Haus-Sanierung kann glücklich machen

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Für diesen Anblick von Klein Venedig reisen Touristen aus aller Welt nach Bamberg. Ströhleins haben ihn vom Wohnzimmer aus.
Für diesen Anblick von Klein Venedig reisen Touristen aus aller Welt nach Bamberg. Ströhleins haben ihn vom Wohnzimmer aus.
Der Hausherr auf seinem Balkon
Der Hausherr auf seinem Balkon
 
Die "grüne Etage" Fotos: Barbara Herbst
Die "grüne Etage"  Fotos: Barbara Herbst
 
 
 
 
 
 
 
 

Das Haus Leinritt 7, ein Einzeldenkmal, ist von Renate und Robert Ströhlein außen und innen saniert worden.

"Die Vorstufe zum Paradies": So hat eine Besucherin das Haus von Renate und Robert Ströhlein bezeichnet, als sie es nach der Renovierung besucht hat. Die Ströhleins widersprechen nicht. Mit dem Haus Leinritt 7 an der Ecke zum Sandbad haben sie vor zwei Jahren ihr Traumhaus in einer der schönsten Lagen Bambergs gefunden.
Inzwischen haben sie es auf neuesten Stand gebracht und ihm ihre persönliche Note gegeben. Seit einem Jahr wohnen sie darin und genießen täglich die Annehmlichkeiten der Altstadt, allen voran den Blick aus dem Wohnzimmerfenster. Auf der Regnitz ziehen die Ausflugsschiffe und die ortsansässige Schwanenfamilie mit ihren sechs Jungen vorbei. Im Hintergrund erhebt sich die malerische Kulisse der alten Fischerhäuser auf der gegenüberliegenden Flussseite.
"Das ist noch schöner als in Klein Venedig selbst zu wohnen", glauben die Hausbesitzer.


Früher ein Handwerkerhaus

Menschen wie Ströhleins hat die Stadt ihr Erscheinungsbild und das unverwechselbare Flair zu verdanken. Denn in Bamberg sind es nicht allein Kirchen und Paläste, sondern auch die vielen historischen Bürger- und Handwerkshäuser, die den Charme ausmachen. Fehlende rechte Winkel, krumme Wände und unkonventionelle Raumaufteilungen machen solchen Bamberg-Liebhabern nichts aus, ganz im Gegenteil, und sie nehmen für den Erhalt dieser Gebäude auch viel Geld in die Hand.

Immerhin hatten die Ströhleins mit der Bausubstanz Glück: Die war in Ordnung. Das heutige Einzeldenkmal Leinritt 7 dürfte zwischen 1780 und 1790 erbaut worden sein. Im Jahr 1846 ließen die damaligen Besitzer ein weiteres Stockwerk aufsetzen.

Im Erdgeschoss waren zu dieser Zeit eine Schlosserei und später eine Feilenhauer-Werkstatt untergebracht. 1888/1890 baute man die Werkstatt zu einer Wohnung um. Danach wurde das Haus weitgehend in Ruhe gelassen: Seitdem sind keine größeren Baumaßnahmen nachweisbar.

Renate und Robert Ströhlein fanden wunderschöne Türen vor sowie fränkisches Parkett aus Eiche und Kirschholz, das sie restaurieren ließen. Die Elektrokabel ließen sie unter Putz legen und Mineralputz an den Wänden anbringen. Im Hausplatz und im Treppenhaus wurden Einbauten entfernt und neue Fliesen verlegt.

Die Barockfassade wurde in Grün gefasst. Auffällig ist die abgerundete Kante zum Sandbad hin: "Damit die Pferdekutschen nicht hängen geblieben sind", weiß Robert Ströhlein.

Ungewöhnlich mag der Mut zur Farbe erscheinen, der alle Wohnräume prägt. Robert Ströhlein - "Ich bin ein Farbenmensch!" - verteilte seine Lieblingsfarben über alle Etagen: angefangen bei Orange im Erdgeschoss über Rot im Wohnbereich bis zu Grün und Lila im Schlafzimmer unterm Dach.

Vor den leuchtenden Wänden steht ausgesuchtes Mobiliar, das zum größten Teil aus der gleichen Zeit stammt wie das Haus selbst. Die Ströhleins haben Schränke, Tische und Stühle für die rund 100 Quadratmeter Wohnfläche mit Bedacht und Kennerschaft ausgewählt: Renate Ströhlein ist Antiquitätenhändlerin mit einem Geschäft in der Karolinenstraße.

Die ältere Geschichte des Anwesens Leinritt 7 liegt weitgehend im Dunkeln. Aus dem Jahre 1399 gibt es eine Verkaufsurkunde, die wahrscheinlich dieses Anwesen betrifft. Um das Jahr 1652 wurde vermutlich ein Vorgängerbau abgebrochen, und das Grundstück lag bis 1692 brach. Gesichert ist, dass das Grundstück zusammen mit Leinritt 8 und Sandbad 17 zu einem Anwesen verbunden war, das später geteilt wurde.

Aus der jüngeren Vergangenheit kennt man zwei prominente Bamberger, die in diesem Haus gelebt haben: der Gründer der Stadtkapelle, Karl Popp, und die Malerin Len Dunkelberg.

Aber zurück in die Gegenwart. Jetzt lebt hier ein rundum glückliches Paar, das sich nach über 50 Ehejahren noch einmal einen großen Traum erfüllt hat. Apropos Traum: Träumen lässt es sich bei Ströhleins am besten auf dem kleinen, in das Dach eingeschnittenen Balkon. Von dort sieht man nach links auf den Fluss und nach rechts auf den Dom. "Ein zauberhafter Anblick, vor allem am Abend", schwärmen die Ströhleins.