Energiepreise: Die Bamberger zahlen drauf

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Ein Preisvergleich zeigt: Auch bei Gas und Strom wird in Bamberg kräftig abgesahnt. Grafik: FT
Ein Preisvergleich zeigt: Auch bei Gas und Strom wird in Bamberg kräftig abgesahnt. Grafik: FT
 

Nicht nur beim Wasser zahlen Bambergs Bürger mehr als andere. Auch bei Gas und Strom müssen Kunden der Stadtwerke tief in die Tasche greifen. Was ist der Grund für dieses Missverhältnis? Stadträte sind ratlos und die Stadtwerke beschwichtigen. Im Artikel finden Sie eine Umfrage zu diesem Thema.

Es hat offenbar viele unserer Leser überrascht, dass Bamberg auch beim Wasserpreis ganz oben in Deutschland liegt. Die Kommentare, die uns erreichten, waren deutlich. Von Bürgers Geldbeutel, der da zum Brunnquell werde, war da die Rede oder von den Bambergern, die nun auch übers Wasser "städtische Größenwahnprojekte und verlustreiche Prestigeobjekte" bezahlen müssten.

Anders als beim Wasser gibt es das Monopol bei Gas und Strom längst nicht mehr und die Stadtwerke bewegen sich hier in einem starken Umfeld von Wettbewerbern. Kein Problem für Leute mit Computer, den Anbieter in Minutenschnelle zu wechseln.

Dennoch ist ein Vergleich der Tarife auch bei Strom und Gas sehr aufschlussreich. Denn erstens sind die meisten Bamberger nach wie vor Stadtwerkekunden und zweitens hängt von der Einnahmesituation der städtischen Energietochter auch der Haushalt der Stadt und manche andere Segnung ab wie etwa ein bezahlbarer öffentlicher Personennahverkehr oder günstige Bäder. Wehe, wenn hier einmal die Kunden das Weite suchten oder der Gewinn einbräche!

Doch die Hoffnung, dass die Bamberger Wasserpreise nur ein einmaliger Ausrutscher wären, wird schnell enttäuscht. Wer bei einem der einschlägigen Preisvergleichsportale wie etwa bei verivox.de den Namen Stadtwerke Bamberg sucht, muss schon sehr weit nach unten scrollen, um in den Listen fündig zu werden.

Beispiel Strom: Immerhin 346 Anbieter tummeln sich mittlerweile in Bamberg auf diesem hart umkämpften Feld. Von Vattenfall bis Yello, von Maingau Energie bis zu den Lechwerken locken die Anbieter die Stromverbraucher mit den unterschiedlichsten Tarifen. Trotz des offenkundigen Preisdschungels, der sich hier ausbreitet, ist schnell klar: Die Platzierung der Stadtwerke Bamberg ist mit Rang 318, Rang 341 und Rang 345 eher nicht schmeichelhaft.

Noch deutlicher stellt sich die Situation beim Gas dar. Auch hier hat die Liberalisierung des Marktes den Bambergern ein Heer von Anbietern beschert. Auch hier gehören die Stadtwerke nicht zu denjenigen, die Familien mit knappem Einkommen entlasten. Ganz im Gegenteil: Wer bei den Stadtwerken die Grundversorgung Gas wählt, kann sich bei Platz 200 von 233 sicher sein, bei einem der teuersten Anbieter einzukaufen. Auch im Vergleich mit anderen bayerischen Grundversorgern schlagen sich die Stadtwerke schlecht. Der Preisunterschied liegt bei über 150 Euro.

Kompensation für die Busse?

Doch wie erklärt sich dieses Gefälle? Ist es richtig, dass die vielen Aufgaben des städtischen Unternehmens in Bamberg, von den Bädern bis zu den Glasfaserkabeln, die Strom- und Gaspreise verteuern, wie immer wieder zu hören ist?

Helmut Müller (CSU) ist Aufsichtsrat der Stadtwerke und als solcher dem Wohlergehen der Stadt und ihrer Tochter verpflichtet. Dass es einen Zusammenhang zwischen den defizitären Aufgaben der Stadt und den Einnahmen aus Strom und Gas gibt, bestreitet er gar nicht - das ist gewissermaßen Sinn und Zweck der Stadtwerke. "Die Bürger wollen schließlich auch ein gut funktionierendes Busangebot haben", sagt Müller. Und auch die Glasfaserkabeln verlegen sich schließlich nicht von selbst...

Doch allein der Status der Stadtwerke kann es nicht sein, der diesen einen so großen Rucksack aufbürdet, dass sie ihre Kunden mehr als andere zur Kasse bitten. Sowohl bei Gas als auch bei Strom fällt auf, dass mittlerweile etliche kommunale Energieversorger zu den preisgünstigen Anbietern zählen und mit Konzernen durchaus konkurrieren können: die Stadtwerk Duisberg, Trier oder Schwerin etwa oder Verbünde wie Maingau Energie oder Fünfwerke, an denen mehrere Städte beteiligt sind.

Millionen für die Mutter

Was können sie, was die Stadtwerke Bamberg nicht können? Aufsichtsrat Peter Gack (GAL) nennt einen Grund, der bisher in der öffentlichen Debatte noch nicht auftauchte: die Konzessionsabgabe. Jährlich überweisen die Stadtwerke einen Millionenbetrag an die Stadt für die Erlaubnis, Leitungen im öffentlichen Grund zu betreiben. Geld, auf das die Mutter nicht verzichten will - oder kann.

Laut Gack führen Sonderprodukte dazu, dass sich die Konzessionsabgabe entsprechend vermindert - ein Problem des Bundesgesetzgebers.

Doch fragt man beim Verbraucherpreisportal Verivox nach, so lässt sich diese Information nicht bestätigen. Auch Sonderangebote seien konzessionspflichtig, sagt Dagmar Ginzel. Sie empfiehlt preisbewussten Kunden, die bei ihren Stadtwerken bleiben wollen, dort einfach und unnachgiebig günstigere Alternativen zu fordern.

Stadtwerke-Sprecher Jan Giersberg kann allerdings nicht bestätigen, dass die Unzufriedenheit in Bamberg hoch ist. Er warnt davor, bei Energiepreisen ungenau hinzuschauen, um nicht in die Falle von Dumpingangeboten zu tappen. In der Branche sei es es üblich, Kunden mit Lockangeboten zu ködern, die günstiger sind als die tatsächlichen Kosten. Auch diese Unternehmen müssten aber über kurz oder lang ihre Kosten erhöhen.

Trotz der Preisunterschiede ist der Wechsel enttäuschter Kunden bei den Stadtwerken offenbar noch kein Problem. Glaubt man Stadtwerke-Sprecher Jan Giersberg erfreuen sich die Stadtwerke nach wie vor eines überdurchschnittlich hohen Marktanteils. "Die Kunden honorieren den guten, persönlichen Service und die transparent und faire Preispolitik der Stadtwerke mit großer Treue."

Mal sehen, wie lange das so bleibt.

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