Flüchtlingsdrama beim Franken-Tatort: "Ein Schicksal, das berühren soll"
Autor: Christian Pack
Bamberg, Dienstag, 06. Sept. 2016
Ein Brandanschlag, eine Tote: Der dritte Franken-Tatort behandelt eine brisante Thematik. Die Macher wollen aufrütteln und Flagge zeigen.
Die Szenerie ist beklemmend. Eine Gemeinschaftsküche im Erdgeschoss einer Flüchtlingsunterkunft, nur noch schemenhaft zu erkennen. Verbrannte Möbelstücke, der Ruß hat Wände und Decken schwarz gefärbt. Im ersten Stock hat sich das Feuer durch die Fenster den Weg nach draußen gebrannt. Die Scheiben sind zerbrochen, an einem Fensterbrett hängt ein Paar Turnschuhe.
Hier, in der Lagarde-Kaserne in Bamberg, ist es also passiert. Ein fremdenfeindlicher Brandanschlag auf eine Asylunterkunft, bei dem eine Kamerunerin zu Tode kam. Glücklicherweise nur filmisch inszeniert für den dritten Teil des Franken-Tatorts "Am Ende geht man nackt". Noch bis zum kommenden Freitag wird in der Domstadt gedreht.
"Die Realität hat uns eingeholt"
Das Drehbuch, berichten die leitende Redakteurin Stephanie Heckner sowie Produzent Martin Zimmermann, habe sich in aufgrund der Flüchtlingsthematik ständig im Wandel befunden. "Die Realität hat uns auf verschiedenen Ebenen immer wieder eingeholt", sagt Zimmermann. Aktuelle Ereignisse, wie der Amoklauf in einem Zug nahe Würzburg im Juli, hätten die Arbeit durchaus beeinflusst. "Wenn man bedenkt, dass der Täter aus Würzburg und die Figur einer unserer Hauptdarsteller ein nahezu identisches Schicksal hatten, dann ist das schon beklemmend."
Aus Sicht von Stephanie Heckner soll der dritte Franken-Tatort Mut machen und in Deutschland verschiedene Kulturen wieder annähern. "Er soll dazu ermuntern, in Menschen aus anderen Ländern eine Bereicherung zu sehen."
"Werde anders angeschaut"
Wie wichtig dies aktuell ist, wird einem bewusst, wenn Schauspielerin Dayan Kodua am Rande der Dreharbeiten über ihre alltäglichen Erfahrungen spricht. Die Kamerunerin, die in "Am Ende geht man nackt" das Brandopfer spielt, berichtet, dass sich für sie in den letzten Monaten vieles verändert hat. "Ich lebe in Hamburg. Dort werde ich mittlerweile anders angeschaut, obwohl ich hier aufgewachsen bin." Das alles sei "kein schönes Gefühl" - besonders wenn sie an ihre Kinder denkt. "Ich hoffe, dass Flüchtlinge wieder als Menschen gesehen werden, die in Frieden mit anderen zusammenleben möchten."Das unterstreicht auch Yasin el Harrouk. Der gebürtige Marokkaner spielt im Tatort einen Flüchtling. Der 25-Jährige erzählt, dass er im Alltag "als ein Asylbewerber durchgehe, wenn ich nicht den Mund aufmache". Er gehe deshalb aktiv auf Flüchtlinge zu, um ihnen zu vermitteln: "Das Wichtigste für euch ist die Sprache und Offenheit."
Die unterschwellige Angst einiger Deutschen kann el Harrouk zwar teilweise nachvollziehen. Man dürfe aber nicht vergessen, dass sehr viele Menschen aus anderen Kulturen hier schon lange integriert sind.