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Hauptsmoorwald bei Bamberg wird Nationales Naturerbe


Autor: Sebastian Martin

LKR Bamberg, Freitag, 19. Juni 2015

Der Bundestag hat den Hauptsmoorwald bei Bamberg nun doch zum Naturerbe erklärt. Der Bund Naturschutz jubelt, will aber wachsam bleiben. Fraglich ist, was in Zukunft mit der Panzerwaschanlage geschieht.
Das Gebiet des Hauptsmoorwalds an der Panzerwaschanlage (vorne) wird nun doch Nationales Naturerbe.  Foto: Ronald Rinklef/Archiv


Im April hatte es so ausgesehen, als ob der Bundestag ein mögliches Nationales Naturerbe (NNE) im Nordosten von Bamberg stoppt. Das hat vor allem die Naturschützer kräftig vor den Kopf gestoßen. Nun aber aufatmen: Der Haushaltsausschuss des Bundestags hat dem Gebiet doch den Naturerbestatus zugesprochen. Rund 305 Hektar des Hauptsmoorwalds östlich der A 73 stehen nun auf der Liste der bundesweit geschützten Flächen. Daran lässt sich nicht mehr rütteln ... oder doch?

Heinz Jung, Vorsitzender der Kreisgruppe des Bund Naturschutz (BN), zeigt sich nach der Entscheidung "höchsterfreut", allerdings wolle der BN weiter genau hinschauen, was nun geschehe. Denn anders als bei vorherigen Tranchen, in denen bundesweit NNE-Gebiete ausgewiesen wurden, geht der Besitz nicht in die Hände einer Naturschutzstiftung über, sondern bleibt beim Bund.

Einerseits sei das gut, werde das Gebiet nun nach Vorgaben des Naturschutzes entwickelt. Doch sieht der BN auch weiterhin die Gefahr, dass eine Privatisierung der Flächen in Zukunft nicht ausgeschlossen ist: "Wir wollen eine grundbuchliche Sicherung", sagt Jung. Nur dann sei der Naturschutzzweck dauerhaft gewährleistet.

"Harte aber faire Gespräche"
Das Misstrauen der Naturschützer rührt wohl auch daher, da noch im Frühjahr der Haushaltsausschuss des Bundestags die Aufnahme des Hauptsmoorwalds in die Liste der Naturerbeflächen ausgesetzt hatte. Von Irritationen spricht Jung, der für die SPD im Kreistag sitzt.

Zu befürchten war, dass sein Parteikollege Andreas Schwarz, Bundestagsabgeordneter der SPD, ein früher angedachtes gemeinsames Gewerbegebiet von Bamberg, Memmelsdorf, Litzendorf und Strullendorf auf der Fläche wieder ins Spiel bringen wollte. Es habe in der Zwischenzeit "harte aber faire" Gespräche gegeben, so Jung. Und Schwarz stellt auf Nachfrage klar: Er sei nie gegen ein Naturerbe gewesen, sondern habe sich für die Kommunen eingesetzt, die stärker an dem Verfahren beteiligt werden wollten. Er begrüße die jetzt getroffene Entscheidung pro Naturschutz.

Ausgleichsfläche für ICE-Ausbau?
Nicht im NNE-Gebiet liegt die Ex-Panzerwaschanlage mit der ehemaligen Deponie des US-Militärs. Was daraus werden kann, müsse jetzt erörtert werden, so Schwarz. Er wolle kein klassisches Gewerbegebiet, aber ein Engagement der Regionalwerke könne er sich vorstellen, allerdings müsse das Gebiet zunächst naturschutzrechtlich bewertet werden. CSU-Bundestagsabgeordneter Thomas Silberhorn, der sich für das NNE-Gebiet stark gemacht hat, hatte dagegen einer gewerblichen Nutzung der Anlage am Schutzgebiet eine Absage erteilt.

"Ein Gewerbegebiet auf der Panzerwaschanlage sehen wir als extrem kritisch", sagt auch BN-Vorsitzender Jung. Man sei grundsätzlich gesprächsbereit, wolle sich aber darum bemühen, dass die Panzerwaschanlage rückgebaut werde, zum Beispiel als Ausgleichsmaßnahme für den ICE-Ausbau. "Die Fläche könnte anschließend in das Nationale Naturerbe aufgenommen werden", so Jung. Auch bei der Regierung von Oberfranken hält man das für vorstellbar.

Gerd Schneider, parteiloser Bürgermeister von Memmelsdorf, sieht in der Panzerwaschanlage eine tiefer liegende Problematik. Es sei zu vermuten, dass das Gelände verseucht ist. "Eine wirtschaftliche Nutzung sehe ich deshalb überhaupt nicht." Ob sich überhaupt jemand darum bemühen wolle, ist für Schneider mehr als fraglich.

Ein Auge auf das jetzt unter Schutz gestellte Gebiet des Hauptsmoorwalds hat Schneider jedoch geworfen. Für Memmelsdorf, Litzendorf und Strullendorf habe das gemeindefreie Gebiet der Konversionsfläche einen hohen Werbewert. Der Tourismus der "fränkischen Toskana" könne damit angekurbelt werden. In Litzendorf hatte man unlängst bekannt gemacht, dass ein größeres Gemeindegebiet finanzielle Vorteile bei Zuweisungen von staatlichen Förderungen bedeuten könnten. Die Gemeinden erheben den Anspruch, entsprechend den historischen Grenzen Gemeindeteile zugewiesen zu bekommen.

In Bamberg sieht man die Zeit für die wirtschaftliche Entwicklung anderer Teile der Konversionsfläche reif. So hat der CSU-Kreisverband Bamberg-Stadt gefordert, dass nun auf der Muna und der Lagarde-Kaserne endlich Gewerbegebiete ausgewiesen werden sollen.