Die dramatische Lage auf dem Balkan erinnert daran, dass eine ähnliche Katastrophe vor einem Jahr Deutschland getroffen hat. Sind das normale Wetterkapriolen oder bereits die Folgen des Klimawandels.
Deutschland lebt diesmal auf der Sonnenseite des Wetters: Strahlend blauer Himmel und Temperaturen um 30 Grad geben einen ersten Vorgeschmack auf den Sommer. Solche Wonne-Tage hat der Mai fast immer zu bieten. Zwischen des Eisheiligen und der Schafskälte im Juni gibt der Sommer regelmäßig ein kurzes Gastspiel. Damit fällt der Mai 2014 nicht aus der Reihe.
Ganz anders war es vor einem Jahr: Da waren die letzten Tage des Wonnemonats von einer Talfahrt der Temperaturen gekennzeichnet, die auf dem Höhepunkt der Kältewelle etwa in Bamberg nicht mehr über einstellige Werte hinaus kamen. Dazu gesellte sich fast pausenloser Regen, der im ganzen Land die Pegel der Flüsse ansteigen ließ. Die Fluten nahmen im Süden Bayerns katastrophale Ausmaße an, während Franken Glück hatte und vergleichsweise glimpflich wegkam.
In die Annalen geht die Tatsache ein, dass das Afrika-Festival in Würzburg erstmals seit seiner Premiere 1989 abgesagt werden musste; der Festplatz am Main war komplett überflutet, was an sich nichts Außergewöhnliches ist: Würzburg bekommt fast regelmäßig im Spätwinter nasse Füße, wenn die Schneeschmelze den Mainpegel steigen lässt. Nicht aber im Frühsommer.
Wetterkapriolen = Klimawandel? Wann immer das Wetter aus dem Rahmen fällt, redet sich die Fachwelt ebenso wie der Stammtisch die Köpfe darüber heiß, ob sich die Welt in ein Treibhaus verwandelt und, wenn ja, wie viel Schuld der Mensch daran hat.
Die Tendenz ist eindeutig Der Weltklima-Rat warnt seit Jahren gebetsmühlenartig davor, dass der Ausstoß der Treibhausgase (auch in Deutschland, dank brummender Kohlekraftwerke!) die Erderwärmung beschleunigt, die Wetterextreme auch in Europa wahrscheinlicher werden lässt - wenngleich kein seriöser Klimaforscher einen direkten Zusammenhang zwischen der globalen Erwärmung und einzelnen Wettererscheinungen herstellen würde.
Die Tendenz ist nicht zu leugnen, auch wenn Skeptiker wie der Geologe Sebastian Lünig ("Kalte Sonne") keine Anzeichen dafür sehen, dass der Mensch die natürlichen Klimaschwankungen beeinflusst. Nach einem Bericht der der Weltorganisation für Meteorologie (WMO) war das Jahr 2013 das sechstwärmste seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Alle Jahre, die noch wärmer waren, wurden mit einer Ausnahme (1998) in den 2000er-Jahren gemessen.
Die aktuelle Hitzwelle, die laut Dominik Jung (wetter.net) am Donnerstag mit Blitz und Donner einen Dämpfer erhalten wird, fügt sich in den Trend der letzten Monate: Der Mai 2013 war der letzte Monat seit langem, der zu kühl ausfiel. Seither lagen die Durchschnittstemperaturen laut Deutschem Wetterdienst bis zu vier Grad über der Norm. Der Sommerhauch wird den bislang zu kühlen Mai 2014 normalisieren, und für den Juni erwartet Jung ein bis zwei Grad plus - der Sommer ist da. Ob es ein Supersommer wird? Oder ein Schlag ins Wasser? Das nächste Wetterextrem kommt bestimmt, so oder so.
Chronologie der Flut 201327. Mai Die Behörden warnen nach tagelangem Dauerregen vor Hochwasser. In der Oberpfalz und in Franken sind bereits die ersten kleineren Gewässer über die Ufer getreten.
31. Mai In Oberfranken laufen Keller voll. Das Umweltministerium richtet einen Arbeitsstab ein. Dieser ordnet an, Wasser aus Stauseen abzulassen, um Platz für die Wassermassen zu schaffen. An der A73 zwischen Forchheim und Coburg werden Sperren aufgestellt.
1. Juni Passau bereitet sich auf Überschwemmungen vor, auch in Regensburg droht die Donau über die Ufer zu treten. Beide Städte rufen am 2. Juni Katastrophenalarm aus. Auf dem Main muss die Schifffahrt eingestellt werden.
3. Juni Tausende Einsatzkräfte kämpfen gegen das Hochwasser.t, Aus Passau werden die schlimmsten Fluten seit 1501 gemeldet. Am Mittag steigt der Donau-Wasserstand auf 12,50 Meter und übertrifft das Jahrhundert-Hochwasser von 1954 um 30 Zentimeter. In Regensburg erreicht die Donau einen Stand von 6,79 Meter, so hoch wie seit 130 Jahren nicht.
5. Juni Der Landkreis Deggendorf ist nach der Teilsperrung der A 92 fast vollständig vom Umland abgeschnitten. Im Freistaat sind 2000 Bundeswehrsoldaten, 1300 Helfer des Roten Kreuzes und 25 000 Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehren im Einsatz. Allein im Landkreis Deggendorf werden 954 Häuser und Wohnungen bis unters Dach geflutet. 150 Häuser müssen abgerissen werden.
Kommentar von Günter Flegel: Vom Himmel gefallen? Extreme Wetterlagen und Klimawandel: Über die Zusammenhänge (oder Nicht-Zusammenhänge) ist schon so viel geredet und geschrieben worden, dass man nichts mehr hören mag. Denn am Ende ist mensch dem Wetter und seinen Folgen doch machtlos ausgesetzt, gleichgültig, ob die alljährlichen Jahrhunderthochwasser und Hitzewellen den Stempel menschlichen Tuns tragen oder nicht.
Den endgültigen Beweis können weder die Klimapessimisten noch die Skeptiker liefern, denn beide Seiten haben nur diese eine Erde zur Verfügung. Tatsächlich hat die Menschheit ein gigantisches Experiment gestartet, als sie anfing, sich die Erde untertan zu machen - zumal, als sie anfing, das über Jahrmillionen unter der Erde gespeicherte Kohlendioxid in die Luft zu blasen und im Glauben an die Allmacht der Technik Regionen zu besiedeln, die auch ohne Klimawandel nicht besonders wirtlich sind.
Ein Freiluftversuch mit sieben Milliarden Versuchskaninchen! Was, wenn nicht die Klimaveränderung, ist ein globales Phänomen und eine globale Herausforderung! Wo, wenn nicht in den verdorrten oder überfluteten Regionen dieser Welt zeigt sich, dass Arm und Reich in einem Boot sitzen? Zeit für einen Klimawandel.
Nicht nur die Kohlekraftwerke befeuern den Ausstoß des Klimagases Kohlendioxid. Alle fossilen Energieträger leisten ihren Beitrag. Nicht zuletzt ist hier der Verkehr zu nennen:
Nach wie vor führt die Autovorrangpolitik zu einer ungeheuren Energieverschwendung. Rund 90 % aller Fahrten sind kürzer als 10 km, etwa die Hälfte ist schon nach weniger als 5 km zu Ende. Da ist noch nicht einmal der Abgaskatalysator betriebswarm, so daß Stickoxide, un- und teilverbrannte Kohlenwasserstoffe sowie hochgiftiges Kohlenmonoxid nahezu unvermindert ausgestoßen werden. Der durchschnittliche Besetzungsgrad eines Pkw liegt bei 1,1 Personen, das mittlere Transportgut in der Größenordnung einer Aktentasche.
Wenngleich nicht verkannt werden darf, daß auf vielen - längst nicht auf allen - Wegen keine zumutbare Alternative vorhanden ist, bleibt festzuhalten: Dieser Zustand ist nicht vom Himmel gefallen, sondern durch bewußte Politik herbeigeführt worden.
Der Luftverkehr wird politisch und aus Steuergeldern gefördert bis zum Geht-nicht-mehr. Selbst ablehnende Bürgerentscheide wie in München halten die Politik nicht davon ab, Flughäfen weit über den Bedarf hinaus ausbauen zu wollen. Ohne hohe Subventionen wären viele nicht zu halten, und die Flugpreise sind steuerlich beispiellos begünstigt. Der frühere Bundeswirtschaftsminister Clement (damals SPD) hatte, noch in der nordrhein-westfälischen Landesregierung tätig, vor dem dortigen Landtag zugeben müssen: Seine Behauptung, Flughäfen wären Jobmotoren, sei frei erfunden. Es gebe keinen Beleg für ihre Richtigkeit. Das hinderte ihn freilich nicht, sie später vielfach zu wiederholen.
In Deutschland trägt der Verkehr etwa ein Fünftel, einschließlich der mit ihm zusammenhängenden Industrie (Fahrzeugbau, Ölwirtschaft) fast ein Drittel zur Emission des Kohlendioxids bei. Die Klimaeffekte der in großen Höhen (Luftfahrt) emittierten Gase übertreffen die der gleichen erdnah ausgestoßenen Menge um ein Vielfaches.
Dominik Jung ist eine Peinlichkeit. Was der alles für einen Rotz von sich gibt. Man erinnere sich: Im letzten Herbst hat der Mann, aufgrund so einer tollen Prognose eines US-Wettermodells, in diversen Medien, ja ständig hat verbreiten lassen ein Mega-Horrorwinter stünde uns bevor.
Jörg Kachelmann spricht nicht umsonst von Vollpfostenjournalismus und Vollpfostenmeteorologie.