GAL fordert eine Eindämmung des Wahlplakat-Wildwuchses

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Trotz großer Anzahl und Formate wird die Wirkung dieser Werbung auf den Wähler von den Parteien eher gering eingeschätzt. In der Stadt Bamberg fordert die GAL eine Eindämmung des Wildwuchses. Inzwischen sind die meisten bunten Tafeln wieder aus dem Straßenbild verschwunden.

Den Grünen in Bamberg reicht es mit dem Plakate-Wildwuchs zu Wahlkampfzeiten. Am gestrigen Donnerstag ließ die GAL in einer Pressemitteilung wissen, dass ihrer Ansicht nach Plakate in Zukunft nur noch auf kommunalen Werbeflächen erlaubt sein sollten. Vorbilder gebe es bereits in anderen Kommunen in Bayern.

Im Landkreis will man nicht so weit gehen. Hier fragen sich aber auch viele Kandidaten nach den geschlagenen Wahlschlachten, ob die Plakate und die Slogans ihren Zweck eigentlich erfüllt haben.

Langsam aber sicher verschwinden derzeit die letzten Plakate wieder aus dem Straßenbild. Daran gewöhnt haben sich in den wenigen Wochen ihrer plakativen Sichtbarkeit wohl die wenigsten von denen, für die sie doch aufgestellt wurden: die Wählerinnen und Wähler.
Wahrgenommen werden die Slogans und Konterfeis eher als notwendiges Übel, die das Ortsbild in den seltensten Fällen bereichern, im Straßenverkehr immer wieder die Sicht behindern und das eigene Stimmverhalten so gut wie gar nicht beeinflussen. Doch den Kandidaten verschaffen sie eine öffentliche Dauerpräsenz, die diese offenbar nicht missen möchten. Haben also die Wahlplakate ihren Zweck erfüllt?

Ein interessantes Experiment leistete sich Kreisrat Wilhelm Habermann (FDP). "Nicht wählen" prangte ganz oben auf seinem Wahlplakat, von denen er Stücker 250 im Landkreis anbrachte oder anbringen ließ. Der Slogan war zwar grün unterlegt, doch hätte man die Sache ohne dieses Farbenspiel auch anders interpretieren können. Allerdings seien die Grünen nicht das Ziel dieser Attacke gewesen, so Habermann im Nachhinein, sondern die steigende Zahl der Nichtwähler. "Vor allem wollte ich die Leute auffordern, zur Wahl zu gehen, und dann natürlich meine Partei (die FDP) und mich zu wählen".

Dass dies nicht im erwünschten Umfang geschehen ist, führt der Werbefachmann auf den Trend zurück, der gegen die FDP stehe und auch durch ein findiges Wahlplakat nicht umzukehren sei. Immerhin: Diesmal "verschwanden" deutlich mehr Plakate als bei früheren Gelegenheiten, obwohl es keinen Schnee und keinen Sturm gab. "250 haben wir aufgestellt, nur 50 kamen wieder rein". Die nächste Sperrmüllabfuhr nimmt sie mit.

Stark vereinfacht

Sichtlich zufrieden ist mit seinen Plakaten - wie sollte es anders sein - der zukünftige Landrat Johann Kalb (CSU). Dabei waren sie eher zweideutig: "Landrat für Bamberg" stand da unter oder neben Kalbs Konterfei zu lesen. Hatte man etwas verpasst? Hat sich das Welterbe etwa ganz bescheiden eingereiht zwischen Altendorf und Baunach? Oder sollte damit zum Ausdruck kommen, dass der Kandidat die sehr Bamberg-freundliche Politik seines Vorgängers fortzusetzen gedenkt? Eigentlich ist er ja zunächst mal für den Landkreis da. "Wir haben uns lange Gedanken gemacht", bekennt Hans Kalb im Nachhinein, wobei er mit "wir" vor allem die Werbeagentur und sich selber meint.

Der Slogan "Landrat für den Landkreis Bamberg" sei einfach "zu sperrig" gewesen, deshalb habe man sich für die kürzere und - vor allem - prägnantere, wenn auch nicht ganz richtige Variante entschieden. Kalbs Bilanz: "Es hat nur wenige gestört, die meisten haben es begriffen. Und das Plakat hat sicherlich zum Erfolg beigetragen. Wir haben bewusst ein unübliches Querformat und eine gute Qualität gewählt".

Für ein kleineres Format haben sich - ebenso bewusst - die Freien Wähler / Überparteiliche Wählergemeinschaft (FW/ ÜWG) entschieden. "Gegen die staatstragende Partei kommt man sowieso nicht an. Wir wollten uns ordentlich und angemessen zeigen, denn die Wahrnehmung ist doch wichtig", sagt Listenführer und Landratskandidat Bruno Kellner. Trotzdem hat man die Zahl der Kreistagsmandate von vier auf acht verdoppeln können, wodurch sich die FW/ÜWG ganz ungenierlich als "Wahlsieger" bezeichnen dürfen.

"Maßlos zufrieden" sei man mit dem Ergebnis, meint Kellner, das zu einem Teil auch auf die erstmalige Verknüpfung der ÜWG mit den landesweit bekannten Freien Wählern zurück zu führen sei.

"Das hat was ausgemacht", denn dadurch seien die ÜWG nach CSU und SPD zur Liste 3 auf dem Wahlzettel geworden und - siehe da - auch zur dritten politischen Kraft im Landkreis. "Eine Erhöhung der Kreistagssitze von vier auf acht hat im Landkreis Bamberg bisher noch keiner geschafft", zeigt sich Kellner stolz. Bei Gelegenheit wird eine Feier auf dem Modschiedler-Keller folgen.

SPD für Authentizität

"Sehr unterschiedlich" nennt der Landratskandidat und Listenführer der SPD, Heinz Jung, die Resonanz auf sein Wahlplakat. "Die jungen Leute fanden es gut, es gab aber auch andere Meinungen", schildert er das Echo auf seine etwas hemdsärmelige Selbstdarstellung. "Die Krawatte wurde kaum vermisst, die Aufmerksamkeit ging schnell in Richtung Inhalte. Mir kam es auf die Authentizität an, den Menschen so zu zeigen, wie man ist. Und mehr Prozente wünscht sich jeder" lautet Jungs Fazit.

An "Orgie" nicht beteiligt

"Nicht die große Bedeutung" kann Stellvertretender Landrat Johann Pfister vom Bürgerblock Landkreis Bamberg (BBL) in den Wahlplakaten erkennen. Ausnahme: die "Monsterplakate" der CSU, die das Straßenbild dominiert hätten. An dieser "Orgie" habe man sich nicht beteiligen wollen und sich deshalb auf etwa 500 Plakate beschränkt. Eine (mögliche) Abwanderung von Wählern zur anderen parteifreien Gruppierung führt Pfister vor allem auf deren Verknüpfung mit den Freien Wählern zurück: "Dadurch ist der BBL in der Wahrnehmung nach hinten gerutscht". Die Plakate seien dabei aber "nicht so wichtig".

Das sieht auch die GAL in Bamberg so: "Jeder meint, den anderen mit noch mehr Plakat-Präsenz übertreffen zu müssen." Als Ergebnis produziere das nur immer größeren Ärger und Politikverdrossenheit bei den Wählern und dann eine Wahlbeteiligung von 44 Prozent in der Stadt, die mehr als besorgniserregend sei.