Radfahrer in Bamberg erhalten auf dem Weg in die Innenstadt einen zwei Meter breiten Fahrstreifen, dafür schrumpft der Platz für Autos und Busse. Welche Auswirkungen das hat, wird nun ausprobiert. Nicht nur die Verkehrsbetriebe sind skeptisch.
FDP-Stadrat Martin Pöhner steht nicht gerade im Verdacht, der Fahrradlobby anzugehören. Denn anders als die Kritiker der städtischen Verkehrspolitik, die die Ziele des Radentscheids nicht ausreichend umgesetzt sehen, ist aus Pöhners Sicht Bamberg "längst Fahrradstadt". Und dennoch sieht auch er "sieben Stellen in der Stadt, wo es Lücken im Radwegenetz gibt". Eine davon klafft in der Friedrichstraße.
Diese soll nun in einem einjährigen Modellversuch gestopft werden. Nach längerer Diskussion im Umwelt- und Verkehrssenat haben sich jetzt die Stadträte gegen die Stimmen der Bamberger Allianz darauf verständigt, zwischen Wilhelmsplatz und Schönleinsplatz einen zwei Meter breiten Radfahrstreifen zu testen, dort müssen die Pedalisten derzeit im motorisierten Verkehr mitfahren.
Kommt es zu mehr Rückstaus?
Ein solcher Fahrradstreifen mit durchgezogener Linie hat Konsequenzen: So werden die Abbiegespuren für Autos verschwinden und auf einer dann vier Meter breiten Fahrspur gemeinsam mit dem Geradeausverkehr geführt. Autofahrer, die in die Herzog-Max-Straße oder Schützenstraße wollen und womöglich warten müssen, könnten so Rückstaus produzieren, denn die durchgezogene Linie des Radstreifens darf nicht überfahren werden.
Im Vorfeld war im Fahrradforum der Stadt vor allem von den Radverbänden der ursprünglich angedachte Test, einen 1,50 Meter breiten gestrichelten Schutzstreifen in der Friedrichstraße aufzumalen, abgelehnt worden. Dieser würde nur einen vermeintlichen Schutz vorgaukeln.
Das Thema Sicherheit war für die Stadträte der Grund, den Versuch zu unterstützen. Dennoch äußerten sie auch Skepsis. Die Überlegung habe "riesigen Charme", befand etwa Markus Huml (CSU). "Aber ich habe auch Bauchschmerzen, ob das funktionieren wird." Ingeborg Eichhorn von der SPD sah das ähnlich. Vor allem sei die Frage, was mit dem Berufsverkehr sei. Petra Friedrich von der GAL kritisierte, dass wieder zu 80 Prozent über das Auto geredet werde, aber nicht, ob ein solcher Versuch für die Radfahrer funktioniere. "Wir sind nicht mehr Autostadt, wir sind Fahrrad- und Fußgängerstadt!"
Ablehnung bei BA-Fraktion
Die Bamberger Allianz lehnte den Versuch gar ab. So befand Michael Bosch, dass mehr Geld in die Hand genommen werden sollte, um den ausreichend breiten Gehweg zwischen Wilhelmsplatz und Schönleinsplatz für einen Radfahrstreifen schmaler zu machen. Der jetzt angedachte Versuch "bringt uns nur Ärger ein".
"Dass es am Anfang Geschrei gibt, muss einen nicht beeindrucken", meinte Baureferent Thomas Beese. Vor allem die Verkehrsbetriebe befürchten aber, dass durch von Abbiegern verursachte Rückstaus gerade der Stadtbusverkehr beeinträchtigt werden könnte. Beese geht jedoch nicht unbedingt von längeren Wartezeiten für Linksabbieger stadteinwärts aus. Er verwies auf die asymmetrische Verkehrssituation: "Es fahren mehr Fahrzeuge rein als raus." Mehr Autofahrer sind demnach in Richtung Schönleinsplatz als in Richtung Wilhelmsplatz unterwegs. Auch ein diskutiertes Linksabbiegerverbot sieht er als nicht sinnvoll an.
Dieser Radstreifen ist eine sehr gute und nötige Ergänzung des Bamberger Radwegenetzes. Ich hoffe das dieser auch dauerhaft bleibt.
Mein Vorschlag zur Abbiegeproblematik: Streichen Sie einfach ein paar Parkplätze im Kreuzungsbereich zur Herzog-Max-Straße. Die Gegenspur, Fahrtrichtung Wilhelmsplatz, könnte dann etwas nach rechts verschoben werden und schon ist in der Mitte wieder Platz für einen Linksabbiegerbereich. Gleiches könnte vielleicht auch im Bereich Schützenstraße funktionieren. Meiner Meinung nach hat der fließende Verkehr gegenüber dem stehenden Verkehr immer Vorrang.
Separation statt Integration.
Sieht mir gefährlich aus, da mit dem Streifen den Leuten, die nicht sicher Rad fahren können, eine Scheinsicherheit suggeriert wird.
Gemeinsam mit dem Autoverkehr und mit mehr Rücksichtnahme, Fahrkönnen und Aufmerksamkeit ist besser.
Wird der Streifen so breit angelegt, verursacht er sicher gefähliche Situationen, da die Restbreite dazu verleitet den Streifen zu überfahren und es sicher dann wegen der einseitigen Ausführung wieder linksfahrende Radfahrer geben wird.