Ganz Bamberg schien auf den Beinen zu sein, um die Christmetten und Gottesdienste an den Feiertagen zu besuchen: Die Kirchen waren übervoll.
Wahrhaft weihnachtliche Gemeinden fanden sich in den Bamberger Kirchen ein. Sie erlebten "ganz besondere heilige Stunden voller klingender Musik und guter Worte". So fasste etwa der evangelisch-lutherische Dekan Hans-Martin Lechner in seiner Predigt während der Christmette in St. Stephan die Empfindungen zusammen. Ohne darüber hinwegzutäuschen, dass "Weihnachten oft mit Enttäuschung und Schmerz, mit Trauer und Wehmut verbunden ist, große Emotion in Aggression umschlagen kann, aktuell so viel Unfrieden in der Welt herrscht".
Versöhnung und Neubeginn
Umso "herrlicher" sei es, so der Dekan, wenn Menschen einträchtig miteinander feierten und redeten, wenn Menschen nach längerem Streit und schwierigen Auseinandersetzungen sich plötzlich versöhnten und neu beginnen würden. Wenn ein Licht der Hoffnung aufleuchte. Wenn sich Türen auftäten zwischen Menschen und Völkern, die bisher Angst voreinander gehabt hätten.
Lechner nannte solche Erfahrungen "weihnachtlich". Zumal in dem Kind von Bethlehem ein "sensibler Gott auf die Welt gekommen ist, der ein Gespür für uns Menschen hat, der feinsinnig, rücksichtsvoll, unaufdringlich, empathisch, im besten Sinne menschlich ist".
Der Prediger fuhr fort: "Gott begegnet im Kind jeder und jedem von uns mit seiner ganzen Sensibilität, und wir werden sensibel für die Menschen um uns herum, für jeden Menschen ohne Unterschied, einfach weil er Mensch ist - wie Gott!" Bei allem notwendigen Sinn für die Realitäten sei gerade die Sensibilität ein "Markenzeichen großer Kreativität und echter Lebendigkeit", die auf den Weg weihnachtlicher Menschlichkeit und des Friedens führten.
Auch Erzbischof Ludwig Schick ging im Pontifikalamt am ersten Weihnachtsfeiertag auf Emotionen, auf sinnenreiches Erleben des Hochfestes der Geburt des Herrn ein. Diese gestenreiche Predigt im Dom berührte tatsächlich die Sinne, stand dabei in einem leichten Kontrast zu seinen eher geistverwurzelten Worten in der nächtlichen Christmette.
Den Horizont erweitern
Der Oberhirte rief dazu auf, mit dem Kind in der Krippe den eigenen Horizont zu erweitern und so Nationalismus und Populismus entgegenzutreten. Schon an der Krippe in Bethlehem hätten sich alle Völker der Erde getroffen: "Hirten, die Juden waren, Könige aus dem Morgenland, die für Asiaten, Afrikaner, Amerikaner und Europäer stehen, Arme und Reiche." Jesus in der Krippe vereine sie, betonte Erzbischof Ludwig Schick: "Das muss auch heute geschehen."
Die Universalität Jesu werde für eine gemeinsame weltweit geltende Werteordnung gebraucht, so Schick weiter. Er verwies auf die UN-Menschenrechtscharta, die im Dezember vor 70 Jahren proklamiert worden sei. "Das Kind in der Krippe verpflichtet uns, die Menschenrechte sowie die Freiheit und Gleichheit aller Menschen, auch vor Islamisten, Terroristen und Fundamentalisten jeder Art zu verteidigen", erklärte Erzbischof Schick. Das Kind in der Krippe verpflichte auch, die Armen und Hungernden weltweit zu sehen sowie die Menschen, die unter Krieg und Terror leiden.