Das "Klassenzimmer Natur" im Umweltzentrum Breitengüßbach wurde als UN-Dekadeprojekt "Biologische Vielfalt" geadelt. Staatssekretärin Melanie Huml kam zur Urkunden-Übergabe in die ehemalige Munitionsanlage. Teile der alten Militäreinrichtung werden einer ganz anderen Nutzung zugeführt.
Wenn sie auch nicht unbedingt der Landesverteidigung dienen - ein Gutes haben die Strukturreformen der Bundeswehr vielleicht doch: Auf den früheren Militär-Arealen hat sich, abgekapselt von der Außenwelt, in den meisten Fällen eine seltene Artenvielfalt erhalten. Das ist bei der ehemaligen "Muna" in Breitengüßbach nicht anders: Allein neun verschiedene Fledermaus-Arten sind auf dem 125 Hektar großen Areal heimisch geblieben, ihre Zahl soll auf 13 gesteigert werden. Den Fledermäusen galt gestern auch das Hauptaugenmerk, als die Initiatoren dieser "Bio-Diversität" eine schöne Auszeichnung erhielten: Bayerns Umwelt-Staatssekretärin Melanie Huml (CSU) übergab im Muna-Wald die Urkunde mit der Würdigung als "UN-Dekade-Projekt Biologische Vielfalt". Die globale Auszeichnung wird an Projekte verliehen, die sich in nachahmenswerter Weise für den Erhalt dieser Vielfalt einsetzen.
Für das "Klassenzimmer
Natur" gewiss ein schöner Erfolg. Besonders freuten sich darüber die drei Partner dieser Öko-Aktion: die Initiative "Artenschutz in Franken", vertreten durch ihren Vorsitzenden Thomas Köhler, die Audi-Umweltstiftung, die das ganze Projekt durch ihr Sponsoring erst möglich gemacht hat, vertreten durch ihren Vorsitzenden Dagobert Achatz und Michael Hügel, und nicht zuletzt die Gemeinde Breitengüßbach mit Bürgermeister Reiner Hoffmann (UBB), Drittem Bürgermeister Paul Förner (FWG), Gemeinderat Hubert Dorsch (CSU) und Geschäftsstellenleiter Stefan Neubauer auch für die Entwicklungsgesellschaft Breitengüßbach. Viel Begeisterung war trotz winterlicher Temperaturen bei den jüngsten Protagonisten zu spüren: den Kindern der gemeindlichen Kindertagesstätte mit ihrer Leiterin Heike Raab-Held.
Selbst der neue Fledermaus-Keller, dessen Eröffnung als Anlass für die Urkunden-Verleihung genommen wurde, konnte die Kinder nicht schrecken. Unter Leitung ihrer Betreuerinnen und viel gutem Zureden von Staatssekretärin Melanie Huml, die versuchte, den Kindern die Bedeutung des Tages anschaulich zu machen, ging es in einen der 85 ehemaligen Bunker des Munitionsdepots, der jetzt den Rahmen für eine Galerie von Fledermaus-Darstellungen vom "Grauen Langohr" über den "Großen Abendsegler" bis zur "Großen Hufeisennase" gibt. Insgesamt 24 Fledermaus-Arten sollen in unseren Breiten vorkommen, sie alle sind mit beeindruckenden Informationstafeln dargestellt. "Es ist super geworden", zeigte sich Thomas Köhler sehr zufrieden.
Auszeichnung mehr als verdient Die Audi-Umweltstiftung als Finanzier hat sich dabei nicht lumpen lassen.
110.000 Euro flossen aus Ingolstadt bisher in das Projekt. Bis alles fertig ist, sollen es 160.000 werden. Noch zwei weitere "Module" sind dafür vorgesehen: Das nächste Projekt gilt den Eidechsen, ein viertes "Modul" soll 2015 dann den "Kamm-Molch" würdigen. Als erstes war in einem ehemaligen Munitions-Unterstand ein Schulungsbunker als Raum des Wissens und Erlebens eingerichtet worden. Ein spezielles Informationssystem soll den Besuchern die Orientierung in dem 125 Hektar großen Waldgelände erleichtern. Mit Lehrpfaden wird über Lebensräume und Lebensarten informiert. In Franken fördere die Audi-Stiftung mit den Wonseeser Dohlen und dem Nachhaltigkeitszentrum im Steigerwald noch zwei weitere Projekte, schloss Achatz.
Melanie Huml verlas den Text der Urkunde für das "Klassenzimmer Natur".
Bürgermeister Reiner Hoffmann dankte "allen Beteiligten, die sich für die Natur engagieren", für die Unterstützung bei diesem "weltweit bedeutenden Thema". Man sei sehr stolz auf den Artenschutz, der durch die ehemalige Muna ermöglicht werde.
"Das Klassenzimmer Natur hat diese Auszeichnung mehr als verdient", betonte Staatssekretärin Melanie Huml. Seit 1992 gebe es den Schutz der biologischen Vielfalt, den Zeitraum von 2011 bis 2020 hätten die Vereinten Nationen zur "UN-Dekade Biologische Vielfalt" ausgerufen. Dabei gehe es darum, die Menschen mitzunehmen in eine Zeit, in der die Natur mit all ihren Schätzen wieder mehr Beachtung finde. Mit den Liedern "Tanne, Buche, Eiche" und von der Haselmaus rundeten die Kinder das Treffen im Wald ab.
So funktioniert Artenschutz - nach den Vorstellungen von "Artenschutz in Franken"-Chairman Thomas Artur Köhler: Geld aus naturschutzfernen Quellen (Audi) akquirieren, damit Kästen aufhängen und einen Bunker mit Plakaten und niedlichen Vampiren austatten, dann eine Kindergartengruppe in Szene setzen, schließlich keine Forderungen auf Veränderung der übernutzten Kulturlandschaft stellen - es ist ja nun alles in Ordnung. Da man im Gegensatz zu den Naturschutzverbänden soooo lieb zu allen ist, kommt dann auch noch eine Staatssekretärin und überreicht irgendeinen Preis, den sie nicht selbst ausgelobt hat. Alle freuen sich und jubeln, doch die Natur bleibt auf der Strecke.
Man sollte doch gleich zugeben, dass hier mit viel Geld ein militärischer Raum in eine Art Dokumentationsschuppen umgewandelt wurde. Die Kinder kommen, bewundern die Bilder und die aufgehängten Vampire, dürfen auch irgendwelche Tiere streicheln, der FT kommt, macht zig Fotos, spricht von einer mehr als verdienten Auszeichnung, schafft es aber nicht einmal, in seiner inzwischen bewährten Bildzeitungsmache eine ganze Seite zu füllen. Mit der Natur selber geschieht nichts.
Geht es hier um Umweltbildung? Dann muss professionelles Personal her! Kann das Herr Köhler sein? Er ist doch nur ehrenamtlich tätig und geht angeblich einem Broterwerb nach? Interessant, dass die Naturschutzverbände nichts Vergleichbares auf die Beine stellen können! Warum? - Sie wissen, dass sie nicht das Geld für das Personal haben.
Fazit: viel Lärm um nichts.