Friedlicher Protest in Bamberg

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Vom Bahnhof aus setzte sich am Samstag die Demo des Bündnisses "Solidarity4All" in Bewegung. Fotos: RiegerPress
Vom Bahnhof aus setzte sich am Samstag die Demo des Bündnisses "Solidarity4All" in Bewegung.  Fotos: RiegerPress
Abschluss an der Aufnahmeeinrichtung
Abschluss an der Aufnahmeeinrichtung
 

Vier Tage lang machten verschiedene Gruppierungen gegen die Aufnahmeeinrichtung mobil. Höhepunkt war eine Demo am Samstag.

Verdrehte Welt. In den letzten Jahren, in denen in Bamberg vom Bahnhof aus Demonstrationen starteten, schien es sich eingebürgert zu haben, dass wenn Linksgruppierungen und Rechtsextremisten "aufeinandertrafen", die Rechten vom Bahnhof aus gesehen sich auf der rechten Seite aufstellten und die Linksgruppierungen auf der Seite des Posthochhauses. Bei der jüngsten Kundgebung des Bündnisses "Solidarity4all", welches gegen die in Bamberg angesiedelte Aufnahmeeinrichtung Oberfranken (AEO) protestierte, war es genau seitenverkehrt: Die Demonstranten des Bündnisses sammelten sich rechts, und ein kleiner Haufen aus der Neonazi-Szene saß im Café vor der Post und verfolgte das Geschehen. Zwar hielt einer aus diesem Kreis sehr zum Unmut der Teilnehmer des Bündnisses den Protest mit der Videokamera fest, zu einer Auseinandersetzung oder Störaktion kam es nicht.


500 Demonstranten

Somit zogen gegen 14 Uhr rund 500 Demonstranten vom Bahnhof in Richtung Markusplatz. Unter ihnen auch zahlreiche Flüchtlinge aus der Aufnahmeeinrichtung und auffallend viele Kinder - sogar Kleinkinder oder Babys waren hinter den Transparenten zu finden. Begleitet wurde der Demonstrationszug von einem Großaufgebot an Polizeikräften.
Eigentlich wollte das Bündnis mitten durch die Innenstadt zum Markusplatz ziehen, was jedoch von der Stadt Bamberg aus Sicherheitsgründen nicht bewilligt wurde. Eine Klage vor dem Verwaltungsgerichtshof bestätigte die Haltung der Stadt, und somit führte die Route durch die Königstraße über die Löwenbrücke.


Zwischenstopp

Abgesehen von einem Zwischenstopp in Höhe der Kettenbrücke - hier legten die Protestler vor einigen Passanten eine Zwischenkundgebung ein - gelangte der Demonstrationszug ohne Vorkommnisse zum Markusplatz.
In mehreren Redebeiträgen wurden dort die angeblichen Missstände in der AEO anprangert. So klagte beispielsweise ein Flüchtling darüber, dass weder das Essen noch die Unterbringung so ist, wie es sein sollte. "Auch werden wir bei der Abschiebung behandelt wie Terroristen. Dabei haben wir Flüchtlinge aus dem Balkan die gleichen Rechte wie Flüchtlinge aus jedem anderen Land auch", beschwerte er sich.
Nach 20 Minuten zogen die Demonstranten weiter, ehe sie dann rund eineinhalb Stunden später an der Aufnahmeeinrichtung ankamen. Dort endete die Kundgebung.

"Wir haben friedlich protestiert. Daher verstehe ich weder die Schikanen, die uns von den Behörden in den Weg gelegt wurden, noch das massive Polizeiaufgebot", bilanzierte Alexander Thal vom Bayerischen Flüchtlingsrat. Insgesamt sei er jedoch zufrieden mit dem viertägigen Protestcamp. Man sei mit den Flüchtlingen ins Gespräch gekommen, habe für Aufmerksamkeit gesorgt und den Asylsuchenden Solidarität zum Ausdruck gebracht. Zudem kündigte Thal für die Zukunft weitere Maßnahmen gegen die Aufnahmeeinrichtung an.

Während Stadtverwaltung und Polizei am Ende vor allem den friedlichen Verlauf betonten, waren die Reaktionen der Anwohner gemischt. So betrachtete ein Anwohner in der Pödeldorferstraße die Teilnehmer des "Camps" gelassen und gab zu Protokoll, dass er sich nicht gestört fühle.

Ganz anders reagierten Bewohner direkt vor der Aufnahmeeinrichtung. Nicht nur, dass sie sich täglich mit meist rücksichtlosen Flüchtlingen herumärgern müssten, hätten sie nun auch noch Hunderte von Demonstranten vor ihrer Nase. "Für mich sind das alle Idioten, die überhaupt nicht wissen, wie die Einrichtung von innen aussieht und wie gut es den Flüchtlingen bei uns überhaupt geht", schimpfte einer vor seinem Haus am Ende der Kundgebung, während die Polizei die Absperrungen zurückbaute.


Flashmob vor dem Dom

Im Umfeld des Protestcamps veranstaltete am Sonntagfrüh die Initiative "Freund statt Fremd" einen Flashmob vor dem Dom, bei dem sich rund 40 Menschen unter dem Motto "Asylrecht am Boden" auf den Boden legten.