Das Zapfendorfer Unternehmen hat den Rohstoff-Abbau mit der Wiederbelebung einer gut einen Kilometer langen Mainschleife verbunden. Dazu war viel Pioniergeist bei allen Beteiligten nötig. Jetzt wurde die Initiative belohnt. In Brüssel gab es dafür den Nachhaltigkeitspreis der Europäischen Union.
Im "Palast der schönen Künste" (Bozar) in Brüssel erhielt Firmenchef Thomas Porzner für eine herausragende Initiative zur Kooperation mit allen Beteiligten beim Kiesabbau im Maintal den Nachhaltigkeitspreis "Sustainable Development Award 2013". Das Unternehmen hatte zusammen mit den bayerischen Wasserwirtschafts-Behörden und den örtlichen Anrainern im Zuge des Kiesabbaus ein schon vergessen geglaubtes Stück Mainaue der Natur zurückgegeben.
"Notwendig war für ein solches Projekt vor allem gegenseitiges Vertrauen zwischen Wirtschaftsunternehmen und Behörde", nennt der Regierungsbaumeister und Firmeninhaber den Hauptgrund für das gute Gelingen. Zusammen mit dem Leiter des Wasserwirtschaftsamtes Kronach, Hans Hemmerlein, und Severin Hajer habe man ein Konzept entwickelt, das auf die sonst üblichen 60 Meter Abstand zwischen Main und Abbaugrube verzichten konnte. So konnte in einer gut einen Kilometer langen Mainschleife, die bei der Begradigung des Flusses im 19. Jahrhundert aufgelassen worden war, zunächst der Kies abgebaut und danach der Main wieder in sein altes Bett geleitet werden. Die Main-Begradigungen waren seinerzeit zum Vorteil der Flößerei aus dem Frankenwald vorgenommen worden.
Jetzt wurde in der alten und neuen Mainschleife zunächst der Oberboden abgetragen. Mit der Kies-Ausbeutung entstand Meter für Meter das alte Flussgerinne neu, wobei man dem Fluss "gewisse Freiheiten bei der Gestaltung seines Bettes" gelassen habe, so Thomas Porzner. So konnten natürliche Böschungen und kleine Inseln neu entstehen. Nach dem ersten Spatenstich im Jahr 2000 war in sieben Jahren das neue Mainbett angelegt und gleichzeitig Kiesabbau betrieben worden.
Ohne Zeitdruck und nur bei passender Witterung entstand das neue Mainbett, das auch von der Europäischen Union kofinanziert worden war. "Beide Seiten hatten einfach keine Lust, die 60 Meter Abstand einzuhalten". Stattdessen sei "ein Mischgebiet für Kiesabbau und Main" entstanden. Dabei habe man zwar ebenfalls Abbauflächen verloren, aber in wesentlich geringerem Maße. "Und wir gewannen die Akzeptanz aller anderen Beteiligten, so dass sich letzten Endes sowohl für die Wasserwirtschaft wie für den Naturschutz und für die Firma eine positive Situation ergeben hat", erläutert der Inhaber des jetzt ausgezeichneten traditionsreichen Zapfendorfer Unternehmens. Damals wurde völliges Neuland betreten.
Natürlich freut sich Thomas Porzner, eines von nur zwei deutschen und insgesamt 19 europäischen Unternehmen zu sein, das mit dem Preis für nachhaltige Entwicklung ausgezeichnet wurde. Der Gewinner des deutschen Nachhaltigkeitspreises 2012 hatte seine Unterlagen einer internationalen fachkundigen Jury vorlegen müssen und konnte damit auch gegen die Vorlagen international tätiger Konzerne bestehen. Das andere deutsche Unternehmen ist die Firma Lenz-Ziegler-Reifenscheid, ein Kitzinger Kieswerk, das in einem "Klassenzimmer am Baggersee" Kinder die Naturt erleben lässt. Zur Feier begrüßte immerhin ein Vizepräsident des Europäischen Parlamentes, der Spanier Alejo Vidal Quadras, die Teilnehmer im Brüsseler "Bozar".
Um eine Verbuschung der etwa zehn Hektar großen Landfläche in der neuen Flussschleife zu verhindern, wird derzeit an einem Beweidungskonzept mit drei bis fünf Urrindern gearbeitet. Damit wäre auch die einzigartige Artenvielfalt gestärkt, sagt das Preiskomiteee.
Wie bereits berichtet, soll eine ähnliche Maßnahme flussabwärts in den Gemarkungen Zapfendorf und Rattelsdorf wiederholt werden. Der Vertrag ist bereits unterschrieben.
Der Kiesabbau in unserer Firma wird in der fünften Generation seit 1882 betrieben. In dieser Zeit sind viele Seen entstanden, aber noch keine 5 % des im Maintal vorhandenen Kieses abgebaut. Es ist noch genug vorhanden, dass auch künftige Generationen noch heimische, bezahlbare Rohstoffe vorfinden.
Wir versorgen die heimische Bauwirtschaft und den privaten Hausbauer mit Sand, Kies und Oberboden. Wenn wir auch reich an Steinen sind, haben wir uns damit bis heute noch keine goldenen Nasen verdient, sondern müssen in guten und schlechten Jahren Geld verdienen, um die Gewinnungsgrundstücke, unsere Mitarbeiter und Steuern vor Ort zu bezahlen.
Alle Gewinnungsstätten sind nach aufwendigen, öffentlichen Verfahren genehmigt und werden mit hohem Aufwand rekultiviert. Die bei der Gewinnung anfallenden Seen am Obermain werden als Freizeitseen, Landschafts-/Angelseen und Biotopseen genutzt. Wir sind dabei nicht gewalttätig gegen die Natur, sondern geben der Natur einen Teil der verschwundenen Strukturen in der Aue zurück. Die Artenvielfalt der Flora und Fauna ist bereits während des Abbaus höher als vorher, da wir dabei Bereiche/Biotope schaffen, die in unserer Kulturlandschaft verschwunden sind.
Wir leben mit unseren Mitarbeitern und Familien am Obermain, gehen mit unserer Umwelt verantwortungsvoll um, freuen uns über viele nachhaltige, ökologische Fußabdrücke die wir seit über 130 Jahren im Maintal hinterlassen haben und natürlich auch über fachkundiges Lob. Wenn es aus Brüssel kommt freuen wir uns besonders, da wir als mittelständisches Unternehmen nachhaltiges Vorbild für ganz Europa sind.
Thomas Porzner
Es tut mir leid, aber das ist ein Beschönigungspreis und hat mit Nachhaltigkeit nur am Rande etwas zu tun. Die Kiesflächen im Obermaintal sind tausende von Jahre alt und wurden durch das Wirken des Herrn Porzner (und seiner Kollegen) innerhalb einer einzigen Generation auf magere Reste gestutzt. Da er damit ein Bombengeschäft macht, ist es nur redlich, dass der Natur nicht auch noch nach Abschluss der Ausbeutung Gewalt angetan wird.
Das Wort Nachhaltigkeit ist der am meisten von Politikern und Unternehmern missbrauchte Begriff; meist wissen die Verwender des Modewortes nicht einmal, welche Idee dahinter steckt. Das gilt auch für die Eurokraten in Brüssel.
Die Nachhaltigkeit würde hier beginnen, wenn die Ausbeutung gestoppt würde - doch davon ist nichts zu merken.
toll das Ganze - absolut lobenswert! Bleibt das auch erhalten?
Denn was passiert jetzt? Da kommt die Bahn und macht fast alles wieder kaputt?
Wo bleibt denn der Aufschrei der Zapfendorfer und der Kieskutscher zu den Zerstörungen durch den ICE?
Und was ist mit den Umweltleuten, die sonst immer am lautesten schreien.