Zum 1. Mai zogen rund 1500 Demonstrationsteilnehmer durch Bambergs Straßen.
Schwarzer Rauch steigt auf und vernebelt die Sicht auf das Spektakel. Da kann doch was nicht stimmen, denkt sich Marco Reinders alias Marty McFly und begutachtet sein Auto. Das Qualmen liegt vielleicht an einer Schadsoftware. Anders als im 80er-Kultfilm "Zurück in die Zukunft" ist sein DeLorean aus Holz gebastelt und die Kulisse nicht ist das sonnige Kalifornien, sondern der Bamberger Gabelmann am 1. Mai.
Gut 2000 Menschen schauen zu, wie IG Metall-Jugendgewerkschafter Reinders gemeinsam mit seinen Bosch-Kollegen durch die Zeiten reist: Zwischenstationen sind die Jahre 1918, 1933 und 1989. Wendepunkte der Demokratie in Deutschland und Europa. Und der Blick ins Jahr 2033? Alle Leute rennen mit Hitlerbärtchen rum. Die EU ist zerbrochen, die Demokratie ist am Ende, Franken hat sich von Bayern abgespalten - kurzer Jubel im Publikum - und Oberhaid ist die neue Hauptstadt. Und was ist die Lehre draus für 2019? "Gehen Sie zur Europawahl und geben Sie ihre Stimme für ein solidarisches und demokratisches Europa ab! Kein Fußbreit den Faschisten!", ruft Reinders den Menschen zu. Dafür gibt's viel Applaus.
Mit ordentlich Stimmung und rund 1500 Menschen ging die traditionelle Demo zum Tag der Arbeit am Bahnhof los, die sich in Richtung Innenstadt bewegte. Die größte 1. Mai-Demo seit gut 20 Jahren schätzen Teilnehmer. Nicht zuletzt zahlreiche Mitarbeiter der Firma Bosch haben dazu beigetragen. Die Diskussionen um die Zukunft des Dieselmotors haben die Belegschaft offensichtlich alarmiert.
In rote, blaue und weiße Warnwesten gehüllt, setzte sich der Demozug zu "Highway to hell" von AC/DC in Bewegung. Hinter dem Farbcode steckt System: Alle Kollegen in Rot symbolisieren die Arbeitsplätze, die mit der Produktion für Diesel gehalten werden können. Blau spiegelt die Anzahl der Beschäftigten im Bereich Benzinfahrzeuge wider. Und die Farbe Weiß markiert den Anteil der Menschen, die mit dem Fokus auf Elektromobilität in Arbeit bleiben können.
"Transformation braucht Zeit!"
Banner mit dem Slogan: "Transformation braucht Zeit!" sind zu sehen. "Ich bin heute hier, weil gerade die junge Generation, die jetzt ins Arbeitsleben kommt, für ihre Arbeitsplätze kämpfen muss", findet der 22-jährige David Blum. Der Boschler hat seit einem Jahr ausgelernt und engagiert sich in der IG Metall Jugend.
"Bosch ist ein wichtiger Bestandteil des Wirtschaftsmotors in Oberfranken", hält Oberbürgermeister Andreas Starke (SPD) in seiner Rede fest. So sei die Solidarität der gesamten Bamberger Bürgerschaft sicher. Gerade jetzt, "da schwarze Wolken aufziehen." Mario Gutmann, Betriebsratsvorsitzender im Bamberger Bosch-Werk, macht diese Schlechtwetterlage konkret: "Wenn nur einer von zehn Arbeitsplätzen mit Elektromobilität übrig bleiben, ist uns das zu wenig!", ruft er seinen Kollegen zu. Für den aktuellen Trend hin zu batteriebetriebenen Autos seien die Vorgaben in China sowie die strengeren -Richtlinien der Europäischen Union verantwortlich. "Wir wollen die Ökologie und sichere Arbeitsplätze verbinden, aber mit einer Offenheit für Technologien", führt Gutmann fort.
Der Mix macht's
Ein Mix aus Verbrennertechnik, Brennstoffzellenfertigung und Feststoffbatterien könne die Zukunft retten. So sieht er wesentlich höhere Chancen die 15 000 betroffenen Arbeitsplätze, welche auch die Zulieferer miteinschließen, zu erhalten. Die zahlreichen Menschen spenden kräftig Applaus, als der Gewerkschafter betont: "Wir wollen selbstständig bleiben und nicht von den Chinesen abhängig sein!"
Was bei der maikundgebung, bei der es um arbeitnehmerrechte und arbeitnehmerinteressen geht, die thematisierung der AfD soll, erschließt sich mir nicht. thema verfehlt seitens der gewerkschaftsfunktionäre
verdrehte Welt
früher gingen die Boschler für noch mehr Geld und immer kürzere Arbeitszeiten auf die Straße?
Jetzt wollen sie unbedingt (mehr) arbeiten!?!?
"Transformation braucht Zeit!"
Wieviel Zeit braucht ihr denn noch?
Vor fast exakt 120 Jahren fuhr der Belgier Camille Jenatzy als erster Mensch schneller als 100 Kilometer pro Stunde - mit einem Auto, das Elektroantrieb hatte!
https://sz.de/1.4379776