Godehard Ruppert: "Das ist polemisch und manipulierend"

1 Min
Vor allem bei Studenten ist die Untere Brücke ein beliebter Treffpunkt im Sommer. Hier lässt es sich idyllisch mit Blick auf das Welterbe sitzen. Doch beschweren sich Anwohner zunehmend über "Brückenpartys" bis tief in die Nacht. Die Stadt ist gezwungen zu handeln. Foto: Ronald Rinklef
Vor allem bei Studenten ist die Untere Brücke ein beliebter Treffpunkt im Sommer. Hier lässt es sich idyllisch mit Blick auf das Welterbe sitzen. Doch beschweren sich Anwohner zunehmend über "Brückenpartys" bis tief in die Nacht. Die Stadt ist gezwungen zu handeln.  Foto: Ronald Rinklef

"Können wir vielleicht die Kirche im Dorf lassen?", fragt der Uni-Präsident. Godehard Ruppert nimmt die Bamberger Studenten in Schutz, nachdem in der Diskussion um die Untere Brücke im FT Meinungen von inFranken-Nutzern abgedruckt waren. Ruppert kritisiert vor allem die pauschalisierende, negative Darstellung Studierender.

"Lesermeinungen haben eine wichtige Funktion in der Leserbindung, das ist mir klar", schreibt Ruppert auf seiner Facebook-Seite, "so etwas kann aber auch extrem manipulative Wirkungen haben. Was sollen denn so Aussagen wie die über DIE Studierenden, die faul sind und statt morgens in den Hörsaal nachts auf die untere Brücke gehen?"

Als der Uni-Präsident am Donnerstagabend über die Brücke gegangen sei, hätten da hochgeschätzt rund 200 Personen gesessen, inklusive Touristen. Ruppert: "Wenn man sie alle den Studierenden zurechnet, entspricht das bei 13.500 Studierenden nicht einmal 1,5 Prozent! Die Lautstärke war ausgesprochen angenehm, jedenfalls war der am Kranen vorbeifahrende Ford Mustang deutlich lauter als die gesamte Brückenbevölkerung zusammen. Bamberg feiert sich gern als Rom des Nordens; in Rom ist auf der Piazza Navona oder dem Campo die Fiori allein ein einziger Generator eines Andenkenstandes lauter als die gesamten akustischen ,Brückenemissionen'."

Und Ruppert schiebt Rechenspiele nach: "Angenommen, es sind jeden Tag dieselben Personen, dann sprechen wir von nur 1,5 Prozent unserer Studierenden; das rechtfertigt die Rede von DEN Studierenden, die nicht regelmäßig ihrem Studium nachgehen, ganz offensichtlich nicht. Angenommen, es sind nicht jeden Tag dieselben Studierenden, ist die Rechnung leicht komplizierter, aber: Wenn wir die 365 Tage des Jahres auf die reduzieren, die von Wetter und Jahreszeit her so einladend sind, sich auf der unteren Brücke aufzuhalten, kommen bei rund 200 Personen und rund 200 dazu einladenden Tagen 40.000 ,Fälle‘ zusammen.

Bei einer idealtypischen Gleichverteilung bedeutet das: jeder und jede Studierende hält sich durchschnittlich 2,9 Abende pro Jahr auf der Brücke auf. Ich hoffe das reicht, um zu zeigen: Wegen der unteren Brücke von DEN FAULEN STUDIERENDEN zu reden, ist nicht nur unverhältnismäßig, sondern polemisch und manipulativ."