Ex-Neonazi Moritz Rabe stellt sich der Diskussion

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Moritz Rabe ist wieder Tagesgespräch in Bamberg. Foto: Matthias Hoch
Moritz Rabe ist wieder Tagesgespräch in Bamberg. Foto: Matthias Hoch

Die Vergangenheit des Bamberger Straßenmusikanten ist zum Streitthema geworden. Hat er die Neonazi-Szene wirklich hinter sich gelassen? Moritz Rabe alias Martin Rocktäschel stellt sich der Kritik. Viele Leser halten zu ihm, andere stellen kritische Fragen.

Es gibt viel Zuspruch für Moritz Rabe, aber auch viele Fragen und Kritik zu Martin Rocktäschels Vergangenheit: Der Lebenslauf des Bamberger Straßenkünstlers ist nach dem Bericht auf infranken.de zum Tagesgespräch geworden. Wie ernst meint er es mit seinem Ausstieg aus der rechten Szene?

Moritz Rabe alias Martin Rocktäschel selbst ist erleichtert, und er will nach jahrelangem Schweigen offensiv mit seiner Vergangenheit als Liedermacher und Funktionär in der rechten Szene Thüringens umgehen. Auf seiner Facebook-Seite hat er bereits einen Anfang gemacht und auf den Bericht von infranken hingewiesen.


"Ich kann noch dazulernen"
Er fühlt sich fair behandelt, der Bericht sei "analytisch" und Teil seines persönlichem Umgangs mit den Fehlern, die er gestern gemacht hat: "Ich bin ja noch nicht so alt, dass ich nichts mehr dazu lernen könnte."

Der Sänger, der jetzt ins Zwielicht geraten ist, war zu einer lokalen Berühmtheit geworden, weil er wie ein Don Quichotte erfolgreich gegen die Windmühlenflügel der Bürokratie kämpfte: Die Stadt forderte die Zahlung rückständiger Gebühren für die "Sondernutzung" der Straße durch den Musikanten, drohte mit Zwangshaft. Es gab eine gütliche Einigung.

Dass die Bußgeldbescheide auf den Namen "Martin Rocktäschel" lauten und nicht auf das Pseudonym "Moritz Rabe", führte diese Zeitung auf eine Spur in die Vergangenheit des Sängers. Der Geraer firmierte in den Jahren zwischen 1999 und 2005 als Liedermacher in der rechten Szene Thüringens und erlangte einige Prominenz. Auch der Verfassungsschutz hatte ihn im Auge. Mehrere Ermittlungsverfahren bei der Staatsanwaltschaft Gera datieren aus dieser Zeit, unter anderem Körperverletzung und Diebstahl, allerdings ohne politischen Hintergrund und ohne Verurteilung.


Gesinnungswandel
"Ich habe meine Lektionen gelernt und mit diesem Kapitel in meinem Leben abgeschlossen", sagt Rabe, der nach eigenem Bekunden in persönlichen Gesprächen immer wieder über seine Vergangenheit geredet hat. "Aber ich wollte das nie so an die große Glocke hängen."

Rabe sieht sich als Radikaler, als Anarchist, weder rechts noch links, der unterhalten, aber auch auf Missstände in dieser Welt aufmerksam machen wolle. Dazu gehören jetzt auch die "Missstände" im eigenen Leben.

Viele Leser unseres Online-Portals infranken.de und der infranken-Seite auf Facebook unterstützen Rabe, nehmen ihm seinen Gesinnungswandel ab. Er hat "sein Leben umgekrempelt", schreibt "Tobias Ganzmann". "Diana Nuss" und "Edda Leibach" meinen, dass man die Vergangenheit ruhen lassen sollte.

Klaus Stieringer weist darauf hin, dass Rabe selbst "das Licht der Öffentlichkeit" gesucht habe. Er sei nur konsequent und mutig von den Zeitungen der Mediengruppe Oberfranken und ihrem Online-Portal, auch den Hintergrund der Geschichte beziehungsweise der Person zu beleuchten.


"Nicht überzeugend"
Für "Sebastian Dinkel" ist Rabes Abschied von Rechts nicht überzeugend, da er in Liedern und in aktuellen Beiträgen auf dem Video-Kanal YouTube (wo Rabe als "corvinomaurizio" eine eigene Seite betreibt) nach wie vor rechtes Gedankengut verbreite. Rabe fühlt sich missverstanden: Diese Beiträge seien Teil seines eigenen "Fehlersuchens".