Der Zapfendorfer Rathauschef Matthias Schneiderbanger soll jahrelang in die Gemeindekasse gegriffen haben. Die Staatsanwaltschaft ermittelt nun. Am Dienstag wurde der 37-Jährige festgenommen.
Nach der Kommunalwahl im März dieses Jahres war er der große Gewinner in der Gemeinde Zapfendorf (Landkreis Bamberg): Auf Anhieb hatte sich Matthias Schneiderbanger (CSU) gegen drei Konkurrenten durchgesetzt. Doch nun besteht der Verdacht, dass er schon als Mitarbeiter der Gemeinde unter seinem Vorgänger Josef Martin Geld unterschlagen hat - und dies auch weiter in seiner neuen Funktion als Bürgermeister getan hat.
Der Zufall half mit
Vor der Wahl ist der 37-Jährige in Zapfendorf als Leiter des Standesamtes und stellvertretender Kassenverwalter tätig gewesen. Die Sache scheint nun durch einen Zufall ans Tageslicht gekommen zu sein. Im Rathaus war das zuvor unbemerkt geblieben - gegen den ehemaligen Bürgermeister Josef Martin, der im März aus Altersgründen nicht mehr angetreten war, werde nicht ermittelt, bestätigte Martin unserer Zeitung.
Am Dienstag ist Schneiderbanger von der Polizei festgenommen worden. Wie aus zuverlässiger Quelle zu erfahren war, scheint Schneiderbanger über Jahre hinweg hohe Geldbeträge aus der Gemeindekasse abgezwackt zu haben. Insgesamt steht ein Betrag von 300.000 Euro im Raum. Die Wirtschafts-Staatsanwaltschaft hat Medien bereits bestätigt, dass sie gegen Schneiderbanger ermittle.
Bereits letzte Woche gestanden?
Der Bayerische Rundfunk
meldet am Mittwoch, aus dem "Rathausumfeld" sei bekannt geworden, dass bereits vergangene Woche die Kassen und Unterlagen intern geprüft worden seien. Nachdem Schneiderbanger mit den Vorwürfen konfrontiert worden sei, habe er seine Schuld eingestanden. Von offizieller Seite ist dies allerdings bisher noch nicht bestätigt.
Es gibt auch schon Vermutungen, was Schneiderbanger mit dem Geld gemacht haben könnte: Eventuell hat er damit eine zwielichtige Unternehmensbeteiligung im Ausland finanziert. Von einer Zigarettenfabrik in der Dominikanischen Republik ist die Rede.
Am Mittwoch soll Schneiderbanger dem Haftrichter vorgeführt werden
Einzelheiten will die Wirtschaftsstrafkammer der Staatsanwaltschaft erst am Mittwoch bekannt geben. Am Mittwoch soll Schneiderbanger auch dem Haftrichter vorgeführt werden. Zu so einem drastischen Mittel greift die Justiz in der Regel nur, wenn man Fluchtgefahr befürchtet.
Die Untreue-Vorwürfe entwickelten sich am Dienstag in der 5000-Einwohner-Gemeinde zum Dorfthema. Von der Verhaftung ihres Bürgermeisters wussten viele bis zum späten Abend jedoch noch nichts, zumal der Einsatz der Ermittler auch ohne Streifenwagen und Blaulicht über die Bühne ging.
Am Montag hatte in öffentlicher Sitzung der Finanzausschuss getagt, in dem erörtert wurde, was in der kommenden Zeit für die Feuerwehr angeschafft werden sollte. Im nichtöffentlichen Teil wurden dann die Ausschussmitglieder über die Lage informiert.
Die Unterschlagungen sollen durch eine interne Prüfung in einem ganz anderen Fall bemerkt worden sein: Im März, in der so genannten haushaltslosen Zeit, hatte die Gemeinde ein Anwesen an der Hauptstraße erworben. Nachdem es Zweifel gab, ob dabei regelkonform vorgegangen war, wurden die Finanzen durchleuchtet. Die Amtsgeschäfte führt Zweiter Bürgermeister Siegfried Bauer. Er will in der Gemeinderatssitzung am Donnerstag eine Erklärung zur Situation abgeben.
300.000,- ist mal eine Hausnummer.
Herz-Schmerz, guter-Kumpel und Am-liebsten-weiter-so ist unangebracht.
Die Art und Weise der "Sensationsmeldung" in Presse und Funk finde ich alles andere als gut und kommt einer Vorverurteilung unseres Bürgermeisters gleich. Noch ist er nicht von Rechts wegen verurteilt.
M. Schneiderbanger hat sich seit Jahren viele Verdienste in der Öffentlichkeit und den örtlichen Vereinen erworben. Vielleicht wurde er ein Opfer seiner bekannten Gutmüdigkeit und Hilfsbereitschaft. Sollten sich die Vermutungen als wahr herausstellen, dann frage ich mich, wie so etwas in einer Gemeinde überhaupt möglich ist. Wo sind hier die Kontrollmöglichkeiten, wie Vieraugenprinzip, überörtliche und örtliche Prüfungsstellen udgl. geblieben, haben die alle versagt oder sind sie ihren Aufgaben nicht gewachsen.
Ich kann mir kaum vorstellen, das keiner das entstandene Loch in der Gemeindekasse gemerkt hat, schließlich müssen solche Summen erst einmal in bar oder unbar in irgendeiner Art aus der Kasse und dem Rathaus
transferiert werden.
Matthias, ich wünsch Dir alles Gute.
...nicht, dass ich den ihm vorgeworfenen "Tatbestand" für gut heiße...aber wie und mit welchen charakterlosen Kommentaren hier einem Menschen und Mitbürger gegenüber getreten wird...gibt mir doch sehr zu denken!!!
Den guten Wünschen schließe ich mich an.
http://www.br.de/nachrichten/oberfranken/inhalt/buergermeister-zapfendorf-haft-untreue-100.html
Was soll er denn und wem gestanden haben? Für die Zeit als Bediensteter der Gemeinde, also vor der Bürgermeisterzeit, wäre der damalige Bürgermeister verantwortlich gewesen. Den gibt es nicht mehr.
Als Rechtsaufsichtsbehörde käme das Landratsamt in Betracht, das einen Juristen als Untersuchungsführer benannt haben müsste. Bisher habe ich nichts gehört, dass dort etwas unternommen worden sei.