Bei einem Gast wurde offenbar der Norovirus bestätigt. Das Gesundheitsamt hat jedoch noch keine Probenergebnisse. Der Hotelchef sagt: Die Hygiene stimmt.
Es war das plötzliche Ende eines Motorradausflugs: "Extremer Durchfall mit gleichzeitigem Übergeben, verbunden mit Gliederschmerzen und teilweise sehr hohem Fieber." Drei Stunden nach dem Abendessen sei es fast gleichzeitig bei ihm und anderen aus der Gruppe losgegangen, berichtet ein Motorradfahrer.
Er hat sich an den Fränkischen Tag gewandt, möchte seinen Namen jedoch nicht in der Zeitung lesen. "Wir waren etwa 44 Leute, sind morgens nach dem Frühstück losgefahren und erst abends wieder angekommen." In der
Nacht von Freitag auf Samstag am vergangenen Wochenende seien etwa 25 Mitglieder der Gruppe erkrankt, außerdem will der Motorradfahrer von einer Familie mit kleinen Kindern wissen, die ebenfalls Symptome gezeigt hätte.
"Bei uns in der
Gruppe hingen fünf Leute am Tropf, drei hatten extrem hohes Fieber", sagt der Mann. Die Behördenarbeit vor Ort sei sehr gewissenhaft abgelaufen, doch gegen das Hotel erhebt der Reisende Vorwürfe. Das Personal des Hauses sei überfordert gewesen, die Gäste hätten sich selbst um Tee und Desinfektionsmittel kümmern müssen. Außerdem hätten die Erkrankten den Notarzt selbst gerufen, nachdem sich der "Hausarzt des Hotels" geweigert habe, zu kommen. Und: Die Frau des Motorradfahrers will mitbekommen haben, "dass es auch dem Koch in dieser Nacht schlecht ging".
Es sind heftige Vorwürfe, die die Biker erheben. Was sagt der Inhaber des Hotels dazu? Er nennt andere Zahlen, spricht von 18 Betroffenen. Diese seien allesamt aus der Motorradfahrergruppe. Das Hotel sei ausgebucht gewesen, "gerade einmal elf Prozent der Gäste waren betroffen.
Sie wurden auf ihren eigenen Zimmer verpflegt und isoliert", sagt Inhaber Andreas Winkler.
Zudem seien im Nachhinein keine weiteren Fälle aufgetreten. Die Magen-Darm-Erkrankungen seien möglicherweise im Haus zum Ausbruch gekommen, "doch der Ursprung kann nicht bei uns liegen", sagt der Chef. Etwa 70 Prozent des Personals habe das gleiche Abendessen wie die Biker zu sich genommen - ohne Beschwerden. "Bei uns wird frisch gekocht. Außerdem hatten wir erst vor sechs Wochen eine Hygienekontrolle im Haus, bei der es null Beanstandungen gab."
Und was hat es mit dem Koch auf sich? Dieser habe wohl über Bauchbeschwerden geklagt, jedoch weder unter Erbrechen noch Durchfall gelitten. Winkler deutet an: "Der Koch ist in der Vergangenheit am Darm operiert worden." Möglicherweise sei er deswegen nervös geworden.
Der Rettungsdienst-Großeinsatz vom Samstag hätte seiner Meinung nach nicht sein müssen.
"Die Bikergruppe hatte die Hotelrezeption gar nicht informiert, sondern direkt den Notarzt gerufen." Ein Anruf bei "einem Hausarzt" sei ihm nicht bekannt.
Winkler betont: "Mein Personal war nicht überfordert! Man muss so etwas erst mal organisieren. Tee und Wasser ging schnell, doch Desinfektionsmittel in dieser Menge muss man erst mal besorgen." Er habe den Eindruck gehabt, dass einige der Biker leicht in Panik geraten seien.
Flüssigkeitsverlust ausgleichen
Der Notarzt habe schnell Entwarnung gegeben, einige Motorradfahrer hätten Infusionen bekommen, um den Flüssigkeitsverlust auszugleichen.
Das Polizeipräsidium Oberfranken hatte noch am Sonntag gemeldet: "Ernsthafte Erkrankungen konnte das medizinische Personal vor Ort ausschließen."
Doch um welche Art von Erkrankungen handelt es sich? Der Motorradfahrer aus der Gruppe hatte zügig seinen Hausarzt aufgesucht und Ende
dieser Woche das Ergebnis bekommen: Es sei tatsächlich der Norovirus und "nach Auskunft meines Arztes bin ich nach wie vor hoch ansteckend".
Das Bamberger Gesundheitsamt hat dagegen noch keine Ergebnisse der Proben, weder der Lebensmittel noch der Betroffenen. Fachbereichsleiter Winfried Strauch deutet an: "Wir denken an eine Infektion mit Viren oder Bakterien." Von erkrankten Kindern wisse er nichts. Bekannt seien ihm insgesamt 16 Erkrankte aus der Motorradgruppe sowie vier weitere Erwachsene. Nicht jeder habe über Durchfall und Erbrechen geklagt, bei manchen seien Übelkeit und Kreislaufprobleme aufgetreten. Jetzt schon vom Norovirus zu reden, sei spekulativ. "Wir müssen abwarten, was bei den Proben herauskommt."