Geistliche des Dekanatsbezirks Bamberg fordern: "Wir müssen wieder mehr bekennen"

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Generalsuperintendentin Ulrike Trautwein forderte dazu auf, den Menschen mit Lust am Polarisieren und Spalten entgegenzutreten. Foto: Matthias Hoch
Generalsuperintendentin Ulrike Trautwein forderte dazu auf, den Menschen mit Lust am Polarisieren und Spalten entgegenzutreten. Foto: Matthias Hoch

Alle Gemeinden des Dekanatsbezirks Bamberg feierten mit einem Gottesdienst in der Erlöserkirche den 501. Reformationstag.

Die Zeitansage war deutlich: "Die Kirche verliert in unserer Gesellschaft an Boden. Da müssen wir den Menschen mit Lust am Polarisieren und Spalten entgegentreten. Wir müssen wieder mehr zu einer bekennenden Kirche werden! Wir müssen Jesus wiedergewinnen!", forderte die Predigerin im gut besuchten Festgottesdienst in der Erlöserkirche zum 501. Reformationstag am Donnerstag.

Diese Forderung nach Bekennermut, nach Absage an jeden Rassismus, nach Barmherzigkeit und Friedfertigkeit stellte Generalsuperintendentin Ulrike Trautwein auf. Die Regionalbischöfin von Berlin nahm Bezug auf die Tageslesung nach Matthäus 5,2-10: die Seligpreisungen aus Jesu Bergpredigt. Entscheidend sei für sie die Seligpreisung "Selig die da geistlich arm sind, denn ihrer ist das Himmelreich": "Es geht um Gnade, um sola gratia, die Kernbotschaft der Reformation", sagte Trautwein. Und fügte hinzu: "Heute gehören die Seligpreisungen groß an die Wände geschrieben, sie sind ihrem Wesen nach einfach Gnade pur!" - aber auch "keine einfache Lösung in der aktuellen Lage dieser Welt".

"Kirche sind wir alle"

Dekan Hans-Martin Lechner griff die Ausführungen der Regionalbischöfin auf: "Dass alles Gnade ist, ist die Grundeinsicht der Reformation, die immer weitergehen muss. Ja, wir müssen bekennen!"

Pfarrerin Anette Simojoki von der Erlösergemeinde betonte, dass "wir uns zu einer Kirche bekennen, die Menschen vom Kind bis zum Alter begleitet, die sich sozial engagiert, die sich für Frieden, Gerechtigkeit, Bewahrung der Schöpfung einsetzt. Kirche sind wir alle".

Eindringlich klangen da die Fürbitten: "Bewahre uns vor einer sprachlosen Kirche, vor einer zeitlosen Kirche, vor einer geistlosen Kirche."

Die Gottesdienstbesucher, darunter auch Gäste aus der katholischen Kirche, hörten den Vorbetern aufmerksam zu und antworteten, ohne zu zögern, mit einem kräftigen "Wir bitten dich, erhöre uns."

Im guten Sinne typisch protestantisch war die kirchenmusikalische Gestaltung dieses Festgottesdienstes: stimmgewaltig der Gemeindegesang, mächtig der Dekanatsposaunenchor unter der Leitung von Norbert Stumpf, brausend die Orgel mit Kirchenmusikdirektorin Ingrid Kasper, melodiös die Männerschola.