Pfarrer trotz sexuellem Missbrauch als Seelsorger? Vorhaben nach Aufschrei gestoppt

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Erzbistum Bamberg: Pfarrer trotz sexuellem Missbrauch als Seelsorger? Plan nach Aufschrei gestoppt
Laut dem Betroffenenbeirat im Erzbistum Bamberg wurde infolge des angedachten Einsatzes "eine tiefgreifende Spaltung in den Gemeinden befürchtet".
Erzbistum Bamberg: Pfarrer trotz sexuellem Missbrauch als Seelsorger? Plan nach Aufschrei gestoppt
gmg9130/Adobe Stock (Symbolbild)

Das Erzbistum Bamberg hatte erwogen, einen umstrittenen Pfarrer wieder für Gottesdienste einzusetzen. Dieser hatte einst einen Jugendlichen über Jahre sexuell missbraucht. Opfervertreter reagierten mit Entsetzen auf den Vorstoß - und tatsächlich gibt es nun eine Wende.

Vor rund zwei Jahren äußerten Bürger in einer fränkischen Kirchengemeinde Bedenken über einen dort tätigen Ex-Priester. Dieser hatte vom Ende der 1980er- bis zur Mitte der 1990er-Jahre über eine Spanne von sieben Jahren eine "intime Beziehung" mit einem anfangs noch Minderjährigen geführt. Das bestätigte das Erzbistum Bamberg unserer Redaktion auf Anfrage. Mit der Auflage, sich therapeutisch betreuen zu lassen, war der Geistliche später andernorts wieder als Seelsorger tätig.

Doch aufgrund der Bedenken der dortigen Gemeinde bat ihn der Generalvikar im September 2022, keine priesterlichen Dienste mehr wahrzunehmen. Jetzt gibt es erneut ähnliche Diskussionen. Es sei richtig, dass die Bistumsleitung die Möglichkeit erwogen hat, dass der Pfarrer in den seinem Ruhestands-Wohnsitz benachbarten Gemeinden Gottesdienste abhalten darf, erklärt das Erzbistum Bamberg inFranken.de am Freitag (25. Oktober 2024). Das Vorhaben stieß indessen auf harsche Kritik.

Erzbistum Bamberg ändert Pfarrer-Pläne wegen "starken Bedenken" - Betroffenenbeirat äußerte Vorwürfe

"Nach Bekanntwerden des Vorhabens gab es zahlreiche Reaktionen und Rückmeldungen, die überwiegend starke Bedenken äußerten, die über den konkreten Fall hinausgingen", führt das Erzbistum fort. Der Betroffenenbeirat im Erzbistum Bamberg etwa äußerte am Donnerstag in einer Stellungnahme an Erzbischof Herwig Gössl und Generalvikar Georg Kestel seinen Unmut: Man wisse, dass viele Seelsorger, Seelsorgerinnen und Menschen in den Gemeinden und der Umgebung "große Bedenken gegen die Beauftragung" des Mannes hätten. Es werde "eine tiefgreifende Spaltung in den Gemeinden befürchtet: das Unverständnis, ihn zu rehabilitieren, ist groß".

Der Beirat bitte dringend, von einer Beauftragung des Pfarrers für seelsorgliche Aufgaben abzusehen. "Aus Sicht des Betroffenenbeirats muss beim Umgang mit dem Thema Missbrauch in der Erzdiözese neben der Prävention die Rehabilitation der Opfer und die Anerkennung ihres Leids im Mittelpunkt stehen", heißt es in dem an Erzbischof und Generalvikar gerichteten Schreiben, das inFranken.de vorliegt. "Mit diesem Schritt stoßen Sie die meisten Betroffenen und all die Menschen, die sich einen sensiblen Umgang mit dem Thema wünschen, vor den Kopf."

Tatsächlich ist nun das Vorhaben vom Tisch, wie das Erzbistum informiert. Erzbischof Herwig Gössl habe den Geistlichen auf Empfehlung des zuständigen Arbeitsstabs überzeugt, auf das Ausüben von seelsorglichen Tätigkeiten weiterhin zu verzichten. Der Pfarrer habe sich am Donnerstag (24. Oktober 2024) auch dazu bereit erklärt. "Damit sollen im Seelsorgebereich, in der Region und in der breiten Öffentlichkeit bestehende Spannungen nicht weiter vertieft werden." Generalvikar Kestel wolle die Gemeinden vor Ort am Sonntag (27. Oktober 2024) über die Entscheidung informieren. Ausschlaggebend für die Wendung sei indes nicht die Intervention des Betroffenenbeirats, sondern Beratungen dazu habe es bereits seit Wochen gegeben, fügt das Erzbistum hinzu. Weitere Nachrichten aus Bamberg und Umgebung findest du in unserem Lokalressort.