Happy Birthday, Max Kienastl!

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Max Kienastl Foto: pr
Max Kienastl  Foto: pr
Max Kienastl (Zweiter von links) in seiner Nürnberger Zeit und rechts als junger Vibraphonist. Foto: pr
Max Kienastl (Zweiter von links) in seiner Nürnberger Zeit und rechts als junger Vibraphonist. Foto: pr
 
Der pensionierte Symphoniker mit der Geige, die ihn ein Leben lang begleitete. Foto: Matthias Hoch
Der pensionierte Symphoniker mit der Geige, die ihn ein Leben lang begleitete.  Foto: Matthias Hoch
 
Foto: Matthias Hoch
Foto: Matthias Hoch
 
Max Kienastl mit seinem Quartett Foto: Archiv Rainer Groh
Max Kienastl mit seinem Quartett Foto: Archiv Rainer Groh
 
Foto: Tanja Kaufmann
Foto: Tanja Kaufmann
 
Foto: Tanja Kaufmann
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Max Kienastl in den 50er Jahren Foto: pr
Max Kienastl in den 50er Jahren Foto: pr
 
 

Auf der Bühne des Jazzclubs feiert Max Kienastl am 8. April seinen 85. Geburtstag. Bis 1994 spielte er bei den Bamberger Symphonikern die erste Geige.

"Ja, ich werde 85 - 85 schon, tatsächlich", sagt Max Kienastl. Zwinkert mit den Augen und lacht - dieses verschmitzte, unwiderstehliche Lachen. Feiern wird der Jubilar am 8. April, mit seinen Kindern und Enkeln, wie er berichtete. Danach betritt der Wahlbamberger wieder die Bühne, um sich mit seinem Quartett all den Fans zu widmen, die ihn im Jazzkeller erwarten. Jazz, Swing, Balladen mit viel Herz, Salonmusik und Bach: Der Geiger spannt den Bogen zwischen all den Genres, für die er sich in seinem Leben begeisterte. Und beschert uns anlässlich seines 85. Geburtstags Erinnerungen an Zeiten, in denen der Jazz als subversive Musik die Tanzsäle eroberte.

"Als ich Geige zu spielen begann, war ich gerade fünf", erinnert sich der gebürtige Regensburger mit jenem charmanten bairischen Zungenschlag, dem das fränkische Umfeld nach einem halben Jahrhundert noch verhältnismäßig wenig anhaben konnte.
Violinunterricht bekam Kienastl von einem musikalischen Onkel, der seinen Neffen mit zehn Jahren auch zu den "Domspatzen" brachte - als Stadtschüler, wie der langjährige Symphoniker betont. ",Da muss der Bub hin' entschied man. So sang ich im Chor bis der Bass kam - und aus war's mit meiner Gesangskarriere."
 


Kinder spielten in den Ruinen

In was für einer Zeit aber wuchs Kienastl heran: Mit 14 Jahren erlebte er das Ende des Zweiten Weltkriegs. Städte waren Trümmerwüsten, in deren Ruinen Kinder spielten. Wohnungsnot, Mangelernährung, der Schwarzmarkt blühte: Beängstigend für einen sensiblen Jungen wie Max? "Nein, ich machte mir damals keine großen Gedanken um die Zukunft, lebte - und spielte - von einem Tag auf den nächsten." Zumal Kienastl in "Ami-Clubs" den Jazz entdeckte - wie alle jungen Leute zu der Zeit. Erfolge feierte die im Nationalsozialismus verpönte "Niggermusik", die jetzt für Freiheit, den Aufbruch nach der Stunde Null stand. Wobei sich der Regensburger nicht damit begnügte, Jazz und Swing aus dem Publikum heraus zu genießen. Er spielte lieber selbst mit seiner Geige für die GIs. "Musiker waren damals schließlich gesucht, weil so viele in Kriegsgefangenschaft oder gefallen waren. Da akzeptierte man notgedrungen einen Geiger, wenn's gerade keinen Saxophonisten gab."

Es kamen allerdings auch Zeiten, in denen Kienastl seine geliebte Geige ruhen lassen und auf andere Instrumente umsteigen musste. So lernte der Regensburger in wenigen Wochen Posaune zu spielen - und in wenigen Stunden die Basics, um sich als Vibraphonist in amerikanischen Clubs von Ulm, Ravensburg und Stuttgart zu positionieren. "Ich musste mir nach einer Notlüge das Instrument, das ich angeblich beherrschte, ausleihen und übte eine Nacht lang, bis ich wenigstens drei Stücke konnte", erinnert sich der Musiker. Was zum gewünschten Engagement führte. Auf der Bühne stand Kienastl zu dieser Zeit mit dem Walter Geiger Quintett.


Lieber Bamberg als Nürnberg

Zurück zu den klassischen Wurzeln kam der Jazzmusiker Mitte der 50er Jahre in Franken: Übers Studio Nürnberg des Bayerischen Rundfunks hatte Kienastl zum Fränkischen Landesorchester als Vorläufer der Nürnberger Symphoniker gefunden, und dann auch eine gut dotierte Stelle am Nürnberger Opernhaus in Aussicht. "Meinen Vertrag hatte ich schon unterschrieben, wurde aber noch kurzfristig an die Bamberger Symphoniker ausgeliehen". Was dem Geiger ein zweites Stellenangebot und das langfristigste Engagement in seiner Karriere bescherte. Zu ernsten Disharmonien kam es zwischen den Verantwortlichen in Nürnberg und Bamberg glücklicherweise nicht, was dem Verhandlungsgeschick des damaligen Intendanten der Symphoniker zu verdanken ist. "Schon zog ich um - mit dem Gefühl: Jetzt hast du's geschafft."


"Gefürchteter Blattspieler"

Ja, ein Traum erfüllte sich für den Berufsmusiker, der Gelegenheit bekam, mit dem legendären Joseph Keilberth als Chefdirigenten zusammenzuarbeiten. "Für Kollegen wurde ich zum gefürchteten Blattspieler", schmunzelt der Wahlbamberger, dem manches zuflog, was sich andere hart erarbeiten mussten. So zeichnet Kienastl auch das "absolute Gehör" aus, das dem Musiker erstmals beim Vorsingen für die "Domspatzen" bescheinigt wurde. "Genossen habe ich bei den Symphonikern auch die vielen Reisen: Nehmen wir nur unsere Südamerika-Tour - sieben Länder in 18 Tagen, das vergisst man nicht."
Neben der klassischen Musik blieb Kienastl aber dem Jazz treu. Der Symphoniker war in der Clubszene aktiv und wirkte an diversen Rundfunkaufnahmen mit - unter anderem mit dem Pianisten Thomas Fink, den Gitarristen Jan Rigo und Helmut Nieberle. Ein namhafter Partner am Klavier war auch Paul Kuhn.

Mit Stéphane Grappelli als Idol handelte sich der Geiger bei Musikerkollegen den Spitznamen "kleiner Grappelli" ein. 1994 kam der Abschied von den Symphonikern - nach und nach, schließlich spielte Kienastl weiterhin "noch aushilfsmäßig".

Ebenso wie der Jazz - das Konzert mit dem Max Kienastl Quartett beginnt am 8. April übrigens um 21 Uhr - gehört die Klassik nach wie vor zum Alltag des pensionierten Symphonikers. In "rein privater Runde" pflegt er die Kammermusik mit ehemaligen Kollegen. Weiterhin viel Erfolg und alles Gute: Happy Birthday, Max Kienastl!