Nach den trockenen Vormonaten muss das Getreide in diesem Jahr viel früher geerntet werden als sonst üblich. Entsprechend schlecht ist der Ertrag.
Im mittlerweile 32. Jahr sitzt Edgar Böhmer auf dem Mähdrescher. Aber so früh war er noch nie dran. Wintergerste, Weizen und Triticale, eine Kreuzung aus Weizen und Roggen, sind am Ende der ersten Juliwoche bereits gedroschen. Die zuletzt meist trockenen und heißen Monate haben zu Notreifungen und damit zu kleineren Körnern geführt. Der Medlitzer Landwirt beziffert seine Ernteverluste auf 20 bis 30 Prozent - und hofft weiter auf Regen: "Von mir aus auch mal 40, 50 Liter auf den Quadratmeter. Aber das hilft jetzt auch nur noch dem Mais." Der Mais stand lange Zeit sehr gut da. Doch aufgrund der ausbleibenden Niederschläge rollen sich inzwischen auch hier die Blätter ein, um die Verdunstung zu reduzieren.
Auf 70 Hektar baut der BBV-Kreisobmann Getreide an, auf bis zu 500 Hektar setzt er seine beiden Mähdrescher noch für andere Landwirte ein. Für ihn ist es der zweitschlechteste Getreide-Ertrag, seit er Landwirt ist. Nur 2003 sei noch schlechter gewesen. Früher sei meist erst Mitte August gedroschen worden. Da werde er wohl heuer schon den Mais häckseln müssen. Auch der Blick auf eine Wetter-App stimmt ihn nur bedingt zuversichtlich: "Heute hatten wir 80 Prozent Regenwahrscheinlichkeit und dann gab's auch wieder nur zwei Liter. Die nächsten Tage beträgt die Wahrscheinlichkeit höchstens 50 Prozent - da regnet es eh nicht."
"Aber was kann ich noch tun, außer wassersparend zu arbeiten und auf die Bodenstruktur zu achten?", fragt Böhmer. Das vergangene Jahr sei genau das Gegenteil von 2018 gewesen. Hohe Erträge, aber viele Regentage. "Da musste man natürlich auch an den wenigen trockenen Tagen möglichst alles dreschen. Und die Böden waren sehr weich." Zumindest sei die Getreideernte ein wenig stressfreier, weil nicht alles auf einmal reif werde. Böhmers Getreide geht zum Teil an Mühlen, dient aber auch als Futter für seine 160 Kühe oder wird zu Saatgut.
Freilich seien die Landwirte noch nicht überall so weit mit der Ernte. Je nach Wetterlage und Bodenqualität können andere länger mit dem Dreschen warten. "Aber irgendwie habe ich manchmal den Eindruck, dass gerade dort, wo die besten Ackerböden sind, die meisten Baugebiete entstehen und Flächen versiegelt werden."
Angesichts der überbreiten und langen Mähdrescher wirbt Böhmer um Verständnis der anderen Verkehrsteilnehmer, die auch in unübersichtlichen Kurven oder an Bergkuppen mit großen, langsam fahrenden Landmaschinen rechnen sollten. Mit einem fast 20 Meter langen Gespann könne er auch nicht so leicht manövrieren wie mit einem Auto. Aber bislang habe Böhmer nie unangenehme oder gar brenzlige Situationen mit dem Mähdrescher erlebt. "Wenn jeder ein wenig Rücksicht nimmt, ist allen geholfen", stimmt ihm Markus Dotterweich von der Polizeiinspektion Bamberg-Land zu. "Auch mit dem Überholen sollte man besser abwarten, bis auch wirklich eine geeignete Stelle kommt."