Die Gemeinde Litzendorf hat 20 Hektar Bauerwartungsland gestrichen, aber im Flächennutzungsplan ein Baugrundstück auf der grünen Wiese zugelassen. Eine  Melkendorferin fürchtet nun, zur ganz großen Verliererin zu werden.
                           
          
           
   
          Es war und ist eine weithin beachtete Glanztat des Gemeinderats Litzendorf, bei der Fortschreibung des Flächennutzungsplanes 20 Hektar Bauerwartungsland aus der vorherigen Bauleitplanung getilgt zu haben. Für die Devise "Innenverdichtung statt Bauen im Außenbereich" heimste Litzendorf von übergeordneten Behörden und aus Fachkreisen viel Lob und Anerkennung ein. 
Eine gebürtige Melkendorferin jedoch ist beinahe zu Tode betrübt: Seit 13 Jahren lebt Karolin Herbst in ihrem Haus am Ortsrand von Melkendorf. Das Gebiet heißt beziehungsreich "Hahnbergblick". 
Und sie ist wohl die einzige, der in Richtung Außenbereich ein Gebäudekomplex vor die Nase gestellt wird - auf einer über 1200 Quadratmeter großen Parzelle aus der Flurnummer 305 der Gemarkung Melkendorf, die eigens in den neuen Flächennutzungsplan aufgenommen worden ist. 
Karolin Herbst spricht von einem "Palast", den der Sohn eines vor Jahren nach Melkendorf zugezogenen Ehepaars auf dem leicht ansteigenden Grundstück errichten möchte. 
Das gemeindliche Einvernehmen zu dem Bauantrag wurde inzwischen erteilt. Recherchen ergaben, dass bei all den rigorosen Streichungen von Bauerwartungsland in den Fluren sämtlicher Litzendorfer Ortsteile dieses eine Grundstück neu in den Flächennutzungsplan aufgenommen worden ist - per einmütigem Beschluss des Gemeinderates und mit dem Segen der Baubehörde am Landratsamt Bamberg. 
  
  Pfister widerspricht  Karolin Herbst hatte damit nicht gerechnet, zumal ihr nach eigenen Angaben seitens des Verwaltungsleiters Rigobert Pfister wiederholt versichert worden sei, dass auf dem südlich angrenzenden Grundstück nicht gebaut werde. 
Pfister bestritt gegenüber unserer Zeitung, eine solche Auskunft erteilt zu haben. Die Melkendorferin reagierte jedenfalls nicht, als die Fortschreibung des Flächennutzungsplans öffentlich zur Einsicht- und Stellungnahme aufgelegt worden ist. Sie wähnte sich in Sicherheit, denn lange genug führte der Gemeinderat eine öffentlich vernehmbare Debatte mit dem Tenor "Raus aus der Fläche, wir verdichten die Innenorte". 
Tatsächlich war im Zuge des Planungsverfahrens festgestellt worden, dass 150 Parzellen in den Ortslagen der Gesamtgemeinde bebaubar wären. Deren Eigentümer halten im Interesse ihrer Nachkommen an diesen Bauplätzen fest oder haben Preisvorstellungen, die vielleicht nicht mehr ganz zeitgemäß sind. Auf diese Problematik beruft sich auch die Familie Hofmann, deren Sohn Christian sich wieder nach Melkendorf zurückverändern möchte. 
Von Mutter Monika Hofmann erfuhren wir, dass alle ihre Versuche gescheitert seien, eines der freien Melkendorfer Baugrundstücke zu erwerben.
 Einzige Chance war nach ihren Angaben jene Fläche südlich der Baulinie Eggerten/Grundstück Herbst, die allerdings - wie von Verwaltungsleiter Pfister bestätigt wurde - vorher nicht überplant war. 
  
  Positiver Bescheid  Vor Ort überzeugte sich der Bauausschuss, wie jetzt von Bürgermeister Wolfgang Möhrlein zu erfahren war, dass man an dieser Stelle zur Ortsabrundung eine Bebauung zulassen könne. Immerhin rage das östlich angrenzende Grundstück der Gärtnerei Götz weiter südlich in die Flur. 
Es sei seit den 1960er Jahren bebaut und gewerblich genutzt worden. Anlass für den Ortstermin war die Bauvoranfrage der Familie Hofmann, der dann auch am 12. Juni 2012 ein positiver Bescheid erteilt worden ist. 
Genau an diesem Tag gab es im Gemeinderat eine kontroverse Diskussion über den Vorstoß einer anderen Familie aus Melkendorf, ihr landwirtschaftliches Grundstück in den Bauleitplan aufzunehmen. 
Diese Familie hatte eine "Ungleichbehandlung" beklagt, weil ihr die Möglichkeit genommen werde, auf eigenem Land am Heimatort zu bauen. Bei Herbert Schütz und Raimund Köhler fand das Anliegen seinerzeit Verständnis. 
Die beiden CSU-Gemeinderäte scheiterten aber mit einem Kompromissvorschlag, wenigstens eine Teilfläche als Bauland auszuweisen. Kategorischen Widerstand leisteten Klemens Wölfel, Franz-Josef Schick (beide SPD), Georg Lunz (Grüne) und Bürgermeister Möhrlein. Sie wollten an dem Grundsatzbeschluss festhalten, die Baulandausweisung zurückzufahren. Wölfel sorgt sich, dass jede Ausnahme weitere Begehrlichkeiten wecke. 
  
  
Ein letzter Trumpf bleibt  Gleichwohl gibt es die rühmliche Ausnahme von der Regel und die wird möglicherweise dem Gemeinderat noch so manches Kopfzerbrechen bereiten.
 Bürgermeister Möhrlein zählt das Baugrundstück zum Innenbereich und sieht nicht die Gefahr eines Präzedenzfalls. Gleichzeitig räumt er ein, dass der Bauwerber die an einem Feldweg gelegene Parzelle vollständig auf eigene Kosten erschließen müsse. Darüber werde zwischen der Gemeinde und Hofmann ein separater Vertrag geschlossen.
 Bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang, dass gegenüber dem Anwesen Herbst, an der Straße "Eggerten" ein baureifes, erschlossenes Grundstück brach liegt. Klemens Wölfel bekommt derweil ein schlechtes Gewissen und macht sich auf die Suche nach den Gründen für die Abweichung von der Marschrichtung. 
Christian Hofmann will ein Wohnhaus mit Doppelgarage und Halle für einen Unimog errichten. Der Unimog erklärt sich damit, dass Hofmanns auch einen Wald bewirtschaften. In dem geräumigen Wohnhaus ist eine Einliegerwohnung vorgesehen. Das sind zwei Umstände, die der Nachbarin Herbst die Haare sträuben lassen. 
Sie könne sich ausmalen, welche Emissionen von einem Waldbauern nebenan ausgehen. 
 Und auch weil sie weiß, dass Hofmanns als Vermieter mindestens einer Ferienwohnung in Bamberg bereits auf dem Sektor Fremdenverkehr tätig sind, sieht sie der späteren Nutzung des künftigen Nachbaranwesens mit gemischten Gefühlen entgegen. "Die kleine Frau ist da wohl machtlos", klagt sie. 
Einen Trumpf hat sie aber noch: Weil sie den Bauplan von Christian Hofmann nicht unterzeichnet hat, wird sie noch vom Landratsamt gehört. Vielleicht die letzte Chance, das Ruder herumzureißen.    
 
Jetzt bin ich also auch noch online zu finden...
Ich danke dem unbekannten Kritiker (Nasowas) für seine ehrliche Meinung!
Christian Hofmann
Schon komisch. Ein riesengroßer Artikel im FT. Auf INFRANKEN der Beitrag mit Bilder. Weil eine Person einen Nachbarn bekommt??
Dann ist der Blick in die Freiheit versperrt. Sowas kommt hunderte Mal vor. Muss nicht jeder Bauherr in einem Dorf oder in der Stadt rechnen, dass jemand neben ihm baut?? Wer das nicht will. Ganz einfach. Nach Sibirien bauen oder einfach das Nachbargrundstück kaufen. Problem erledigt.
Ich kann das Ganze nicht nachvollziehen, wo doch der Gemeinderatbeschluß schon Monate her ist. Da kommt es jetzt in die Zeitung? Man könnte fast meinen, dass alles hat einen ganz anderen Hintergrund. Stellen Sie sich mal vor, Frau Herbst möchte ihr Häuschen meistbietend an den Mann bringen! Dann würde eine Sichtversperrung nichts mit dem Ableben von Baumlaub zu tun haben, sondern eher mit dem Rascheln von Banknoten. Aber das sind natürlich nur fiktive Gedanken und entsprechen in keinster Weise der Wirklichkeit.
Die Bebauungspolitik der Gemeinde ist generell nicht nachvollziehbar. Baulücken schließen heißt es. Ist schon seltsam was z.B. in Schammelsdorf, Pödeldorf und Litzendorf für große Baulücken am Ortsrand geschaffen wurden. Wer will denn da schon nach Lohndorf oder Melkendorf bauen? Die Problematik ist bestimmt nicht einfach zu lösen und verlangt Kompromisse oder Verständnis für die Bürger.
Dagegen wirken die Angst vor Emissionen wegen eines Hausbesitzers der sich sein eigenes Holz macht nur kleinlich und lächerlich.