Erwin Sternadl sucht ganz viele "Bamberger Reiter"

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Wie die Paarungen aussehen könnten, hat Sternadl schon vor Jahren festgehalten. Hier zwei leicht vergilbte Aufnahmen aus seinem Fundus. Rechts sieht man den Bamberger selbst mit Isabel Dubois, seiner Pariser Freundin, als Reiterin im eleganten Damensitz. Repro: FT
Wie die Paarungen aussehen könnten, hat Sternadl schon vor Jahren festgehalten. Hier zwei leicht vergilbte Aufnahmen aus seinem Fundus. Rechts sieht man den Bamberger selbst mit Isabel Dubois, seiner Pariser Freundin, als Reiterin im eleganten Damensitz. Repro: FT

Vom Bamberger Reiter gibt es unzählige Motive. Jetzt sollen Männer und Frauen Ross und Reiter mimen - für eine ganz besondere Ausstellung.

Anzügliche und vulgäre Anspielungen will er auf keinen Fall. Dazu ist ihm die Sache viel zu wichtig. Aber lustig und satirisch dürften die Darstellungen schon sein, zu denen Erwin Sternadl alle animieren möchte, die diese Zeilen lesen.

Der Bamberger plant eine Ausstellung unter dem Arbeitstitel "Der Bamberger Reiter in tausend Variationen". In einem Jahr soll sie fertig sein, vorausgesetzt, die Leute lassen sich von seiner Idee anstecken und schicken ihm reichlich Material: Mann und Frau sollen spielerisch Ross und Reiter nachahmen und sich dabei ablichten (lassen).

Sternadl, überregional als Lateinlehrer bekannt, der sogar Sechser-Schülern durch Nachhilfe per Telefon zu passablen Noten verhilft, spielt schon seit fast 40 Jahren mit dieser Idee. Jetzt will er sie endlich umsetzen - allen warnenden Stimmen zum Trotz, die sagen, er könnte sich mit dem Vorhaben lächerlich machen.


Mögliche Paarungen im Kopf

Das glaubt der Bamberger nicht. Er ist überzeugt, dass viele Leute seinen Ansatz gut finden und mitmachen werden. Nach möglichen Paarungen gefragt, schlägt er zum Beispiel Bamberger Basketballer und Cheerleaders vor oder eine Geigerin und einen Saxofonisten der Bamberger Symphoniker, uniformierte Polizeibeamte, Geistliche und ihre Haushälterin, und, und und. Selbst an das britische Thronfolger-Paar William und Kate und die Bundeskanzlerin will er herantreten.

Geht es nach Erwin Sternadl, soll sich Angela Merkel für seine Ausstellung mit einem Asylbewerber abbilden lassen oder mit Kritikern ihrer Flüchtlingspolitik wie Horst Seehofer oder Victor Orban. Warum er ausgerechnet so pikante Verbindungen vorschlägt? Der Bamberger ist nicht um die Antwort verlegen: Da könne die mächtigste Frau Deutschlands, der oft Politik nach Gutsherrenart vorgeworfen werde, zeigen, dass sie auch Demut besitze. Das würde, findet Sternadl, Merkels Ansehen gut tun.

Ob Prominenz oder einfaches Volk: Die Zweier-Teams sollen immer aus einem Mann und einer Frau bestehen und der Ausstellungsmacher bittet ausdrücklich darum, dass jeweils zwei Aufnahmen gemacht werden - jede und jeder also auch einmal das Pferd mimt und nicht nur auf dem hohen Ross sitzt. Auf dass die Bilder auch nicht den geringsten Anschein einer Dominanz durch eines der beiden Geschlechter enthalten.


1978 hat es "gefunkt"

Fragt man ihn nach seiner persönlichen Beziehung zum Bamberger Reiter, dann blendet der Diplomhistoriker in seiner Erinnerung weit zurück: Im August 1978 sei es gewesen, dass er bei einem Spaziergang mal wieder im Dom war. An jenem Tag habe ihn die berühmte Plastik in den Bann gezogen wie nie zuvor. Der Anblick von Ross und Reiter habe bei ihm plötzlich ganz viele Assoziationen und Vergleiche geweckt - so sei die Idee zu einer Ausstellung geboren worden, die er jetzt endlich realisieren wolle.

Dass der Bamberger Reiter ein Motiv ist, das die Menschen bewegt, steht für Sternadl außer Frage. Das scheint auch seine Sammlung von Abbildungen zu belegen, auf denen der Domreiter zu sehen ist. Das Spektrum reicht von der Briefmarke bis zur Karikatur, von der Pralinenschachtel bis zum Vereinslogo, vom Reiter aus Schokolade, den es bei den Bamberger Kurzfilmtagen zu gewinnen gibt, bis zur niedlichen Playmobil-Figur. Von den Klassikern aus und auf Porzellan ganz abgesehen.

Wer Sternadls Ausstellungspläne unterstützen will, sende ihm Fotos zu: entweder per E-Mail unter der Adresse sternadl@t-online.de oder per Post an Erwin Sternadl, Postfach 2649, 96017 Bamberg.