereinzelt die ersten Corona-Fälle bei Mitarbeitern des Tabea-Seniorenhauses auf. Auf Initiative des Einrichtungsleiters findet seitdem eine zweiwöchentliche Reihentestung der dort lebenden und arbeitenden Menschen statt, um das Infektionsgeschehen im Auge zu behalten. "Bisher verlief das Infektionsgeschehen moderat und sehr langsam, zuletzt sogar rückläufig", sagt Borkowski. Doch dann sind am Wochenende die Zahlen explosionsartig nach oben geschnellt.

Seit Dienstagabend lägen nun die vollständigen Ergebnisse des Gesundheitsamtes vor. "Wir bedauern es sehr, dass trotz der eingehaltenen Hygienemaßnahmen, wie Händedesinfektion, FFP2-Masken und Abstand halten, das Virus einen Weg in unser Haus gefunden hat. Die Sorgen und Ängste, die die Angehörigen und Bewohner nun begleiten mögen, können wir sehr gut verstehen", betont Borkowski.

In Quarantäne und Isolation

Zu jeder Zeit hätten sich die positiv getesteten Mitarbeitenden der Tabea-Diakonie Heiligenstadt umgehend in häusliche Quarantäne begeben. Die betroffenen Bewohner seien jeweils sofort von den anderen getrennt worden, so dass hier untereinander kein Kontakt stattfinden könne. Borkowski: "Natürlich ist die pflegerische Versorgung der uns anvertrauten Menschen dennoch weiterhin sichergestellt nun unter verschärften, hygienischen Bedingungen." Das bedeutet, dass alle Mitarbeitenden mit den schützenden FFP2-Masken arbeiten müssen, die ihnen der Arbeitgeber zur Verfügung stellt. Den infizierten Bewohnern wurden feste Mitarbeitende zugeteilt, die nur in vollständiger Schutzausrüstung das Zimmer betreten dürfen, um die pflegerische Versorgung vorzunehmen.

Nun wöchentliche Tests

Der Rhythmus der Reihentestung wird nun auf ein wöchentliches Intervall erhöht. Zudem ist das Haus für Besucher und externe Dienstleister geschlossen. "Unser diakonischer Auftrag - der Dienst am Nächsten - ist für uns jetzt mehr denn je richtungsweisend, und wir werden alles uns Mögliche tun, in Zusammenarbeit mit dem Gesundheitsamt, die Ausbreitung des Virus in unserem Haus einzudämmen", so Borkowski, der insbesondere auch seinen Mitarbeitern dankt, die in dieser herausfordernden Zeit ein enormes Engagement zeigen.

Insgesamt sind laut Frank Förtsch, Pressesprecher des Gesundheitsamts, drei Pflegeheime im Landkreis zuletzt stärker von der Pandemie betroffen gewesen. Dies sei neben einer zweistelligen Zahl von Infizierten innerhalb einer Familie der Grund, warum die Infektionszahlen in Heiligenstadt, Burgwindheim, Litzendorf und Buttenheim (hier inzwischen wieder gesunken) weit über dem Durchschnitt bezogen auf die Einwohnerzahl liege. Konkret benennen möchte Förtsch die betroffenen Einrichtungen nicht, um Bewohner und Mitarbeiter zu schützen, erklärte aber, dass es in allen schon einzelne Todesfälle unter den Bewohnern gegeben habe.

Spezial-Team auch am Wochenende im Einsatz

Während in zwei Heimen rund die Hälfte der Bewohner und deutlich weniger Mitarbeiter positiv getestet wurden, waren es in der dritten Einrichtung lediglich ein Drittel der Bewohner und ein Fünftel der Mitarbeiter. Förtsch versichert, dass mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln gegen das Infektionsgeschehen gekämpft werde: "Dafür gibt es ein spezialisiertes Team im Fachbereich Gesundheitswesen, das - wie der komplette Fachbereich - seit März auch am Wochenende zur Verfügung steht."

In engem Kontakt mit dem Gesundheitsamt und dem Diakoniewerk steht auch Heiligenstadts Bürgermeister Stefan Reichold (SPD). Die Kommune halte sich an die Vorgaben des Landratsamtes. Reichold bittet alle Bürger, weiter die Sicherheitsmaßnahmen wie Abstand und Kontaktbeschränkungen zu erfüllen und die Hygienevorschriften zu beachten. "Wir nehmen die Sache sehr ernst", betont Reichold, der den Bewohnern und Mitarbeitern eine schnelle Genesung wünscht.

Ratssitzung kurzfristig abgesagt

Weitere Maßnahmen, wie etwa die Sperrung öffentlicher Plätze in Heiligenstadt oder die Maskenpflicht im Freien auf diesen, sind seitens der Gemeinde und des Landratsamtes bisher nicht vorgesehen, weil es sich um einen lokal begrenzten Corona-Ausbruch handelt.

Allerdings hat Reichold die für morgen in der Oertelscheune geplante Marktgemeinderatssitzung aus Sicherheitsgründen abgesagt. Mit den Fraktionsvorsitzenden wird er nun besprechen, wie es weitergehen soll. "Vonseiten der Verwaltung schlagen wir die Installation eines Ferienausschusses vor, damit weiterhin dringliche Beschlüsse in kleinerem Kreis gefasst werden können."