Friert man durch den Konsum von Glühwein weniger oder bewirkt das Heißgetränk das Gegenteil? Anna-Sophia Metzel testete, wie lange Glühwein warm hält.
Ich liebe Weihnachtsmärkte, den Duft von gebrannten Mändeln und Gewürzen, das gemütliche Beisammensein und sogar die kitschige Weihnachtsmusik. Und bis jetzt bin ich mir sicher: Glühwein hält auf dem Weihnachtsmarkt warm, auch wenn man ihn am nächsten Morgen oft länger merkt, als man sich wünscht. Deshalb nehme ich mir auf dem Weg zum Weihnachtsmarkt auch vor, höchstens drei Tassen zu trinken - für mich eine beachtliche Menge in zwei Stunden. Gemeinsam steuern wir die "Punsch-Manufaktur" am Gabelmann an.
Ich trinke keinen Kinder-Punsch, sondern einen "Weißen". Er hat einen Alkoholgehalt von 9,0 Prozent und besteht aus Weißwein, Rum, Zucker, Gewürzen und Zitronensaft. Deswegen schmeckt er leicht säuerlich und nicht sehr süß, sodass ich ihn langsam trinke.
Mir wird sofort warm: in den Füßen, in den Händen und im Bauch.
Warme Gedanken Nach einer halben Stunde ist mir kalt und mein Punsch leer. Ich frage Ludwig Müller, der schon seit zehn Jahren am Stand der "Punsch-Manufaktur" arbeitet, ob Glühwein wirklich warm hält. Er antwortet: "Ja, natürlich", und lacht: "Wem doch irgendwann kalt wird, der muss sich dann eben warme Gedanken machen."
Noch muss ich mir keine warmen Gedanken machen, mir ist zwar kalt, aber ein weiterer Glühwein tut es erst mal auch. Am Stand von Norbert Schober trinke ich einen roten "Bacchus". Er hat ein süßliches Heidelbeeraroma und 9,5 Prozent Alkoholgehalt. Norbert Schober meint: "Die Körperwärme hängt vor allem von der Außentemperatur ab." Langsam spüre ich meine Hände und Füße wieder, sie kribbeln und bald darauf auch mein Kopf.
Der Alkohol wirkt und ich merke, dass ich schwer einschätzen kann, wie schnell ich von dem warmen Getränk einen Schwips bekomme.
Turbo oder Radler Zusammen schlendern wir Richtung Weihnachtsmarkt und ich habe wieder die Qual der Wahl: normaler Glühwein, mit Heidelbeer- oder Kirsch-Geschmack, "Turbo" mit Schuss oder die gemäßigte "Radler"-Variante. Ich nehme einen Kirsch-Glühwein, in der Hoffnung, dass sich darin etwas mehr Saft als Wein befindet. Nach den ersten Schlücken merke ich, wie mir der Alkohol immer mehr in den Kopf steigt und mir wohlig warm wird.
An einem der Tische steht ein Paar, das zusammen heißen Eierlikör trinkt. Sie haben das milchige Getränk gewählt, weil es eine Abwechslung zum Glühwein ist und besonders gut schmeckt.
Die beiden sind sich einig: Alkoholhaltige Heißgetränke halten die Weihnachtsmarktbesucher warm.
Ich bemerke, womit ich schon seit ein paar Schlücken rechne: Mein Kopf brummt. Genug für heute, entscheide ich, trinke meinen mittlerweile abgekühlten Kirsch-Glühwein leer und erkläre den Versuch für beendet: Schluss mit Wein mit Schuss. In kurzen Abstände hat mich der Glühwein tatsächlich gewärmt und mich in vorweihnachtliche Stimmung gebracht. Nach den drei Tassen Glühwein will ich aber nur noch ins Warme - und am liebsten eine Tasse Tee.