Mit einem "großen Bahnhof" würdigte die Gemeinde Wattendorf die Arbeit ihres Bürgermeisters Rudolf Krapp. Nach 36 Jahren im Amt übergibt er das Amt in jüngere Hände. Vertreter aller politischen Instanzen vom Europa-Parlament bis zum Landkreis Bamberg kamen, um Dank zu sagen.
Wenn ausgerechnet die kleinste Gemeinde des Landkreises die größte Feier zur Verabschiedung ihres langjährigen Bürgermeisters veranstaltet, dann ist das sicherlich ein Zeichen der besonderen Wertschätzung von Rudolf Krapp auf dem Jura. Gekommen waren selbst die, die auf den Dienstwegen nicht immer die liebsten Weggefährten waren, wie der frühere Landrat und Bezirkstagspräsident von Oberfranken, Günther Denzler. Nur auf einen musste Rudi Krapp verzichten: Der ehemalige Verteidigungsminister Karl Theodor zu Guttenberg bat um Verständnis, dass ihm der Weg nach Wattendorf derzeit etwas weit sei...
Ansonsten entfaltete der Jura seine ganze Pracht.
Die Blasmusik spielte, der Grillwagen dampfte, Feuerwehren und Kriegervereine bildeten - natürlich mit Fahnen - einen ebenso langen wie wohlgeordneten Festzug zu Ehren des Mannes, der "seine" kleine Gemeinde seit der Gebietsreform 1978 durch nicht immer einfache Zeiten auf eine in finanzieller wie politischer Hinsicht feste Grundlage gestellt hat. Die Dankbarkeit war überall zu spüren, und Rudolf Krapp, der nach 36 Jahren als einer der am längsten amtierenden Bürgermeister des Landkreises abtrat, wurde mit allen Ehren aus dem Amt verabschiedet.
"Die Gemeinde Wattendorf ist halt immer für eine Überraschung gut", zeigte sich Krapp beeindruckt, als er zur Abholung aus seinem Wohnhaus trat. Dann ging es mit Musik zum Feuerwehrhaus, das mit einem "angebauten" Bierzelt zu einem passablen Festsaal geworden war.
Der bisherige Zweite Bürgermeister der Gemeinde, Franz Popp, übernahm die Begrüßung aller "Instanzen" vom Europa-Parlament über ein Kabinettsmitglied der Bundesregierung, Abgeordnete von Bundes- und Landtag, Bezirkstagspräsident, Landräte bis zum Jagdpächter - alle waren gekommen zu einem ehrenvollen Abschied.
Popp erinnerte an das Jahr 1978, als die Gemeinde Wattendorf aus der Taufe gehoben und Rudolf Krapp zum Bürgermeister gewählt worden war. "Es war das Jahr, in dem es drei Päpste gab, in Deutschland der letzte Käfer vom Band lief und Franz Josef Strauß bayerischer Ministerpräsident wurde." Konsequenz dieser langen Amtszeit: Alle Wattendorfer unter 40 kennen keinen anderen Gemeindechef als Rudolf Krapp. "Du warst einfach der geborene Bürgermeister", lautete das Resümee von Franz Popp.
Von der Behebung der Wasserknappheit durch den Anschluss an die FWO bis zu Dorferneuerungen für alle Orte habe Krapp, immer unterstützt von Ehefrau Monika, alle Aufgaben erfüllt.
Erinnert wurde von Popp auch an das nicht immer einfache Verhältnis Krapps zu den Behörden. Man erinnerte sich vor allem an die längere Auseinandersetzung mit dem Landratsamt über die Sanierung der Bauschuttdeponie, was wohl weniger am "Wattendorfer Landrecht" lag. Letztendlich, so Popp, habe die Hartnäckigkeit des Bürgermeisters der Gemeinde etwa 150 000 Euro gespart. "Für Dich war das Bürgermeister sein halt kein Beruf, sondern eine Berufung", schloss der frühere "Vize" seine Ausführungen. Ein Wattendorfer Wappen in Gold und Silber samt Urkunde und eine Reisetasche ("nicht zu groß"), waren die äußeren Zeichen des Dankes.
Kein Wunder, dass der neue Parlamentarische Staatssekretär im Entwicklungshilfeministerium, Thomas Silberhorn MdB (CSU), von einer "kleinen, aber besonders feinen Gemeinde" sprach, für die Rudolf Krapp "alles gegeben" habe. Seine Arbeit sei ein Beispiel dafür, dass möglichst viele Entscheidungen vor Ort getroffen werden müssten, das gelte auch für den Bau von Windkraft-Anlagen.
Der neue Landrat Johann Kalb (CSU) meinte, Rudolf Krapp sei wohl "mehr ein König gewesen als ein Bürgermeister". Verbunden mit einem "Dank als Freund" meinte Kalb, die Anforderungen an Politiker auf dem Jura seien ungleich größer als die in den Tälern. Als "eigensinnigsten Bürgermeister" wird wohl Kalbs Vorgänger als Landrat, Bezirkstagspräsident Günther Denzler, Rudolf Krapp in Erinnerung behalten.
Dessen aus der "Lebensrealität" erwachsene Lösungen seien in Wattendorf aber immer aufgegangen.
Mit dem Wort "Erfahrungsjurist" würdigte Heinrich Rudrof MdL (CSU) das pragmatische Herangehen Krapps an seine hoheitlichen Aufgaben. Damit habe er in Wattendorf "Großartiges bewegt". Helmut Schorn erinnerte daran, dass auch der Steinbruch-Betrieb 1978 begonnen worden sei und dankte für ein "sehr vertrauensvolles Verhältnis". Jagdpächter Klaus Schellerer fühlte sich seit 1980 "herzlichst verbunden".
Feuerwehr-Ehrenmedaille Kreisbrandrat Bernhard Ziegmann, erster Feuerwehrmann des Landkreises, nannte die Verabschiedung von Rudolf Krapp einen "persönlichen Pflichttermin". Aber nicht nur das: Als besondere Auszeichnung übergab er die "Bayerische Feuerwehr-Ehrenmedaille" .
Mit der Übergabe der Amtskette als "endgültig letzte Amtshandlung" an seinen
Nachfolger Thomas Betz betonte Rudolf Krapp, das Amt sei ihm nie zur Last geworden. Er habe viel Zuspruch erfahren und Freunde gewonnen und jene, die er habe enttäuschen müssen, bat er um Nachsicht. Seine Bürger dankten ihm mit einem stehenden Applaus.
Nachfolger Thomas Betz versprach, das gute Klima in der Gemeinde erhalten zu wollen. Das Werk von Rudolf Krapp sei eine tragfähige Basis für die Zukunft der Gemeinde Wattendorf. Bayernhymne und Deutschlandlied bildeten den offiziellen Abschluss der Feier, zuder später noch die Europa-Abgeordnete Monika Hohlmeier und Bundestagsmitglied Emmi Zeulner (beide CSU) stießen.