Von den Seehof-Weihern bis zur Straße nach Pödeldorf soll das Nationale Naturerbe im Hauptsmoorwald reichen. Die Ex-Panzerwaschanlage liegt mitten im möglichen Naturerbe. Ihre Umwandlung zum Gewerbegebiet ist umstritten. Foto: Rinklef
Gewerbepark oder Naturerbe ? Oder beides? Um die Zukunft des Hauptsmoorwaldes ist eine heftige Debatte entbrannt. Foto: Michael Wehner
Die Zukunft des Hauptsmoorwaldes hat eine heftige Debatte in der Region ausgelöst: MdB Andreas Schwarz (SPD) will Schutzgebiet und Gewerbepark verbinden. Nicht nur die Signale aus der Bevölkerung stehen dem entgegen. Auch MdB Silberhorn (CSU) lehnt einen Gewerbepark ab.
Der Bamberger Bundestagsabgeordnete Andreas Schwarz (SPD) hat einen Tag nach seinem umstrittenen Eintreten gegen die Ausweisung eines Nationalen Naturerbes im Hauptsmoorwald seine Vorstellungen präzisiert: "Wir unterstützen die Idee des Nationalen Naturerbes und begrüßen gleichzeitig die Entscheidung des Haushaltsausschusses, die Ausweisung zum Nationalen Naturerbe vorerst auszusetzen", teilte Schwarz mit.
Was auf den ersten Blick wie ein Widerspruch wirkt, ist aus Sicht von Schwarz keiner. Für die Kommunen in der Region biete die Verschiebung die Chance, eine gute Lösung für die Menschen, die Natur und die Wirtschaft zu finden, teilt er mit. Dem Abgeordneten, früher Bürgermeister von Strullendorf, schwebt eine Doppellösung vor: ein Nationales Naturerbe neben einem Gewerbepark,
Bei diesem Ziel werde er von den Gemeindeoberhäuptern von Memmelsdorf, Litzendorf, Strullendorf sowie dem Bamberger OB unterstützt. "Hier geht es nicht um die Versiegelung der gesamten Fläche... Wir planen ja nicht Möbelhäuser und Tankstellen in den Wald zu setzen, sondern junge und innovative Unternehmen in einer Art Umweltpark", sagt Schwarz. Die Kritik am geplanten Naturschutzgebiet, das sich von den Seehof-Weihern bis zur Straße nach Pödeldorf erstrecken könnte, verwundert auch Schwarz´ Kollegen, den CSU-Abgeordneten Thomas Silberhorn, Vorsitzender der Landkreis-CSU. Die Aussetzung habe aus verfahrenstechnischen Gründen stattgefunden und nicht wegen der Initiative von Schwarz, stellt er klar.
Silberhorn verweist auf ein Gespräch im Januar, bei dem alle beteiligten Kommunen in das Verfahren eingebunden worden seien. Seit dieser Zeit habe es genug Gelegenheit gegeben, Einspruch einzulegen. Doch niemand habe sich zu Wort gemeldet. Im Gegenteil. Im Landkreis sei das Interesse, das ursprüngliche Vorhaben eines Gewerbegebietes weiter zu verfolgen, gesunken, auch wegen der niedrigen Erfolgsaussichten. "Vor allem OB Starke hat das Nationale Naturerbe aktiv vorangetrieben", erinnert sich Silberhorn.
Der CSU-Abgeordnete lehnt einen Gewerbepark im Hauptsmoorwald klar ab und weiß sich hier auch einig mit dem Bamberger Landrat Johann Kalb (CSU). Dieser war in der Pressemitteilung von Schwarz am Nachmittag noch als Unterstützer genannt worden. Am Abend teilte Silberhorn dann mit, dass diese Nennung nicht autorisiert gewesen sei. Silberhorn sieht geringe Chancen für eine Doppellösung - wegen der Bedeutung des Waldes mit vier Rote-Listen-Arten, aber auch wegen anderer Hürden. Der Einrichtung eines Gewerbeparks stehen mögliche Altlasten, hohe Kosten für die Erschließung, der Eigentümerwechsel und die Einrichtung eins Zweckverbands mit vier Gemeinden entgegen. "Ich halte das Nationale Naturerbe für eine positive Entwicklung. Man sollte die Gelegenheit beim Schopf ergreifen", sagt Silberhorn.
Dafür plädiert auch Bambergs CSU-Chef Christian Lange (CSU): "Wir begrüßen ein Nationales Naturerbe, weil der Titel eine schöne Ergänzung zum Welterbe und eine Bereicherung für Bambergs Osten wäre", sagt Lange.
Kritik erntete Schwarz am Donnerstag aus der grünen Stadtratsfraktion. Peter Gack warf dem Abgeordneten "auf Gewerbesteuereinnahmen fixiertes Kirchturmdenken" vor. Hier werde dem Naturschutz von einem Abgeordneten der Regierungskoalition in den Rücken gefallen, die sich explizit eine Reduzierung des Flächenverbrauchs auf die Fahnen geschrieben habe. Als Naturwald wären die Flächen ein ideales Naherholungsgebiet.
Auch außerhalb Bambergs dürfte die Aussicht auf einen Gewerbepark nicht so unumstritten sein, wie das die Unterstützung von Schwarz durch vier Bürgermeister nahe legt. Gegen einen Gewerbepark wandte sich am Donnerstag Franz Herold, Sprecher einer Initiative aus dem Memmelsdorfer Ortsteil Lichteneiche. Ein Industriegebiet im Hauptsmoorwald komme für ihn und seine Mitstreiter nicht in Frage: "Wir sind durch Flugplatz und Autobahnen schon heute stark belastet."
Auf dem ökologisch höchst wertvollen Muna-Gelände wollte Bambergs Oberbürgermeister Starke unbedingt eine riesige Fläche für einen Lkw-Umschlagplatz realisiert sehen.
Im wertvollsten Bereich des Schießplatzes will die Bamberger Stadtverwaltung unbedingt den Neubau der Justizvollzugsanstalt sehen. Um diese Entscheidung nicht durch die politischen Gremien hinterfragen zu lassen, hält sie sogar ein ihr vorliegendes Gutachten zurück.
Und das fachlich als weltnaturerbegeeignet eingestufte gemeindefreie Gebiet will der ehemalige Strullendorfer Bürgermeister Schwarze, jetzt Bundestagsabgeordneter, dem Vernehmen nach im Widerspruch zum Bamberger Stadtrat, doch in Übereinstimmung mit OB Starke, zum Gewerbegebiet “entwickeln”.
Es kann doch kein Zufall sein, daß ausgerechnet immer die wertvollsten Naturbereiche besonders im Fokus sie zerstörender Begehrlichkeiten stehen.
Haben die Verantwortlichen aus der viele Jahrzehnte langen Debatte um den unverzichtbaren Schutz unserer natürlichen Lebensgrundlagen absolut nichts gelernt?
Das hat doch Methode:
Auf dem ökologisch höchst wertvollen Muna-Gelände wollte Bambergs Oberbürgermeister Starke unbedingt eine riesige Fläche für einen Lkw-Umschlagplatz realisiert sehen.
Im wertvollsten Bereich des Schießplatzes will die Bamberger Stadtverwaltung unbedingt den Neubau der Justizvollzugsanstalt sehen. Um diese Entscheidung nicht durch die politischen Gremien hinterfragen zu lassen, hält sie sogar ein ihr vorliegendes Gutachten zurück.
Und das fachlich als weltnaturerbegeeignet eingestufte gemeindefreie Gebiet will der ehemalige Strullendorfer Bürgermeister Schwarze, jetzt Bundestagsabgeordneter, dem Vernehmen nach im Widerspruch zum Bamberger Stadtrat, doch in Übereinstimmung mit OB Starke, zum Gewerbegebiet “entwickeln”.
Es kann doch kein Zufall sein, daß ausgerechnet immer die wertvollsten Naturbereiche besonders im Fokus sie zerstörender Begehrlichkeiten stehen.
Haben die Verantwortlichen aus der viele Jahrzehnte langen Debatte um den unverzichtbaren Schutz unserer natürlichen Lebensgrundlagen absolut nichts gelernt?
Und / oder ziehen andere an den Fäden?