Der Bamberger Autor Martin Beyer erzählt in seinen "Mörderballaden" 13 Mal über das Morden und Ermordet-Werden.
Der eine drückt ab oder schlägt zu. Der andere stirbt. Mal lässt Martin Beyer die Täter erzählen, mal erinnert sich das Opfer an die letzten Dinge, dann versuchen die Hinterbliebenen, das schlechthin nicht Aushaltbare auszuhalten. Die meisten Geschichten sind fiktiv, die des chilenischen Sängers Victor Jara oder des Nazi-Hellsehers Hanussen aber empirisch verbürgt. Jeder seiner "Mörderballaden" hat Beyer die Liedzeile einer Lieblingsband vorangestellt. Manchmal entwickelt sich die folgende Geschichte aus diesen Zeilen, das andere Mal borgt sie sich nur ein Leitmotiv oder eine Stimmung. Beyers Fantasie besonders beflügelt hat die englische Band I like trains. Wer deren düster-majestätischen Rock kennt, findet dessen Spuren immer wieder in den schockgefrosteten, dann wieder brodelnd-heißen Geschichten. Am 19. Mai treten Beyer und I like trains gemeinsam im Bamberger Morph Club auf. Er liest, sie spielen.
Die Buchhändler werden "Mörderballaden" (Asphalt & Anders Verlag, 170 Seiten, 14,90 Euro) wahrscheinlich in ihren Krimi-Regalen einordnen. Da liegt Beyer nicht falsch, aber auch nicht völlig richtig. Wenn es ein Regal für "aufregende Literatur" gäbe: Das wäre Beyers Platz.